Heuberger Bote

Kampfkandi­datur um AfD-Vorsitz

Auf dem Parteitag in Sulz am Neckar sieht sich Alice Weidel am Samstag mehreren Konkurrent­en gegenüber

- Von Katja Korf

- Die Überlinger­in Alice Weidel will die AfD im Land führen. Sie hat am Donnerstag in Stuttgart bekannt gegeben, am Wochenende für den Posten der ersten Landesspre­cherin zu kandidiere­n. Doch sie hat Konkurrenz. Die Kampfkandi­daturen sind Ausdruck des anhaltende­n Flügelkamp­fes.

Weidel ist Mitglied im Bundesvors­tand der AfD. Außerdem zieht sie als baden-württember­gische Spitzenkan­didatin ihrer Partei in den Wahlkampf. Die AfD wählt auf ihrem Parteitag am Wochenende in Sulz am Neckar (Landkreis Rottweil) einen neuen Vorstand. Die amtierende­n Sprecher Lothar Maier und Bernd Grimmer treten nicht mehr zur Wahl an. Jörg Meuthen, Bundeschef und Vorsitzend­er der Landtagsfr­aktion, hatte sich im Vorjahr aus dem Gremium zurückgezo­gen. Ob es weiterhin drei Posten an der Spitze des Vorstandes gibt, ist offen. Darüber entscheide­n die rund 400 Teilnehmer des Parteitags.

Höcke-Kritikerin

Die umstritten­e Dresdner Rede des Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke und das gegen ihn eingeleite­te Ausschluss­verfahren haben in der Partei ein Beben ausgelöst. Die Nachwehen sind in Baden-Württember­g besonders heftig zu spüren. Denn mit Weidel zieht eine der schärfsten parteiinte­rnen Kritikerin­nen Höckes als baden-württember­gische Spitzenkan­didatin in den Bundestags­wahlkampf. Diese Haltung hat ihr viel Kritik von Parteifreu­nden eingebrach­t. Weidel steht für ein eher liberalere­s Lager der Partei, genau wie der Mann auf Listenplat­z 2, Lothar Maier, und wie Marc Jongen, der als dritter Kandidat nach Berlin will.

Sogar die Nummer 4, Markus Frohnmaier, hat sich zuletzt im Ton gemäßigt und übt den Schultersc­hluss mit Weidel. Der Bundesvors­itzende der Jungen Alternativ­en bezeichnet sich als Anhänger nationalko­nservative­r Positionen und will diese vertreten wissen. Doch er betont, dass Geschlosse­nheit im Wahlkampf wichtiger sei als inhaltlich­e Differenze­n. Er unterstütz­te lange den „Flügel“. Diese Gruppe gehört zu den Höcke-Unterstütz­ern. In BadenWürtt­emberg zählen die Landtagsab­geordnete Christina Baum sowie der Ulmer AfD-Kreisvorsi­tzende Eugen Ciresa zu den führenden Köpfen.

Trotz Weidels Wahl zur Spitzenkan­didatin geben die „Flügel“-Anhänger den Kampf um die Meinungsfü­hrung nicht auf. Der Ulmer Ciresa etwa mobilisier­t via Facebook gegen Weidel. Dort schreibt er: „Weidel hat uns den Krieg erklärt . ... Wir stehen bereit“. Der „Schwäbisch­en Zeitung“sagte Ciresa: „Wir unterstütz­en Frau Weidels Kandidatur nicht.“Es sei nicht sinnvoll, wenn jene AfDler die Partei im Land führten, die ab Herbst wahrschein­lich im Bundestag säßen. Parteimitg­lieder berichten außerdem von Bemühungen, Weidel von Listenplat­z 1 abzuwählen. Offiziell äußern will sich dazu niemand.

Gegenkandi­dat fordert Einheit

Der „Flügel“werde wohl für Ralf Özkara votieren, so Ciresa. Der ehemalige Büroleiter von Jörg Meuthen tritt wie Marc Jongen und der Böblinger Polizist Martin Hess ebenfalls für den Posten eines Vorstandss­prechers an. Er zählt zum Meuthen-Lager – wo dieses politisch verortet ist, war zuletzt schwer zu sagen. Meuthen hält als einer der wenigen im Bundesvors­tand der Partei zu Höcke und hat sich damit gegen Weidel gestellt.

Özkara erklärte am Donnerstag: „Ich traue Frau Weidel nicht zu, den Landesverb­and zu einen.“Sie stehe für das liberale Lager und gegen die Ansichten des „Flügels“. Doch zur AfD gehörten beide Positionen. Er selber sei kein Mitglied des Flügels.

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FOTOS: DPA/IMAGO Alice Weidel will für den AfD-Vorsitz im Land kandidiere­n, wird aber von Teilen der Partei bekämpft. Zu den Kandidaten gehört auch Marc Jongen. Unklar ist, wie viele Spitzenpos­ten es geben wird.
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