Ein Schrank für die Wurst
In Trossingen hat sich ein Start-up gegründet, das ein ganz spezielles Möbelstück verkauft
TROSSINGEN - Start-ups - also Firmenneugründungen mit innovativen Ideen, gibt es viele. In Trossingen gibt es sogar einen neuen Familienbetrieb, der Schränke für Wurst herstellt. Die kleinen Möbelstücke könnten sich zum Trend mausern.
Schon immer hing im Hause Neipp ein Wurstschrank, auch Fliegenschrank oder Trockenschrank genannt. Nach einem Umzug musste allerdings ein neues Exemplar her. Dabei erkannte Günter Neipp die Marktlücke, es gab schlicht keine Anbieter. Gemeinsam mit seinen Söhnen Andreas, Alexander und Mario gründete er deshalb Neipp & Söhne.
Mittlerweile verkaufen sie ihre Schränke im Internet. „Es ist so, dass schon wildfremde Menschen aus anderen Teilen Deutschlands bestellt haben“, berichtet Mario Neipp stolz. Das Konzept scheint also aufzugehen, eine Nachfrage ist vorhanden. Hergestellt werden die hochwertigen Schränke bei einem Schreiner in Trossingen.
Doch woher stammt die Idee, Wurstwaren in einem Schrank aufzubewahren? Mario Neipp vermutet die Ursprünge dieser Lagermethode in Zeiten, in denen Kühlschränke noch nicht existierten. „Früher hatten die Menschen Schränke mit Fliegengittern, um ihre Nahrung zu lagern. Die Wurst ist älter als der Kühlschrank, der Schrank ist eigentlich die richtige Lagerung.“Im Kühlschrank könne das Lebensmittel nicht weiterreifen und Öl verlieren, weil es zu kalt sei.
Bei der Wurst müsse die Luft zirkulieren, das Gitter halte Insekten fern. Günter Neipp fügt hinzu: „Im Kühlschrank verliert die Wurst nach einigen Tagen einfach ihren Geschmack.“
„Sieht aus wie Kunst“
Bei der Planung des Produkts waren sich die Neipps einig - das Produkt musste „cool und zeitgemäß“aussehen. „Wir haben dieses Format bewusst gewählt, da es aussieht wie Kunst“, so Mario Neipp.
Nach dem Prototyp-Bau in Kooperation mit dem Schreiner gründeten sie im letzten Herbst eine GbR. Dabei war von Anfang an klar, dass es eine Familiensache wird. „Meine Brüder und ich wohnen mittlerweile nicht mehr zuhause und ich habe es als Familienprojekt initiiert, damit wir auch einfach mehr zusammen machen“, sagt Mario Neipp. Seitdem stehen die Männer in stetem Kontakt, jeder bringt seine Stärken ein.
Der Schrank ist komplett handgemacht und wird regional produziert. Wer seine Würste „wie zu Omas Zeiten“genießen will, muss tief in die Tasche greifen - das Produkt kostet rund 190 Euro. „Klar könnte man auch einen Schrank bei IKEA kaufen, die Tür rausschlagen und ein Fliegengitter reinhängen. Aber das wäre nicht die gleiche Qualität“, ist sich Mario Neipp sicher.
Wer einen Schrank kauft, den es in zwei Ausführungen gibt, kann ihn in Küche oder Wohnzimmer aufhängen. Die Würste, die darin gelagert werden, können entweder per Haken oder einfach mithilfe der Schlaufe im Schrank verstaut werden.
Für die Zukunft planen sie, auch mit Metzgereien zu kooperieren, vielleicht steht bald auch ein Messebesuch an. „Wir suchen immer neue Vertriebskanäle“, meint Mario Neipp.
Die Neipps sehen es locker: „Das ist so ein Familiending, lässt uns zusammenrücken und so nebenher macht das auch Spaß.“