„Im schlimmsten Fall müssen wir eben vier Jahre abwarten“
Tuttlinger Firma Gimmi gehört zur mexikanischen Vitalmexgruppe: Um Trump macht man sich dort keine Sorgen
- Gut einen Monat ist es nun her, dass Donald Trump als US-Präsident vereidigt worden ist. Seitdem hat er eigener Aussage zufolge schon zahlreiche Wahlversprechen realisiert. Eines, das er ebenfalls bald in Angriff nehmen möchte, ist die geplante Mauer zu Mexiko. Doch wie sieht man dort die verbalen Drohungen des US-amerikanischen Staatsoberhauptes. Unsere Zeitung hat bei der Tuttlinger Firma Gimmi, die zum mexikanischen Unternehmen Vitalmex gehört, einmal nachgefragt.
Die Firma Gimmi aus Tuttlingen stellt nicht nur chirurgische Instrumente und Endoskopiesysteme her. Seit ein paar Jahren ist sie auch ein Teil der Vitalmexgruppe, einem der größten Medizintechnikunternehmen in Mexiko. Der Austausch ist entsprechend rege, wie Gimmi-Geschäftsführer Thilo Henzler im Gespräch mit unserer Zeitung betont.
Finanziell stehen sowohl Gimmi als auch Vitalmex „top da“, wie Henzler sagt. Und das soll auch in den kommenden Jahren so bleiben. Fünf Prozent Wachstum sind bei Gimmi angestrebt. Und die gute wirtschaftliche Situation soll sich auch in den Standorten niederschlagen. Aktuell habe man in 85 Ländern Vertriebskontakte, so Henzler. Wobei nur etwa 50 davon von „wirtschaftlichem Interesse“seien. Derzeit sei man dabei, in Richtung Mittlerer Osten, vor allem in den Libanon zu expandieren.
Zwar sei es aufgrund zahlreicher politischer wie regulatorischer Hemmnisse nicht einfach zu wachsen. Einen negativen Einfluss durch den neuen US-Präsidenten befürchtet Henzler aber nicht: „Das wird nicht arg problematisch.“Dieser müsse sich erst beweisen und auch er müsse seine Ideen erst einmal durch den Kongress bringen. Wie gut das bislang funktioniert, habe man daran sehen können, dass sein Einreisedekret postwendend von den Gerichten gekippt worden sei. Für ihn, so Henzler, stelle sich vielmehr die Frage, wie lange Trump sich in diesem Amt halten werde. „Im schlimmsten Fall müssen wir eben vier Jahre abwarten.“
Mauerbau: „Das ist unmöglich“
Ähnlich entspannt sieht die Situation Jaime A. Cervantes Covarrubias, Generaldirektor von Vitalmex in Mexiko. Dies sei nur eine politische Situation, die aber mehr im Hintergrund wahrgenommen werde und im mexikanischen Alltag gar nicht real, nicht gegenwärtig sei. Denn seiner Meinung nach sind im Zweifelsfall die USA die Verlierer, nicht Mexiko. Zumindest, wenn Trump seinen Drohungen, beispielsweise Strafzölle einzuführen, Taten folgen lassen sollte. „Die Abhängigkeit der USA von Mexiko ist sehr groß.“Zum einen, weil die USA extrem viel nach Mexiko exportierten (Cervantes: „In Mexiko werden die Tore zu Welt geöffnet“), zum anderen würden rund 35 Millionen Mexikaner in den USA arbeiten. Und diese Arbeitskräfte würden die USA doch schmerzlich vermissen, so Cervantes. Und: „Da hätte er (Trump) ganz schön was zu tun, wenn er alle Illegalen rauswerfen will.“
Und auf die Frage, was er von dem geplanten Mauerbau hält, winkt Cervantes nur ab: „Das ist unmöglich.“Die Welt sei offen und Trump diesbezüglich weltfremd. „Seine Denkweise passt nicht in diese Zeit.“Und er wird noch etwas schärfer: „Wenn er ein Diktator wäre, wäre er ein Risiko.“Aber so würden die USA von einem großen politischen System getragen, nicht nur von Trump. „Ich glaube nicht, dass eine Person das ins Wanken bringen kann.“