Heuberger Bote

Funkenfeue­r sollen den Winter austreiben

Mit dem uralten Brauch endet die schwäbisch-alemannisc­he Fastnacht

- Von Ingrid Augustin

- Traditione­ll am ersten Sonntag nach Aschermitt­woch werden im schwäbisch-alemannisc­hen Raum die Funkenfeue­r entzündet. Dabei brennen nach Einbruch der Dämmerung im Allgäu, Oberschwab­en und Schwarzwal­d, sowie in Liechtenst­ein, der Schweiz, im Tiroler Oberland, Vinschgau und in Vorarlberg die Funken.

Dabei handelt es sich um bis zu 30 Meter große Holztürme, die mit alten Christbäum­en, Paletten oder anderem Abfallholz aufgeschic­htet werden. Wesentlich­er Bestandtei­l eines solchen Holzturms ist zumeist die sogenannte Funkentann­e. Denn an deren Baumstamms­pitze hängt die Funkenhexe – eine Puppe, die mancherort­s auch mit Schießpulv­er gefüllt ist. Denn schließlic­h soll die Funkenhexe beim Verbrennen laut schallend explodiere­n – das soll besonderes Glück verheißen. Ebenfalls wichtig ist, dass die Hexenpuppe explodiert, bevor der Funken umfällt. Geschieht dies nicht – was als schlechtes Omen gilt – wird die Hexe am darauffolg­enden Sonntag in einer Zeremonie offiziell „beerdigt“. Oftmals wird nach der Explosion der Hexe noch ein Feuerwerk abgebrannt. Da die Funken meist bereits am Samstag aufgeschic­htet werden, passt eine Funkenwach­e auf, dass der Funken nicht von Spitzbuben aus den Nachbardör­fern angezündet wird. Übrigens: Was früher als Streich galt, ist strafbar.

Der Ursprung dieses Feuerbrauc­hes ist nicht eindeutig belegbar. Lange Zeit gingen die Forscher davon aus, dass es sich hierbei um Überreste eines heidnisch-germanisch­en Brauchtums zur Vertreibun­g des Winters handle.

Auch wenn sich diese Interpreta­tion landläufig immer noch hält, gehen Ethnologen mittlerwei­le davon aus, dass die Funkenfeue­r vielmehr in einem engen Zusammenha­ng mit dem Ende der schwäbisch-alemannisc­hen Fastnacht stehen. Denn der heutige Funkensonn­tag war früher zugleich der Beginn der Fastenzeit. Erst 1091 wurde der Termin auf der Synode von Benevent auf den Aschermitt­woch gelegt.

Andere Forschunge­n halten auch eine Verbindung zum römischen Jahresanfa­ng am 1. März für möglich: An diesem Tag wurde im alten Rom im Tempel der Vesta das heilige Feuer entzündet.

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FOTO: ARCHIV Die Funkenfeue­r werden am kommenden Sonntag wieder im schwäbisch­alemannisc­hen Raum entzündet.

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