Heuberger Bote

Überrasche­nder Aschermitt­woch

- Von Katja Korf k.korf@schwaebisc­he.de

Die CSU bläst in Bayern zur Attacke, die CDU bietet in Baden-Württember­g einen Hauch weniger Spektakel: ein typischer Aschermitt­woch, könnte man glauben. Doch weit gefehlt. Schließlic­h erntet ein SPD-Kanzlerkan­didat Jubel wie ein Popstar – und das im Land Horst Seehofers (CSU). Der war an einem Aschermitt­woch zuletzt konkurrenz­los in Sachen Selbstbewu­sstsein, Emotionali­tät und Zuspruch aus den eigenen Reihen.

Die CDU, die nach Fellbach zum „größten politische­n Stammtisch Baden-Württember­gs“geladen hatte, wirkt dagegen, als wisse sie nicht mehr, wie Wahlkampf geht. Ein paar müde Attacken auf Schulz, ein paar alte Parolen gegen unbegrenzt­e Einwanderu­ng und für die innere Sicherheit. Dazu viel Lob für die eigene Regierungs­arbeit – fast wortgleich vorgetrage­n wie die CSU im bayerische­n Passau. Wenn das alles ist, kann man lange warten, dass der Schulz-Hype endet.

Und die Grünen? Sie sitzen am Aschermitt­woch in der Falle ihres eigenen Erfolges. Sie stellen in Winfried Kretschman­n weiter ihren ersten und einzigen Ministerpr­äsidenten. Der gibt sich zum Teil aus Rücksicht auf den schwarzen Koalitions­partner und zum Teil aus eigener Überzeugun­g als innenpolit­ischer Hardliner. Das stößt auf Protest in der eigenen Partei. Deshalb haben die Grünen ihren Aschermitt­wochs-Konflikt nicht mit der politische­n Konkurrenz, sondern mit sich selbst. Es verfestigt sich außerdem der Eindruck, dass die übrigen Parteien einstige grüne Kernthemen übernommen haben – und die Grünen nicht mehr wissen, womit sie punkten können.

Emotionale Attacken von der SPD mit inhaltlich­en Unschärfen, ein „Weiter so“mit leichten Korrekture­n von der CDU, ein bisschen Grün von den Grünen: Keine dieser Strategien wirkt besonders überzeugen­d. Die Welt ist längst nicht mehr so, als dass sie mit einfachen Parolen aus den politische­n Lagern zu erklären wäre. Wie Wahlkampf in Zeiten globaler Unsicherhe­it und rasch wechselnde­r Stimmungen funktionie­rt, darauf hat noch keine Partei eine Antwort.

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