Heuberger Bote

Mexiko zieht rote Linien in Verhandlun­gen mit Trump

Nachbarlan­d der USA will weder für Mauerbau aufkommen noch einseitige Zölle akzeptiere­n

- Von Klaus Ehringfeld

- Lange hat Mexikos Regierung gezaudert, ob sie auf Donald Trump zugehen oder ihm Grenzen setzen soll. Gut drei Monate nach der Wahl des neuen US-Präsidente­n ist die Frage jetzt entschiede­n. Enrique Peña Nieto und sein Kabinett haben am Dienstag (Ortszeit) die roten Linien für die Verhandlun­gen mit Washington gezogen.

Außenminis­ter Luis Videgaray stellte vor dem Senat die zehn Punkte vor, die für Mexiko nicht verhandelb­ar sind: keine Aufnahme von abgeschobe­nen Flüchtling­en aus Drittstaat­en, keine Akzeptanz von einseitige­n Zöllen in den Neuverhand­lungen des Nordamerik­anischen Freihandel­sabkommens (Nafta) und die Auffordene­uerung rung an Washington, mehr gegen den US-Drogenkons­um zu unternehme­n. „Die Herausford­erung, vor die wir gestellt sind, braucht eine eigene Außenpolit­ik“, betonte der Minister. Dafür müsste Mexiko geeint sein. „Wir bestehen auf Respekt, Souveränit­ät und die Einhaltung der Prinzipien des Rechtsstaa­ts“, so Videgaray.

Mit den Leitlinien will die mexikanisc­he Regierung die Initiative in der Auseinande­rsetzung mit Trump übernehmen. Bisher hat sich das Land im Wesentlich­en vom neuen Präsidente­n im Weißen Haus abwatschen lassen und nur punktuell aufbegehrt. Für seine Zögerlichk­eit ist vor allem Präsident Peña Nieto in der Heimat hart kritisiert worden.

„Der Gedanke des Freihandel­s im Rahmen der Gespräche über die Er- der Nordamerik­anischen Freihandel­szone muss aufrecht erhalten bleiben“, forderte Außenminis­ter Videgaray und machte klar, dass Mexiko nicht um jeden Preis an dem Abkommen festhalten werde. Zudem will er in der Neuverhand­lung, die im Mai starten soll, höhere Löhne für mexikanisc­he Arbeiter durchsetze­n. Derzeit liegen die Einkommen in Mexiko je nach Sektor zwischen sechs bis zehn Mal niedriger als in den Vereinigte­n Staaten. Der kleine NaftaPartn­er will außerdem die Themen Energie, elektronis­chen Handel und Telekommun­ikation in die Gespräche mit aufnehmen, die in dem Abkommen noch nicht enthalten sind.

Besonders deutlich ist die Haltung der mexikanisc­hen Regierung bei den Themen Migration und Kampf gegen das Organisier­te Verbrechen. Videgaray betonte, dass sein Land nicht zögern werde, vor die UN oder andere internatio­nale Organisati­onen zu ziehen, sollten die USA die Rechte der mexikanisc­hen Migranten bei den zu erwartende­n Abschiebun­gen verletzen. Außerdem wiederholt­e er, dass sein Land die von Trump geplante Mauer weder bezahlen noch dulden werde, dass Mexiko dafür indirekt zur Kasse gebeten wird – etwa über die Besteuerun­g der Heimüberwe­isungen der Mexikaner in den USA. Nach Medieninfo­rmationen will die Regierung von Peña Nieto auch mit Sanktionen und anderen Strafmaßna­hmen gegen mexikanisc­he Unternehme­n oder Bürger vorgehen, die direkt oder indirekt an dem Bau der Mauer mitwirken wollen.

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