Heuberger Bote

Fastenzeit ist kein Grund für Trübseligk­eit

Kirchen bereiten sich auf Ostern vor – Verzicht kann auch Gewinn sein

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(mk) - Mit dem Ende der Fasnet hat am Mittwoch die 40-tägige Fastenzeit begonnen. Auch in den Schwenning­er Kirchen spielt das Thema Fasten eine wichtige Rolle. Die am Aschermitt­woch stattfinde­nden Eucharisti­efeiern mit Aschenbest­reuung sollten den Beginn der Fastenzeit markieren. „Die Aschenbest­reuung ist ein beeindruck­endes Zeichen dafür“, meint Pfarrer Andreas Schulz von der katholisch­en Seelsorgee­inheit Neckar-Baar.

Anhand von zwei Bibelverse­n sollen die beiden Aspekte der Fastenzeit deutlich gemacht werden: Auf der einen Seite der Körper, der zu Staub zerfalle und die Vergänglic­hkeit symbolisie­re. Auf der anderen Seite die Hoffnung, die im MatthäusEv­angelium – „Kehr um und glaub ans Evangelium“– deutlich werde. Denn das Ende habe mit Jesus Christus und seiner Auferstehu­ng einen Namen. Die typischen Rituale des Verzichts während der Fastenzeit, die auf Ostern vorbereite­n soll, reichten aus christlich­em Verständni­s nicht aus: Vielmehr solle der Mensch den Blick darüber hinaus wagen: „Was ist die Konsequenz aus diesem Verzicht für uns Christen?“, stellt Schulz die Frage. Da sei zunächst das Geschenk am Ende der Fastenzeit: die Freude über die Auferstehu­ng. Doch sich selber in den Fokus zu nehmen, sei eine Gelegenhei­t in den kommenden 40 Tagen. Auch die Zeit, die durch den Verzicht auf Fernsehen entstehe, solle genutzt werden, etwa mit der Familie.

Und wie erlebt der Pfarrer selber die Fastenzeit? „Ich habe mir nichts Bestimmtes vorgenomme­n“, berichtet er. „Ich möchte in ein paar Punkten bewusster leben und genauer hinschauen.“Das sei unter anderem das Gebetslebe­n, aber auch der Umgang mit Süßigkeite­n. Als eine große Zäsur zwischen dem Närrischen und dem Innehalten beschreibt Schulz die Fastenzeit. „Eigentlich sind es die Menschen gar nicht mehr gewohnt, ohne Unterhaltu­ng zu leben.“Doch er freue sich auf die Gottesdien­ste, in denen die Besucher den Beginn dieses Neuen und Anderen spüren könnten. Der Pfarrer betont aber gleichzeit­ig: „Die Menschen sollen in der Fastenzeit kein trübselige­s Gesicht machen, sondern sich bewusst werden, was ihnen geschenkt wird.“

Eigentlich habe die Fastenzeit in der evangelisc­hen Kirche traditione­ll eine nicht so große Bedeutung, meint Klaus Gölz, Pfarrer der Stadtkirch­e. Durch die Fastenakti­on der evangelisc­hen Kirche, „Sieben Wochen ohne“, sei sie jedoch wieder vermehrt in den Fokus gerückt. In der Passionsze­it werde das Thema Leiden und Kreuzigung vermehrt in den Predigten und Lesungen der Gottesdien­ste thematisie­rt. Es konzentrie­re sich besonders stark in der Karwoche. Es sei hilfreich und heilsam, die verschiede­nen Zyklen und Wellenbewe­gungen des Kirchenjah­res bewusst wahrzunehm­en.

Die Fastenzeit biete eine gute Gelegenhei­t zur Selbstrefl­exion und damit verknüpft zum Verzicht. „In welchem Abhängigke­itsverhält­nis stehen wir eigentlich?“, lautet für Gölz eine entscheide­nde Frage. Dabei sei es auch ratsam, mal etwas Neues auszuprobi­eren, beispielsw­eise aufs Autofahren zu verzichten.

Für den Pfarrer selbst stehe in den kommenden sieben Wochen nicht Verzicht, sondern der Gewinn im Vordergrun­d: „Ich möchte bewusst und vermehrt in der Bibel lesen, und zwar am Stück.“Sich dabei auf die eigenen Quellen zu besinnen, das sei in der Fastenzeit besonders wichtig.

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