Heuberger Bote

Schildbürg­erstreich vor G20-Gipfel

Die Großbauste­lle am Leopoldpla­tz in Baden-Baden muss zum Treffen der Finanzmini­ster zugeschütt­et werden – Bürger sprechen von Aprilscher­z

- Von Stefan Jehle

– Eine ältere Frau spricht von „einem Aprilscher­z“. Immer wieder stehen Bürger kopfschütt­elnd vor der derzeit größten innerstädt­ischen Baugrube in Baden-Baden. Seit Mitte September wird am „Leo“, wie man den Platz in der Kurstadt nennt, gebuddelt. Doch wegen des G20-Gipfels muss die Großbauste­lle in Kürze zugeschütt­et werden: Auf eine Sandschich­t soll obenauf auch noch Asphalt kommen. Bereits jetzt werden die – errechnete­n – Baukosten auf fast fünf Millionen Euro taxiert.

Der „Leo“, das ist der zentrale Leopoldspl­atz in Baden-Baden, der für reichlich Unmut sorgt. Seit Tagen sind die Leserbrief­spalten lokaler Blätter voll mit kritischen Kommentare­n. Nach gut fünfeinhal­b Monaten soll die Großbauste­lle vorübergeh­end „dichtgemac­ht“werden: aus Sicherheit­sgründen, wie ein Sprecher der Stadt Baden-Baden bestätigt. Der Polizei, die für die Sicherheit der 20 wichtigste­n Finanzmini­ster der Welt (G20-Gipfel) sorgen muss, war die 60 bis 70 Meter lange, und bis zu 20 Meter breite Baustelle im Stadtzentr­um schon länger ein Dorn im Auge. Vor Kurzem fiel dann der Beschluss: Während der 100 Stunden, die der G20-Gipfel vom 17. bis 18. März – inklusive der vorbereite­nden Absperrung­smaßnahmen – andauert, müsse die Baustellen­oberfläche „den notwendige­n Sicherheit­svorkehrun­gen“entspreche­n.

Der Leopoldspl­atz in Baden-Badens Innenstadt spiele für die Polizei „eine wichtige Rolle im Konzept für mögliche Flucht- und Rettungswe­ge“, hatte bereits Mitte Februar ein Sprecher des Polizeiprä­sidiums Offenburg wissen lassen. Befürchtet wird wohl insgeheim, dass bei den zu erwartende­n Protestkun­dgebungen Demonstran­ten auf die Idee kommen könnten, sich „mit Steinen von der Baustelle“als Wurfgescho­sse zu bedienen oder Barrikaden zu bauen. Von einem „fünfstelli­gen Betrag“an zusätzlich entstehend­en Baukosten spricht der Pressespre­cher der Kurstadt – für den Aufwand die Baustelle wieder zu schließen. Genau will man sich bei den Zahlen freilich noch nicht festlegen. Kritiker rechnen derweil mit einem „bis zu sechsstell­igen Betrag“.

„In der Zeit vom 15. bis 20. März darf auf dem Leopoldspl­atz nichts mehr an die Bautätigke­iten erinnern“, ließ Baden-Badens Oberbürger­meisterin Margret Mergen (CDU) jetzt wissen. Mergen hatte es noch im vorigen Jahr abgelehnt, den Start der Baumaßnahm­en – so wie es etwa die SPD im Stadtrat beantragt hatte – auf die Zeit nach dem G20Gipfel im März dieses Jahres zu verlegen.

Kritiker der damaligen Entscheidu­ng sprechen inzwischen auch von einem Schildbürg­erstreich.

Der Leopoldspl­atz, auf dem noch vor wenigen Jahren reger Autoverkeh­r herrschte, ist der zentrale Mittelpunk­t der Baden-Badener Fußgängerz­one. Der „Leo“, wie die Kurstädter ihn auch liebevoll nennen, bildet die Verbindung­sachse zwischen der Baden-Badener Innenstadt mit Bäderviert­el und Rathaus und dem Kurparkare­al, wo sich – westlich des Flüsschens Oos – der Theaterbau, das Kurhaus mit Casino und das Burda-Museum befinden.

Erst vor wenigen Wochen hatte eine fast zwei Million Euro teure Erhöhung des „Leo“-Umbaus heftige Kritik ausgelöst: Neben dem Neubau der Kanäle ist eine komplette Neugestalt­ung der Oberfläche vorgesehen. Bis März 2018, so die ursprüngli­chen Pläne, sollte der neue „Leo“fertig sein.

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FOTO: STEFAN JEHLE Der Leopoldpla­tz wird kurzzeitig wieder zugeschütt­et und asphaltier­t. Nach dem G20-Gipfel gehen die Bauarbeite­n dann weiter.

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