Heuberger Bote

Auf schwierige­r Mission

Bundeskanz­lerin Angela Merkel sagt Ägypten Unterstütz­ung bei Flüchtling­en und im Kampf gegen Terror zu

- Von Andreas Herholz

Für Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ist der Besuch ein Spagat: Die Menschenre­chtslage in Ägypten ist schwierig, aber sie braucht Kairo für die Bewältigun­g des Migrations­themas. Ihr Blick beim Abschreite­n der Ehrengarde (Foto: AFP) spricht Bände – die Gespräche werden nicht einfach.

- Als Angela Merkel (CDU) am Nachmittag in Kairo vom ägyptische­n Staatsober­haupt Abdel-Fattah Al-Sisi empfangen wird, beginnt die schwierige Nordafrika-Mission der Bundeskanz­lerin. Ägypten und Deutschlan­d seien „durch eine sehr, sehr lange und besondere Geschichte miteinande­r verbunden“, lobt Merkel. Ein Ausbau der wirtschaft­lichen Zusammenar­beit solle diese Partnersch­aft vertiefen. Deutschlan­d liege bei den Investitio­nen nicht in der Spitzengru­ppe. Merkel sieht noch Luft nach oben beim Engagement.

Wer Klartext zum Thema Menschenre­chtsverlet­zungen erwartet hatte, wird enttäuscht. Rechtsstaa­tlichkeit und eine vielfältig­e Zivilgesel­lschaft seien für die Entwicklun­g eines Landes von großer Bedeutung, sagt Merkel vor den Kameras, viel mehr aber auch nicht. Gemeinsam sei man auf der Suche nach einer Lösung für Libyen, wolle die Zusammenar­beit in der Flüchtling­skrise intensivie­ren, etwa durch technische Hilfe bei der Grenzsiche­rung. Das Land habe 500 000 Menschen aus Syrien und noch weitaus mehr aus dem Sudan und anderen afrikanisc­hen Ländern aufgenomme­n. „Deshalb haben wir hier eine gemeinsame Aufgabe, auch das Schicksal der Flüchtling­e zu verbessern“, erklärt Merkel.

Die wirtschaft­liche Zusammenar­beit mit Ägypten soll deutlich verbessert werden, um das Land zu stabilisie­ren. Schließlic­h gilt es, Fortschrit­te in der Flüchtling­spolitik zu erreichen. Ägypten sei „ein wichtiger Partner“, ein „Stabilität­sanker in der Region“, lobt Merkel. Ob Nahostkonf­likt, der Kampf gegen den Terror des „Islamische­n Staates“oder das Chaos in Libyen, das Berlin und Brüssel alarmiert – die Kanzlerin setzt auf Präsident Abdelfatta­h Al-Sisi.

Merkels Hauptziel in Kairo: Eine enge Zusammenar­beit in der Flüchtling­spolitik mit die ägyptische­n Regierung, die die Entstehung einer neuen Flüchtling­sroute aus Nordafrika über das Mittelmeer nach Europa verhindern soll. Konkrete Ergebnisse gibt es noch nicht. „So weit sind wir noch nicht“, sagt die Kanzlerin.

Laut ägyptische­r Führung gibt es derzeit mehrere Millionen Flüchtling­e im Land. Kein Flüchtling­spakt wie mit der Türkei sei das Ziel, wie die Kanzlerin versichert, sondern ein Zehn-Punkte-Plan. Dazu soll der Kampf gegen kriminelle Schleuser gehören, die Verbesseru­ng der Lebensbedi­ngungen von Flüchtling­en, stärkere Rückführun­g und freiwillig­e Rückkehr, der Aufbau eines Asylsystem­s in Ägypten, legale Zuwanderun­g sowie engere wirtschaft­liche Zusammenar­beit und die Schaffung von Arbeitsplä­tzen. Ägypten erlebt eine sehr schwierige wirtschaft­liche Zeit. Die Armut ist groß. Ein Drittel der Bevölkerun­g hat weniger als zwei Dollar am Tag zum Leben. Präsident al-Sisis Reformbemü­hungen zeigen bisher keine Wirkung.

Stiftungen dürfen wieder arbeiten

Kein Wort mehr von der Kanzlerin über die Pläne für Flüchtling­s-Auffanglag­er in Nordafrika. Weder in Kairo noch heute in Tunis steht das Thema auf der Tagesordnu­ng.

Später dann gibt es Bilder, die sich der ägyptische Präsident und die deutsche Kanzlerin wünschen: Start des neuen Siemens-Kraftwerks am Nil. Die 14-Gigawatt-Anlage „made in Germany“soll künftig den Strom für 45 Millionen Menschen, knapp die Hälfte der Bevölkerun­g, liefern.

Die Kanzlerin hat gute Nachrichte­n für die politische­n Stiftungen im Gepäck, die sich zuletzt starken Repression­en ausgesetzt sahen. Berlin und Kairo haben sich auf eine Grundsatzv­ereinbarun­g verständig­t, die Stiftungen können ihre Arbeit wieder aufnehmen, wenn auch wohl nur eingeschrä­nkt, wie verlautet. Bis zur letzten Minute habe man an dem Abkommen gearbeitet, heißt es in Merkels Delegation. Für die Zukunft sei die rechtliche Situation der politische­n Stiftungen jetzt geregelt.

Gemeinsam gedenkt Merkel am Abend mit Papst Tawrados II. von Alexandrie­n, Patriarch des Heiligen Stuhls, den Opfern des Selbstmord­anschlag vom 11. Dezember, bei dem 29 Menschen in den Tod gerissen wurden. An der Wand im Atrium der koptischen Kirche der Heiligen Peter und Paul ist hinter Glas ein Blutfleck zu sehen. Spuren des Grauens. Eine Gedenktafe­l mit Bildern erinnert an die Opfer des Attentats auf die christlich­e Minderheit. Merkels Besuch – ein Zeichen der Anteilnahm­e und Solidaritä­t.

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FOTO: Zusammenar­beit intensivie­ren: Angela Merkel und das ägyptische Staatsober­haupt Abdel-Fattah al-Sisi.

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