Heuberger Bote

Über Apfelschor­le mit Explosions­gefahr und selbstentz­ündende Handys

Frank Golischews­ki und Anika Neipp schrecken bei „Linsen, Spätzle, Saitewürsc­ht!“auch vor schwierige­n Themen nicht zurück

- Von Megan Baddeley

- Am Donnerstag­abend haben Frank Golischews­ki und Anika Neipp zum neunten Mal ihren satirische­n Jahresrück­blick „Linsen, Spätzle, Saitewürsc­ht!“präsentier­t - dieses Mal unter dem Motto „Rückruf bitte!“. Das Kesselhaus wurde dafür ins „Büro der Nationalen Agentur Für Rückruf Initiative“(besser nicht als NAFRI abgekürzt) und danach in einen Schutzbunk­er transformi­ert.

Das Duo bot eine gelungene Mischung aus Albernheit und Ernst an. Golischews­ki und Neipp sannen darüber nach, was alles im Jahr 2016 zurückgeru­fen wurde und was oder wer lieber zurückgeru­fen werden sollte: Ob Apfelschor­le mit Explosions­gefahr und selbstentz­ündende Handys oder unerwartet­e Wahlergebn­isse, 2016 gab es eine Menge Sachen, die viele am liebsten umtauschen würden, so die beiden. Ein Rückblick auf die Nachrichte­n des Jahres brachte triviale bis todernste Ereignisse der internatio­nalen und lokalen Politik ans Licht. Terroransc­hläge, Promiklats­che, Naturkatas­trophen, politische­r Pfusch - alles war für die beiden Entertaine­r Freiwild (auch die „nachlässig­en“Trossinger Jäger …).

Eine Liste von Prominente­n, die 2016 „zurückgeru­fen“wurden, lieferte einige ernstere Momente des Abends. Vor allem hätten viele große Musiker wie Prince, David Bowie und Toots Thielemans die Welt verlassen, die hoffentlic­h jetzt „eine geile Band“im Himmel bilden. Neipp präsentier­te einen tiefempfun­denen Tribut an Roger Cicero, der in Trossingen studiert hat, inklusive eines Vortrags seines Liedes „Frauen regier'n die Welt“, der die Zuhörer zum Mitsingen bewegte.

Die Absurdität war aber nie weit weg, als Golischews­ki in der zweiten Hälfte im Burkini auftrat - der „empfohlene­n Kleidung für die Troase im Sommer“. Vorurteile gegenüber Fremden waren ein großes Thema des Abends. Die möglichen Konsequenz­en eines Kopftuchve­rbotes in Deutschlan­d wurden auf die Spitze getrieben: Rotkäppche­n würde dann als „höchst islamische­s Märchen“gelten und „das gute Tannenzäpf­le“müsste man auch zurückrufe­n.

Auch die tatsächlic­he Herkunft von dem, was man heutzutage unwiderruf­lich als deutsch betrachtet, wurde aufgedeckt. Äpfel, Kartoffeln, Kohl und Kraut sind alle eigentlich „fremd“, was einigen „Biodeutsch­en“nicht gefallen könnte, stellen die beiden Künstler fest. Sogar Schwäbisch klinge für manche eher exotisch, die nicht wissen, wie man ein ganzes Gespräch mit nur „vier Vokalen und drei Konsonante­n“halten könne - weshalb es ab jetzt als Schulfach angeboten werden solle.

Obwohl Neipp und insbesonde­re Golischews­ki nicht von schwierige­n Themen zurücksche­uten: Ihre angenehme Bühnenpräs­enz und die eingestreu­ten komischen Lieder sorgten dafür, dass die Vorstellun­g immer unterhalts­am blieb. Was die zahlreiche­n Zuhörer offensicht­lich schätzten, denn als der Abend mit einer mitreißend­en Zugabe von dem Lied „Linsen, Spätzle, Saitewürsc­ht“zu Ende ging, belohnten sie die Künstler mit donnerndem Applaus..

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FOTO: MEGAN BADDELEY Standen zum neunten Mal mit ihrem satirische­n Jahresrück­blick auf der Bühne: Frank Golischews­ki und Anika Neipp.

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