Unsere Frau im All
Sechs Kandidatinnen haben es ins Finale geschafft – Am Ende kann es nur eine geben
(dpa) - Als die Suche nach der ersten deutschen Astronautin ohne das Label der Europäischen Weltraumorganisation ESA begann, hielten das viele für einen PR-Gag. Inzwischen ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Feuer und Flamme. Sechs hoch qualifizierte Frauen stehen nach rund einem Jahr und harten Tests nun im Finale der privaten Initiative. Eine von ihnen soll das Rennen machen und ab 2020 für zehn Tage zur Internationalen Raumstation ISS fliegen. Die Kandidatinnen in Kurzporträts:
Nicola Baumann:
ist sie auf Sensortechnik spezialisiert. Zum Beispiel darauf, dass sich das Display bei Handys automatisch mitdreht. Haas ist verheiratet, hat zwei kleine Söhne und lebt in Bempflingen. In ihrer Freizeit liebt sie Bewegung – ihre Hobbys reichen von Karate bis Ballett.
Susanne Peters:
Bei der promovierten Raumfahrttechnikerin, Jahrgang 1985, hingen Planetenposter schon im Kinderzimmer. Die gebürtige Potsdamerin arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität der Bundeswehr in München. Im Moment beschäftigt sie sich damit, wie man Weltraummüll wieder loswird. In ihrem Zimmer hängt nun eine Karte der Erde. „Raumfahrt heißt auch, eine globale Sicht auf die Dinge zu haben“, sagt sie. „Man sieht von da oben keine Grenzen, nur einen fragilen und zerstörbaren Planeten.“Peters stählt sich regelmäßig bei Halbmarathons. Zu ihren Hobbys gehören auch Taekwondo – und Reisen.
Magdalena Pree:
Die 28-jährige Luft- und Raumfahrttechnikerin, aufgewachsen bei Passau, hat schon über die ISS geforscht. Ihre Abschlussarbeit an der Technischen Universität München schrieb sie über Raumanzüge und Außenbordeinsätze. Heute arbeitet sie im Galileo Satelliten-Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen, das zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gehört. Pree kann Kleinflugzeuge fliegen und sich gut verteidigen. Seit sie sechs ist, macht sie Karate und trägt den schwarzen Gürtel – dritter Dan. Zu den Hobbys der gebürtigen Österreicherin mit deutschem Pass gehört auch Bergsteigen.
Suzanna Randall:
Die Astrophysikerin, Jahrgang 1979, ist dem Himmel ganz nah. Die gebürtige Kölnerin forscht über die Entwicklung von Sternen. Sie arbeitet an der Europäischen Südsternwarte in Garching bei München und auch für Alma, eines der größten Radioteleskope der Welt in Chile. Randall studierte in England und Kanada und lebt heute in München. Ihre Hobbys reichen von Gleitschirmfliegen bis zur Musik – sie spielt Klavier und singt im Chor.
Insa Thiele-Eich:
Die Meteorologin, Jahrgang 1983, ist Grundlagenforscherin für Wetter- und Klimavorhersagen. Ihre Doktorarbeit schrieb die gebürtige Heidelbergerin über die Auswirkungen des Klimawandels auf Bangladesch. Sie arbeitet heute für das Meteorologische Institut der Universität Bonn. Insa Thiele-Eich ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in Königswinter bei Bonn. Wir haben im Mai erst mal alle Lebenslauf, ein Motivationsschreiben und ein Filmchen über uns abgeliefert. Nach der ersten Runde waren noch 90 übrig. Dann kamen kognitive Tests, die Prüfung auf Piloteneignung, Merkfähigkeit – dann waren’s noch 30. Am Ende wurden wir auch medizinisch getestet, sehr intensiv, auf Herz und Nieren praktisch.
Hat Ihre Familie nicht ein wenig Angst um Sie, falls Sie tatsächlich zur ISS fliegen?
Die sind alle begeistert und haben mir ihre Unterstützung zugesagt. Und mir zugeredet, dass ich mich nicht abschrecken lassen soll. Aber meine Mutter würde natürlich vor Angst fast sterben, wenn ich tatsächlich fliegen sollte. Aber das ist ja wohl bei allen Müttern so.
Wie ist das Verhältnis zu den Mitbewerberinnen? Herrscht da der totale Konkurrenzkampf ?
Das sind alles tolle Frauen. Wir sind eigentlich alle extrem gut befreundet, kommen sehr gut miteinander klar. Jetzt kommen noch die Interviews vor Gremien, und dann bleiben am 19. April zwei übrig: Eine wird fliegen, die andere ist Back-up. Was mir noch wichtig ist: Es ist ja eine private Initiative, wir sind auf Hilfe angewiesen, brauchen noch Sponsoren. Das erste Trainingsjahr wird über Crowdfunding finanziert.