Ein bisschen Applaus
Beim Aschermittwoch der CDU in Fellbach ist der Basis nicht durchweg nach Jubel zu Mute
- Bis die Kelter in Fellbach kocht, dauert es. 1500 CDUMitglieder warten dort an diesem Aschermittwoch auf ihren Einsatz. Sie sind hier durchaus jubelbereit, nach zum Teil stundenlanger Anreise, nach fünf Jahren Opposition in Baden-Württemberg und einem Jahr 2016, das eine historische Niederlage bei den Landtagswahlen brachte – die CDU aber wenigstens zurück in die Landesregierung geholt hat.
Zufrieden klingt es zunächst, wenn mit Thomas Strobl wenigstens ein stellvertretender Ministerpräsident ans Mikrofon tritt und mehrere Minister im Saal begrüßen kann. Allerdings ist die Basis wohl nicht rundum zufrieden mit ihrer Riege in der grün-schwarzen Regierung. Als Strobl die „schwarze Tinte“im Koalitionsvertrag und die prägende Rolle der CDU lobt, erntet er statt Applaus vereinzeltes Aufstöhnen. Ersten Jubel spendiert der Saal Strobl für dessen Attacke auf den überraschend starken politischen Gegner. SPDKanzlerkandidat Martin Schulz sei eine „Luftpumpe“, dessen Forderungen dem Praxistest nicht standhielten.
Nach Strobl tritt der Hauptredner ans Pult. Wolfgang Bosbach, CDUInnenexperte im Bundestag, karnevalsgestärkter Rheinländer und Kanzlerinnen-Kritiker. Wer, wenn nicht er, sollte diese Bühnen nutzen für deftige Attacken? Doch auch er redet bereits eine halbe Stunde, bevor er sie hat, die CDUler. „Wer in Deutschland nach der Scharia leben will, dem müssen wir sagen: dafür hast du dir das falsche Land ausgesucht“. Ebenso deutlich und mit Applaus bedacht: „Wer dem türkischen Ministerpräsidenten im Wahlkampf zujubeln möchte, soll das in der Türkei tun, nicht in Deutschland.“
Doch danach flacht die Spannungskurve wieder ab. Bosbach redet frei und geschliffen, setzt Pointen und beschreibt differenziert aktuelle Problemlagen. Doch denen will der Rheinländer und CDUler Bosbach nicht freudlos gegenüberstehen. Dafür greift er zum ganz großen Bogen: Die CDU habe in der Geschichte der Bundesrepublik alle Schlüsselentscheidungen richtig getroffen. Auch deshalb „dürfe man sich weiter glücklich schätzen, hier zu leben und zu arbeiten“. Dafür lohne es, im Bundestagswahlkampf zu kämpfen. Dann ist Schluss, und es gibt stehenden Applaus. Den gibt es hier aber traditionell.