Teure 0180-Anrufe verboten
Richter untersagen Extrakosten bei Service-Hotlines
(dpa) - Kunden dürfen für Anrufe bei Servicenummern nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs nicht zusätzlich zur Kasse gebeten werden. Zu hohe Telefongebühren bei 0180-ServiceNummern könnten Verbraucher nämlich davon abschrecken, sich im Zusammenhang mit ihrem bestehenden Vertrag an ein Unternehmen zu wenden, erklärten die Luxemburger Richter am Donnerstag. Die Kosten dürfen demnach nicht höher sein als bei Telefonaten unter gewöhnlichen Festnetz- oder Mobilfunknummern.
Das Urteil bezieht sich auf Fälle, in denen Verbraucher bereits einen Vertrag mit einem Unternehmen abgeschlossen haben – beispielsweise, indem sie ein Produkt gekauft haben. Zur Zulässigkeit von Service-Nummern allgemein äußerten sich die Richter nicht. 0180-Nummern können in Deutschland bis zu 14 Cent pro Minute oder 20 Cent pro Anruf aus dem Festnetz kosten.
(dpa) - Wer im Internet kauft, kann bei Problemen nicht einfach schnell im Laden vorbeischauen. Meist muss er zum Hörer greifen, um mit dem Händler zu sprechen. Unschön, wenn das teuer wird – wegen 0180-Nummern, bei denen oft viel höhere Kosten als für einen normalen Festnetzanruf fällig werden. Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) hat diese Praxis für Telefonate in weiten Teilen für unzulässig erklärt. Hier die wichtigsten Antworten im Überblick.
Was ändert sich für Verbraucher?
Sie müssen für Anrufe beim Kundendienst in Vertragsfragen keine Extrakosten mehr in Kauf nehmen. Telefonate mit dem Unternehmen unter 0180-Nummern dürfen laut den Luxemburger Richtern nicht teurer sein als Anrufe unter gewöhnlichen Festnetz- oder Mobilfunknummern. Die Richter äußerten sich nur zu Fällen, in denen Verbraucher einen Vertrag mit einem Unternehmen haben – beispielsweise wenn sie ein Abonnement abgeschlossen haben. Andere Service-Nummern spielten in dem Verfahren keine Rolle.
Werden die Serviceleistungen für Verbraucher jetzt billiger?
Für Verbraucher könnte das Urteil bedeuten, dass sie künftig möglicherweise auf andere Art für Serviceleistungen aufkommen müssten, meinte der Präsident des Bundesverbands Onlinehandel, Oliver Prothmann. Denkbar sind etwa auf Dauer höhere Preise im Onlinehandel.
Wie begründen die Richter die Entscheidung?
Sie argumentieren, dass zu hohe Gebühren Kunden abhalten könnten, sich an ein Unternehmen zu wenden – um zum Beispiel Widerruf einzulegen oder sich über den Vertrag zu informieren. Die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs hatte den Internet-Elektrohändler Comtech vor dem Landgericht Stuttgart verklagt. Comtech hatte eine kostenpflichtige 01805-Service-Hotline geschaltet. Ein Anruf kostete 14 Cent pro Minute aus dem Festnetz und bis zu 42 Cent pro Minute vom Handy. Das Landgericht Stuttgart wollte vor seiner Entscheidung in dem Fall vom EuGH wissen, wie das entsprechende EU-Recht auszulegen sei.
Was sind 0180-Nummern?
Unternehmen können solche „Service-Dienste-Rufnummern“bei Telekommunikationsanbietern bean- tragen. Voraussetzung ist, dass sie wirklich vorhaben, telefonisch einen Service zu erbringen. Je nach Endziffer variiert das Abrechnungsmodell: Bei einer 01803-Nummer beispielsweise muss der Anrufer aus dem Festnetz neun Cent pro Minute zahlen, bei einer 01804-Nummer 20 Cent pro Anruf. Derzeit sind laut Bundesnetzagentur fast 300 000 Service-Dienste-Rufnummern vergeben.
Warum nutzen Unternehmen nicht ganz normale Festnetznummern für den Kundenkontakt?
Die Extrakosten bei 0180-Rufnummern dienen nach Angaben eines Anbieters solcher Nummern unter anderem als „kleine Barriere“, um zu verhindern, dass bei der geringsten Frage zum Hörer gegriffen werde – und um Anrufer „schneller auf den Punkt zu bringen“. Zudem bieten die Nummern in Callcentern zusätzliche Möglichkeiten, Anrufe zu steuern. Sie können verschiedenen Mitarbeitern etwa nach dem Ort des abgehenden Anrufs zugeteilt werden.