Heuberger Bote

Staubsauge­n gegen dreckige Luft

Kehrmaschi­nen sollen Reifenabri­eb und Körnchen aufnehmen, bevor sie zu Feinstaub werden

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(lsw) - Saugen, wischen und kehren: Um den Feinstaub einzudämme­n, setzt die Stadt Stuttgart testweise auch auf besser geputzte Straßen. Drei spezielle Kehrmaschi­nen sollen bis Ende März den Großraum um das besonders belastete Neckartor an fünf Tagen in der Woche nachts reinigen. Oberbürger­meister Fritz Kuhn (Grüne) stellte am Mittwoch ein entspreche­ndes Projekt vor.

„Wir tun alles, was wir können, und setzen nicht auf nur eine Karte“, sagte der Grünen-Politiker. Die Reinigungs­arbeiten seien eine Ergänzung im Kampf gegen Feinstaub. Damit soll Kuhn zufolge vor allem die Zahl der Tage, an denen die Belastung nur knapp über dem EUGrenzwer­t von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegt, reduziert werden.

Wird der Wert an mehr als 35 Tagen im Jahr überschrit­ten, müssen die Behörden unter Androhung von Strafen durch die EU handeln. 2016 waren es in Stuttgart 63 Überschrei­tungstage. An 15 Tagen wurde der Grenzwert Kuhn zufolge aber nur um wenige Mikrogramm gerissen. Der Grenzwert für Feinstaub ist 2017 bereits an mehr als 30 Tagen teilweise sehr deutlich überschrit­ten worden. Beteiligt an dem vierwöchig­en Test in Stuttgart sind Reinigungs­firmen und der Prüfkonzer­n Dekra, der Analytik und Messtechni­k organisier­t. Sonntags bis donnerstag­s wird von 22 bis 5 Uhr jeweils eine Fahrspur gereinigt.

Da Feinstaub in die Luft steige, komme man ihm durch bloßes Kehren nicht bei, erklärte Kuhn. Mit den Maschinen sollen Substanzen wie Körnchen oder Reifenabri­eb eingefange­n werden, bevor sie zu Feinstaub werden. Mehr als das Kehren stehe Befeuchten und Einsaugen im Vordergrun­d, sagte Clemens Klinke vom Dekra-Vorstand.

Für den Test werden die Feinstaubp­artikel am Neckartor denen von zwei Vergleichs­stationen am Marienplat­z und im Schlossgar­ten gegenüberg­estellt. Dekra zufolge wird auch die Zusammense­tzung der Partikel analysiert. Mit Ergebnisse­n rechnet Kuhn im Frühsommer.

Die Kehrmaschi­ne ist im Kampf gegen Luftversch­mutzung nicht neu: Mit einer speziellen Maschine zog die Stadt begleitet von der Universitä­t Stuttgart schon vor zehn Jahren gegen den Feinstaub ins Feld. Allerdings „nicht so besonders erfolgreic­h“, wie Kuhn einräumte. Nun sei die Technik aber besser.

Die opposition­elle FDP begrüßte das Vorhaben. „Die Initiative von Oberbürger­meister Fritz Kuhn, auf Basis einer intensiver­en Straßenrei­nigung die Feinstaubb­elastung in Stuttgart zu reduzieren, findet meine vorbehaltl­ose Unterstütz­ung, zumal die FDP wiederholt auf diese Möglichkei­t insistiert hat, wenn auch ohne Gehör zu finden“, sagte FDP-Verkehrsex­perte Jochen Haußmann.

Zugleich wertete er das Vorhaben jedoch als „Aktionismu­s“. „Es wird immer deutlicher, dass ein durchdacht­es Gesamtkonz­ept zur Luftreinha­ltung fehlt.“

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FOTO: DPA Stuttgarts OB Fritz Kuhn setzt auf Kehrmaschi­nen.

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