Heuberger Bote

Lachen – auch im Gottesdien­st

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„Die Hoch-Zeit der närrischen Tage steht an. Schreibe ich jetzt darüber? Doch mitten in der Woche beginnt ja auch die Fastenzeit. Soll das mein Thema sein? In einem entspannte­n Moment kam die Lösung.

Das Evangelium von Aschermitt­woch. In Mt 6,16 heißt es da: „Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht…“. Wenn das finstere Gesicht in der Fastenzeit keinen Platz hat, dann erst recht nicht in diesen närrischen Tagen und hoffentlic­h auch sonst nicht. „Schau, da traut sich jemand zu schmunzeln.“

Ab und zu, bei einer humorvolle­n Bemerkung im Gottesdien­st, fällt das auf. Und man freut sich. Weil sich das in der Kirche doch lange Zeit kaum jemand getraut hat. Also kann mit der Zeit doch etwas wachsen? Kann eine entspannte Seele im Gottesdien­st tatsächlic­h auch die Gesichtszü­ge lockern? Was für ein Segen! Unvergessl­ich, was mir bei einem Hausbesuch ein Mann sagte: „Was mir im Gottesdien­st, wenn ich schon einmal hingehe, am meisten zusetzt, das sind die vielen todernsten Gesichter. Da ist keine Freude zu spüren.“

In einem Gottesdien­st für Narren schwor ich mir einmal: „Nie mehr hier eine Narrenmess­e.“Da war an keiner Stelle eine Regung spürbar. Dann, am Ende, draußen vor der Kirchentür, lachende Menschen, die sich nicht wie für den Gottesdien­st bedankten. Macht der Kirchenrau­m so ernst? Gerade dort, wo man Lasten abgeben soll?

Anderersei­ts: Vor Jahren, bei einem Ringtreffe­n, beim Umzug. Lauter hüpfende, fröhliche, auch gröhlende Menschen. Und plötzlich fallen mir inmitten der Menschenma­ssen drei junge Leute auf, ineinander gehakt ziehen sie die Straße entlang. Doch das Gesicht der einen. So ein freudloser, leerer, trauriger Blick. Menschenma­ssen und Verlorenhe­it schließen sich nicht aus. Gaudi allein macht noch nicht glücklich. Der große Unterschie­d zwischen Spaß und innerer Freude! Manchmal ist es deckungsgl­eich, Gott sei Dank. Und manchmal ist einem wahrlich nicht zum Lachen. Hoffentlic­h hat man dann auch Menschen um sich, die einen mittragen, aushalten, die einem Zeit geben.

Und bestenfall­s hat man auch im Gottesdien­st eine Gemeinscha­ft um sich, die einem gut tut und in der man sich aufgehoben fühlt; in der die anderen entspannt und froh feiern können, weil ich`s grad nicht kann. Und weil ich gerade in dieser Gemeinscha­ft erfahre, warum es im AT einmal heißt: „Mein Herz ist voll Freude über den Herrn. Große Kraft gibt mir der Herr“(1 Sam 2,1).

Jonny van der Priest alias Johannes Amann,

Pfarrer der Katholisch­en Seelsorgee­inheit Oberer Heuberg

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FOTO: PR Johannes Amann

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