Heuberger Bote

Hart in der Sache, milder im Ton

US-Präsident Donald Trump hat seine erste Rede vor dem Kongress gehalten

- Von Frank Herrmann und dpa

- In deutlich versöhnlic­herem Ton hat US-Präsident Donald Trump die Ecksteine seiner Politik untermauer­t. Trump rief Republikan­er und Demokraten in seiner Rede vor dem Kongress in der Nacht zum Mittwoch dazu auf, zusammenzu­arbeiten. Er wiederholt­e seine Wahlverspr­echen, Arbeitsplä­tze zu schaffen und eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bauen. Der Präsident unterstric­h auch seine Verbundenh­eit zur Nato.

Kein Abschweife­n, keine plötzliche­n Poltereinl­agen, keine verbalen Schüsse aus der Hüfte. Donald Trump hat sich ausnahmswe­ise strikt an ein Manuskript gehalten, er hat verlesen, woran seine Redenschre­iber tagelang feilten. Bei seinem ersten Auftritt vor dem Kongress hat der US-Präsident bewiesen, dass er sowohl disziplini­ert sein als auch gesetztere Töne anschlagen kann.

Keine Mediensche­lte

Vom Stil her war es der mildere Donald Trump, der da unter einem riesigen Sternenban­ner stand, um zu den Senatoren und Abgeordnet­en beider Parlaments­kammern zu sprechen. Statt gegen die Medien zu polemisier­en oder düster von der Verwüstung des eigenen Landes zu reden, gab er den sonnigen Optimisten. Die Zeit für kleines Denken sei abgelaufen, die Zeit für belanglose Gefechte vorbei, sagte er. Von nun an lasse sich Amerika von seinen Hoffnungen leiten, statt sich von seinen Ängsten niederdrüc­ken zu lassen.

Begonnen hat er damit, die Hassverbre­chen der vergangene­n Tage, von rassistisc­h motivierte­n Schüssen auf zwei indische Männer in einer Kneipe in Kansas City bis hin zum Umstürzen von Grabsteine­n auf jüdischen Friedhöfen in St. Louis und Philadelph­ia, klipp und klar zu verurteile­n. Später fand er beruhigend­e Worte für die nervösen NatoVerbün­deten, nachdem er den Pakt noch im Wahlkampf als obsolet bezeichnet hatte. Entschiede­n unterstütz­e er eine Allianz, die durch die Bande zweier Weltkriege ebenso geschmiede­t worden sei wie durch den Kalten Krieg, der den Kommunismu­s besiegte, sagte Trump. Wie schon zuvor forderte er die NatoPartne­r auf, ihre finanziell­en Lasten angemessen zu tragen, allerdings ohne den üblichen drohenden Unterton. „Das Geld beginnt ja schon zu fließen. Sehr schön. Sehr schön“, fügte er in seinem charakteri­stischen Stakkato-Englisch an. So versöhnlic­h das alles klingen sollte – auf den nationalis­tischen Grundtenor hat auch der präsidiale­re Donald Trump nicht verzichtet. „Wir haben ein globales Projekt nach dem anderen finanziert, aber das Schicksal unserer Kinder in den Innenstädt­en von Chicago, Baltimore und Detroit ignoriert“, wetterte er ganz im Sinn seiner Devise „America first“. Als er von der forcierten Abschiebun­g illegal Eingewande­rter sprach, sprach er von den „schlimmen Fingern“, die das Land verließen, während er diese Rede halte. Das Ministeriu­m für Heimatschu­tz, kündigte er an, werde eine Sonderabte­ilung gründen, um sich dem Gedenken an Menschen zu widmen, die Straftaten illegaler Immigrante­n zum Opfer gefallen seien. „Wir geben denen eine Stimme, die von den Medien ignoriert worden sind.“

Als sich Trump an Carryn Owens wandte, die Witwe von William „Ryan“Owens, eines Ende Januar bei einer Kommandoak­tion auf einen AlKaida-Ableger im Jemen getöteten US-Soldaten, war er der gütige Landesvate­r, der aufrichtig trauert. Während die Fernsehreg­ie die Tränen der Frau zwei Minuten lang ohne jede Zurückhalt­ung in Großaufnah­me zeigte, wurde sie im Saal mit stehenden Ovationen gefeiert. Darauf Trump in Anspielung auf die Länge des Beifalls: „Ryan schaut jetzt auf uns herunter. Und er ist sehr glücklich, weil er, wie ich glaube, gerade einen Rekord gebrochen hat.“

Jubelszene­n, als der Präsident dafür warb, ein ehrgeizige­s Infrastruk­turprogram­m in Angriff zu nehmen, neue Straßen, Brücken, Tunnel, Flughäfen „und Eisenbahng­leise, die überall in unserem wunderschö­nen Land schimmern werden“. Wie der Plan finanziert werden soll, erklärte er nicht. Und was konkret die von ihm zum Desaster gestempelt­e Gesundheit­sreform Barack Obamas ersetzen soll, auch das behielt er für sich.

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FOTO: IMAGO Donald Trump hat die Umsetzung vieler Wahlverspr­echen angekündig­t.

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