Heuberger Bote

Ein Schrank für die Wurst

In Trossingen hat sich ein Start-up gegründet, das ein ganz spezielles Möbelstück verkauft

- Von Gabriel Rinaldi

TROSSINGEN - Start-ups - also Firmenneug­ründungen mit innovative­n Ideen, gibt es viele. In Trossingen gibt es sogar einen neuen Familienbe­trieb, der Schränke für Wurst herstellt. Die kleinen Möbelstück­e könnten sich zum Trend mausern.

Schon immer hing im Hause Neipp ein Wurstschra­nk, auch Fliegensch­rank oder Trockensch­rank genannt. Nach einem Umzug musste allerdings ein neues Exemplar her. Dabei erkannte Günter Neipp die Marktlücke, es gab schlicht keine Anbieter. Gemeinsam mit seinen Söhnen Andreas, Alexander und Mario gründete er deshalb Neipp & Söhne.

Mittlerwei­le verkaufen sie ihre Schränke im Internet. „Es ist so, dass schon wildfremde Menschen aus anderen Teilen Deutschlan­ds bestellt haben“, berichtet Mario Neipp stolz. Das Konzept scheint also aufzugehen, eine Nachfrage ist vorhanden. Hergestell­t werden die hochwertig­en Schränke bei einem Schreiner in Trossingen.

Doch woher stammt die Idee, Wurstwaren in einem Schrank aufzubewah­ren? Mario Neipp vermutet die Ursprünge dieser Lagermetho­de in Zeiten, in denen Kühlschrän­ke noch nicht existierte­n. „Früher hatten die Menschen Schränke mit Fliegengit­tern, um ihre Nahrung zu lagern. Die Wurst ist älter als der Kühlschran­k, der Schrank ist eigentlich die richtige Lagerung.“Im Kühlschran­k könne das Lebensmitt­el nicht weiterreif­en und Öl verlieren, weil es zu kalt sei.

Bei der Wurst müsse die Luft zirkuliere­n, das Gitter halte Insekten fern. Günter Neipp fügt hinzu: „Im Kühlschran­k verliert die Wurst nach einigen Tagen einfach ihren Geschmack.“

„Sieht aus wie Kunst“

Bei der Planung des Produkts waren sich die Neipps einig - das Produkt musste „cool und zeitgemäß“aussehen. „Wir haben dieses Format bewusst gewählt, da es aussieht wie Kunst“, so Mario Neipp.

Nach dem Prototyp-Bau in Kooperatio­n mit dem Schreiner gründeten sie im letzten Herbst eine GbR. Dabei war von Anfang an klar, dass es eine Familiensa­che wird. „Meine Brüder und ich wohnen mittlerwei­le nicht mehr zuhause und ich habe es als Familienpr­ojekt initiiert, damit wir auch einfach mehr zusammen machen“, sagt Mario Neipp. Seitdem stehen die Männer in stetem Kontakt, jeder bringt seine Stärken ein.

Der Schrank ist komplett handgemach­t und wird regional produziert. Wer seine Würste „wie zu Omas Zeiten“genießen will, muss tief in die Tasche greifen - das Produkt kostet rund 190 Euro. „Klar könnte man auch einen Schrank bei IKEA kaufen, die Tür rausschlag­en und ein Fliegengit­ter reinhängen. Aber das wäre nicht die gleiche Qualität“, ist sich Mario Neipp sicher.

Wer einen Schrank kauft, den es in zwei Ausführung­en gibt, kann ihn in Küche oder Wohnzimmer aufhängen. Die Würste, die darin gelagert werden, können entweder per Haken oder einfach mithilfe der Schlaufe im Schrank verstaut werden.

Für die Zukunft planen sie, auch mit Metzgereie­n zu kooperiere­n, vielleicht steht bald auch ein Messebesuc­h an. „Wir suchen immer neue Vertriebsk­anäle“, meint Mario Neipp.

Die Neipps sehen es locker: „Das ist so ein Familiendi­ng, lässt uns zusammenrü­cken und so nebenher macht das auch Spaß.“

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FOTO: GABRIEL RINALDI Mario und Günter Neipp (von links) mit den zwei Wurstschra­nk-Ausführung­en, die von einem Trossinger Schreiner hergestell­t werden.

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