François Fillons Devise lautet: Durchhalten bis zum Schluss
Präsidentschaftskandidat der französischen Konservativen bleibt trotz Ermittlungen im Wahlrennen – Gerichtstermin am 15. März
- Der entscheidende Satz fiel um 12.35 Uhr. „Ich werde mich nicht zurückziehen“, sagte ein sichtlich angegriffener François Fillon vor der Presse. Der Präsidentschaftskandidat der französischen Konservativen will nicht aufgeben, auch wenn ihm in der Affäre um eine Scheinbeschäftigung seiner Frau Penelope ein Ermittlungsverfahren bevorsteht.
Vergessen ist seine Ankündigung, in diesem Fall nicht anzutreten. „Ich werde bis zum Ende gehen“, kündigte Fillon am Mittwoch an. „Ich begebe mich in die Hände des französischen Volkes, denn nur eine allgemeine Wahl und kein juristisches Verfahren kann entscheiden, wer der nächste Präsident wird.“
Der frühere Regierungschef stellte sich als Opfer der Justiz dar, die ihn am 15. März vor die Untersuchungsrichter lädt – zwei Tage bevor die Erklärungsfrist für die Wahlbewerber endet. „Die Rechte soll daran gehindert werden, einen Kandidaten zu präsentieren“, kritisierte der 62-Jährige und sprach von einem „politischen Mord – nicht nur an mir, sondern an den Präsidentschaftswahlen“.
Am Morgen hatte Fillon so hastig seinen Auftritt bei der Landwirtschaftsmesse abgesagt, dass Spekulationen über einen Verzicht hochkamen. Am Vormittag sprach der Abgeordnete in seinem Hauptquartier mit den Parteispitzen über seinen Justiztermin. Doch bis auf Ex-Minister Bruno Le Maire, der sich aus Fillons Wahlkampf zurückzog, hielt die Mauer rund um den angeschlagenen Kandidaten. Wohl auch, weil es keine Alternative gab, denn Alain Juppé hatte mehrfach deutlich gemacht, dass er als „Plan B“nicht zur Verfügung steht.
Fillon hatte die Vorwahlen der Republikaner im November triumphal gegen Juppé gewonnen und danach zunächst wie der sichere Sieger der Präsidentschaftswahlen ausgesehen. Doch die Enthüllungen der Satirezeitung „Canard Enchaîné“über die jahrelange Anstellung seiner Frau und Kinder als Parlamentsassistenten ließen den gläubigen Katholiken in den Umfragen abstürzen. Sein Wahlkampf leidet seither unter „Penelopegate“: Fillons Auftritte werden regelmäßig von einem Konzert auf Kochtöpfen gestört - in Frankreich ein Synonym für Affären. Von einem „Klima fast wie im Bürgerkrieg“sprach der Kandidat, der auf sein Image als Saubermann gesetzt hatte.
800 000 Euro verdient
Seit Freitag laufen jedoch die Vorermittlungen wegen Hinterziehung öffentlicher Gelder, denn Fillon ließ seine Frau und zwei seiner Kinder auf Kosten der Steuerzahler entlohnen. Insgesamt mehr als 800 000 Euro verdiente die Familie Fillon so innerhalb von 15 Jahren. „Sie haben mir geholfen und ich werde es beweisen“, kündigte der fünffache Vater am Mittwoch an.
Seine Kandidatur sieht er als Alternative zur Rechtspopulistin Marine Le Pen und dem unabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron, die in Umfragen vor ihm liegen. „Die Franzosen sollen nicht die Wahl haben zwischen dem verrückten Abenteuer der Rechtsextremen und der Fortsetzung der Politik Hollandes“, rechtfertigte Fillon seine Haltung. „Ich fordere euch auf, Widerstand zu leisten“, sagte er seinen Anhängern.
Auch Marine Le Pen ist in eine Affäre um Scheinbeschäftigung verwickelt. Die Chefin des Front National (FN) soll ihre Büroleiterin und einen Leibwächter als Assistenten im Europaparlament ausgegeben haben, obwohl sie für den FN arbeiteten. Die Rechtspopulistin, die als Europaabgeordnete Immunität genießt, weigerte sich, in der Affäre auszusagen.
Fillon will dagegen seinen Justiztermin in zwei Wochen wahrnehmen: „Ich respektiere die Institutionen.“Wie Le Pen hatte er allerdings gehofft, dass die Justiz während des Wahlkampfes eine Pause in ihren Ermittlungen macht. „Es gibt keinen Text, der eine solche Unterbrechung rechtfertigen würde“, lehnte Justizminister Jean-Jacques Urvoas am Wochenende in einem Zeitungsinterview eine solche Forderung ab.