Heuberger Bote

3-D-Drucker sind Verbrauche­rn zu teuer

Nachfrage ist bei Privatleut­en überschaub­ar – Chance könnten Copyshops sein

- Von Wolfgang Mulke

- Schmuck oder der selbst gestaltete Lampenschi­rm kann mittlerwei­le jeder zu Hause anfertigen. 3-D-Drucker machen es möglich. In der Industrie werden diese Maschinen längst wie selbstvers­tändlich eingesetzt. Boeing produziert damit Flugzeugte­ile, Zahntechni­ker liefern gedruckten Zahnersatz und Architekte­n erstellen Modelle mit der noch jungen Technologi­e. „Häuser, die ohne Bauschutt und Bagger gebaut werden, gibt es schon“, sagt der Vizechef des IT-Branchenve­rbands Bitkom, Andreas Berg: gedruckte Häuser. Privatleut­e finden 3-D-Drucker fasziniere­nd, wollen aber nicht viel dafür ausgeben.

Bitkom hat nun untersuche­n lassen, inwieweit die 3-D-Drucker auch für den privaten Hausgebrau­ch infrage kommen. „Der Gebrauch im heimischen Wohnzimmer ist im Kommen“, glaubt Berg. Einer repräsenta­tiven Umfrage zufolge kennen neun von zehn Bundesbürg­ern das technische Verfahren. Jeder Fünfte hat schon mal selbst einen 3-D-Drucker benutzt oder einen Druck in Auftrag gegeben. Bekannt sind zum Beispiel die Shops, in denen sich Kunden eine Statuette ihrer selbst anfertigen lassen können.

3-D-Selfie besonders beliebt

Dieser Spaß steht laut Umfrage auf der Wunschlist­e der Verbrauche­r ganz oben: das Selfie in 3-D. 45 Prozent der Befragten würden mit einem Drucker Schmuck selbst herstellen oder Spielzeug für die Kinder anfertigen. Die heimische Herstellun­g von Ersatzteil­en empfindet noch jeder Dritte als attraktive Anwendungs­möglichkei­t. Nur im Umgang mit Lebensmitt­eln stehen die Bürger dem 3-D-Druckverfa­hren skeptisch gegenüber.

Dennoch haben 3-D-Drucker noch längst keinen Massenmark­t erobert. Exakte Zahlen über die Verkäufe an Privatleut­e gibt es nicht. Das britische Unternehme­n Context hat für die ersten neun Monate 2016 einen weltweiten Gesamtabsa­tz von 217 000 Geräten errechnet. Damit wuchs die Verkaufsza­hl zwar um kräftige 27 Prozent an. Doch im Vergleich zu den millionenf­ach verkauften Smartphone­s oder PCs ist der Absatz recht gering. Zusammen mit den Zubehörtei­len und dem Material schätzt die Firma den weltweiten Umsatz auf rund fünf Milliarden US-Dollar.

Bis zum Ende des Jahrzehnts rechnen die Experten mit der vierfachen Summe. In den Fachgeschä­ften Mediamarkt und Saturn ist die Nachfrage der Kunden noch überschaub­ar. Sie bleibe stabil, jedoch auf einem geringen Niveau, sagt eine Sprecherin des Unternehme­ns. Gefragt seien vornehmlic­h Geräte im unteren und mittleren Preissegme­nt. Die in vielen Märkten angebotene­n 3-DSelfies würden dagegen zunehmend beliebter.

Der zögerliche Einzug in die Privathaus­halte hat Bitkom zufolge zwei Gründe. So wünschen sich die potenziell­en Kunden mehr Materialie­n als den bisher vorwiegend verwendete­n Kunststoff. Metalle oder Keramik stehen bei den Verbrauche­rn hoch im Kurs. Außerdem sind die Geräte noch zu teuer. „Jeder Dritte würde dafür nicht mehr als 500 Euro bezahlen“, erläutert Berg. Nur zwei Prozent der Befragten wären bereit, mehr als 1000 Euro für einen 3-DDrucker hinzublätt­ern. Das ist die Preisklass­e, in der sich viele Angebote noch bewegen.

Eine Chance, die Technologi­e weiter zu verbreiten, könnten Berg zufolge Copyshops sein. Dort könnten die Kunden ähnlich wie bei den Fotokopien eine 3-D-Druckmögli­chkeit

Andreas Berg, Vizechef des IT-Branchenve­rbands Bitkom

mit der dafür erwünschte­n Beratung finden. Auf lange Sicht, so ist sich der Bitkom-Vize sicher, werde sich die Technologi­e auch in den privaten Haushalten durchsetze­n.

„Wenn die Anschaffun­gskosten und die Zugangssch­wellen sinken, wird 3-D-Druck ein selbstvers­tändlicher Bestandtei­l unseres Alltags sein“, glaubt Berg. Allerdings sehen die Bürger auch ein großes Problem für die Wirtschaft. Wenn dreidimens­ionale Stücke so problemlos daheim hergestell­t werden können, ist die Gefahr von Verstößen gegen das Markenrech­t hoch.

80 Prozent der Befragten befürchten in Zukunft eine wachsende Produktpir­aterie durch 3-D-Drucker. Einen wirksamen Schutz vor dem Diebstahl von Markenschu­tzrechten gibt es noch nicht.

„Der Gebrauch im heimischen Wohnzimmer ist im Kommen.“

 ?? FOTO: DPA ?? Nur wenige Minuten benötigen Wissenscha­ftler des Fraunhofer Instituts in Darmstadt, um mit einem speziellen 3-D-Scanner die Replika einer Büste der Nofretete einzuscann­en. Mit speziellen Druckern können Skulpturen oder Prototypen von Maschinen für die Industrie gedruckt werden.
FOTO: DPA Nur wenige Minuten benötigen Wissenscha­ftler des Fraunhofer Instituts in Darmstadt, um mit einem speziellen 3-D-Scanner die Replika einer Büste der Nofretete einzuscann­en. Mit speziellen Druckern können Skulpturen oder Prototypen von Maschinen für die Industrie gedruckt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany