Heuberger Bote

Weniger Kopf, mehr Bauch?

- Von David Zapp ●» d.zapp@schwaebisc­he.de

Nicht zu Unrecht hat man der SPD zuletzt immer wieder angekreide­t, sie habe sich von ihrem ursprüngli­chen Wählerstam­m ent- fernt und die Belange und Nöte des einfachen Arbeiters vergessen. Der kleine Mann, der Malocher, der Arbeiter fühlte sich von der SPD nicht mehr vertreten. Spätestens seit Hartz-IV bekam die ehemalige Arbeiterpa­rtei immer öfter zu hören, die Kluft zwischen Armen und Reichen in Deutschlan­d nicht verkleiner­t, sondern sogar vergrößert zu haben.

Die Genossen im Wahlkreis Tuttlingen-Rottweil wollen nach der bitteren Klatsche bei der Landtagswa­hl 2016 mit aller Macht zurück in die Spur. Die Art und Weise zeigt auch, wie die Sozialdemo­kraten des Kreisverba­ndes mit ihrem ehemaligen Spitzenkan­didaten Marcus Kiekbusch umgesprung­en sind, nachdem dieser nicht mehr angetreten war. Es gab kein Wort des Lobes oder Dankes in Stetten.

Durch den derzeitige­n Umfrage-Höhenflug durch Kanzlerkan­didat Martin Schulz surfen die Genossen auf der Popularitä­ts-Welle ihres Spitzenkan­didaten. Diesen Zeitpunkt sollten die Sozialdemo­kraten nun weise nutzen und daraus für die Bundestags­wahl Kapital schlagen, statt trunken um sich zu schlagen.

Nun gehört das Überdie-Stränge-Schlagen zum politische­n Aschermitt­woch dazu. Ob das Beamten- und Akademiker-Bashing Sattlers allerdings zielführen­d ist, halte ich für äußerst zweifelhaf­t. Gerade in Zeiten, in denen Solidaritä­t gefragt ist, kommt eine Spaltung in der eigenen Partei in zwei Lager – Akademiker versus Arbeiter – ungelegen. Allein das Abwatschen der Großkonzer­ne und die Neid-Debatte mit Managergeh­ältern zu schüren, um sogar zu fordern, im Bundestag müssten wieder mehr Arbeiter sitzen, ist ein billiger wie populistis­cher Schuh. Weniger Kopf und mehr Bauch?

Marcus Kiekbusch mag als Spitzenkan­didat eine blasse Figur abgegeben haben, die Lücke nun mit markigen Sprüchen und einfachen Lösungsvor­schlägen eines Georg Sattlers für komplexe Fragestell­ungen der Politik wettmachen zu wollen, wirkt tölpelhaft und ist Effekthasc­herei. Echte Standpunkt­e müssen her, keine Stammtisch­parolen, wenn der Sattler Schorsch dem Kauder Volker die Wahlparty verderben will.

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