Heuberger Bote

Willkommen in der Ancelotti-Jahreszeit

Bayern überzeugt wieder – Ribéry und Lewandowsk­i überragend beim 3:0 gegen Schalke

- Von Filippo Cataldo

- Vielleicht wird diese Phase des Fußballjah­res, wenn die großen Pokale immer sichtbarer werden am Horizont, eines Tages ja wirklich umbenannt werden. Vielleicht wird der vor rund einer Woche von Bayerns Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge erfundene Begriff der „Ancelotti-Jahreszeit“dann wirklich in den Wortschatz des Fußballs aufgenomme­n worden sein. Und vielleicht wird der Mann, der am Mittwochab­end an der Seitenlini­e der Münchner Arena stand und unentwegt seinen Kaugummi bearbeitet­e, dann seinen Enkeln und Urenkeln beim Lachsfisch­en in Kanada oder auch beim Schweinest­allausmist­en in der Emilia-Romagna verraten, wie er es damals immer wieder hingekrieg­t hat, seine Mannschaft­en immer wieder zu Höchstleis­tungen zu treiben, wenn es wirklich um etwas ging.

Vielleicht. Es wird noch einiges Wasser die Isar hinunterfl­ießen, bis Carlo Ancelotti im Mai seiner Legendensa­ga möglicherw­eise ein paar Kapitel hinzugefüg­t haben wird. Am Mittwoch hat der FC Bayern erst einmal in überzeugen­dster Manier durch das 3:0 (3:0) gegen den FC Schalke 04 das Halbfinale im DFB-Pokal erreicht. Die Tore von Robert Lewandowsk­i (3. und 29. Minute) und Thiago (16.) hatten einen Sieg, an dem nie ein Zweifel bestand, früh unter Dach und Fach gebracht.

Noch deutlicher als gegen den HSV

Nicht ganz so torreich wie zuletzt in der Bundesliga, als der HSV 8:0 abgefiesel­t wurde, aber noch überzeugen­der, noch deutlicher. Weil Schalke die Bayern vor noch nicht einmal einem Monat beim 1:1 in der Bundesliga richtig geärgert hatte. Weil die Münchner nun von Anfang an druckvoll und mit Verve spielten, weil sie wirklich Gefallen gefunden zu haben scheinen am vom Trainer bevorzugte­n direkten und schnörkell­osen Spiel nach vorne. Weil sie zwar noch immer die Passmatrix von Ancelottis Vorgänger Pep Guardiola in sich haben, aber es nicht mehr als Majestätsb­eleidigung auffassen, wenn die anderen auch mal kurz den Ball haben.

„Alles!“, hatte Schalkes Trainerleg­ende Huub Stevens im Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“auf die Frage geantworte­t, was die Münchner denn in diesem Jahr erreichen könnten. Man sollte nach solchen Auftritten zumindest beginnen, sich mit dem Gedanken zu beschäftig­en, dass der Mann recht behalten könnte, dass am Ende wirklich die „tripletta“, das bayerisch-italienisc­he Triple, stehen könnte.

139 Sekunden lang durften sich die Schalker ein paar Hoffnungen machen, dass das 8:0 der Bayern gegen den HSV, dass das 5:1 gegen den FC Arsenal vielleicht nur Episoden gewesen waren oder dass die Münchner wieder in 1:1-Hertha-BSC-Form antreten würden gegen sie. Nach 139 Sekunden hatte sich Lewandowsk­is Heber ins Tor gedreht. Und man wusste gar nicht, was an diesem Tor schöner gewesen war. Der schnörkell­ose, präzise Durchsteck­er Franck Ribérys, der ganz nebenbei seine Rückkehr nach rund vierwöchig­er Verletzung­spause feierte, der Antritt Lewandowsk­is im Strafraum oder doch dessen Heber, bei dem im Grunde ab dem Moment, als der Ball seinen Fuß verließ, schon klar war, dass er ins Tor gehen würde.

Ribéry, ebenso einigermaß­en überrasche­nd in der Startelf wie Kapitän Philipp Lahm auf der Bank, leitete auch den zweiten Treffer ein. Wieder schnörkell­os und direkt, wieder auf Lewandowsk­i, der in den Strafraum sprintete, abdrehte und aus dem Stand an den zweiten Pfosten flankte, wo sich Thiago im wahrsten Sinne des Wortes hochschrau­bte und zum 2:0 köpfelte.

Und wieder riefen die Fans: „Nur noch acht!“Vehementer als zuletzt gegen den HSV, als es dann noch sechs Treffer wurden. Diesmal kam nur noch einer dazu, wieder vorgetrage­n durch das Super-Duo Ribéry und Lewandowsk­i: Der Franzose passte diesmal mit Übersicht in den Rückraum, von wo der Torjäger einschoss. Der Rest war Schaulaufe­n der Roten, der Rest war Hinterherl­aufen der Blauen.

Auch Carlo Ancelotti sah das so: „Unser Spiel war von Anfang an gut. Wir haben mit hohem Druck verteidigt und hoch gepresst. Nach den Toren haben wir das Resultat kontrollie­rt.“Genauso wichtig: die Personalie Ribéry. Nochmals Carlo Ancelotti: „Franck hat es sehr gut gemacht, er hat mit Qualität gespielt, war an allen Toren beteiligt. Er hat ohne Probleme 70 Minuten gespielt. Er ist fit.“

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FOTO: IMAGO Der Jubel nach dem ersten Streich: Vorlagenge­ber Franck Ribéry (li.) und Robert Lewandowsk­i.

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