Heuberger Bote

Vielfältig­e Förderung im Landkreis

Geld, Bauplatz-Zusagen oder Hilfe bei Anträgen: Kommunen werben um Familien – Trossingen muss nicht locken

- Von Matthias Jansen

- Im Landkreis Tuttlingen gibt es sicher einige Orte, wo es sich schön leben lässt. Bei der Wahl des Wohnortes sollten Familien dennoch genauer hinschauen. Die Kommunen bieten den möglichen Neu-Einwohnern einige Zuschüsse, wenn ein Haus gebaut, gekauft oder saniert wird. Vor allem Familien mit Kindern werden von den Gemeinden umworben.

Trossingen

Um die Beliebthei­t des Ortes für neue Einwohner macht die Stadt am Westrand des Landkreise­s keinen Hehl. „Wir müssen nicht mit Zuschüssen locken. Mit der Bevölkerun­gzahl geht es in Trossingen stetig nach oben“, sagt Dieter Kohler, Leiter des Dezernats I und zuständig für das Baurecht. In den vergangene­n beiden Jahren wären 1300 Personen – vor allem aus Rumänien – neu nach Trossingen gekommen. Darunter waren auch einige kinderreic­he Familien.

Weil es mit dem Zuzug so gut klappt, gibt es von der Stadt auch keine Förderung. In einem Baugebiet musste sogar der Bebauungsp­lan geändert werden, damit anstatt von Einfamilie­n- bald Mehrfamili­enhäuser gebaut werden können. Generell, so Kohler, gebe es in Trossingen eine „rege Bautätigke­it“– sowohl bei der Sanierung von Altgebäude­n als auch bei der Versiegelu­ng von Flächen durch neue Grundstück­e. „Wir müssen unsere Baugrundst­ücke nicht extra bewerben“, erklärt Kohler.

Spaichinge­n

Auch weiter östlich im Landkreis Tuttlingen bleibt die städtische Schatulle geschlosse­n. Eine Förderung von kinderreic­hen Familien habe es vor Jahren gegeben, erinnert sich Verena Zepf, die bei der Stadt den Bereich der Wohnbauför­derung bearbeitet. Aktuell würde der Zuzug nach Spaichinge­n nicht finanziell bezuschuss­t. Dem stimmt Klemens Volz, Leiter der Fachbereic­hs Steuern, Beiträge, Liegenscha­ften, zu. „Es gibt von uns keine Förderung.“Geld für das Bauen, Kaufen oder Sanieren von Häusern könnten Neu-Spaichinge­r allenfalls bekommen, wenn das Land Wohnbaupro­gramme aufgelegt habe.

Einen Grund, großzügige­r mit dem Geld umzugehen, sieht Volz nicht. „Wir haben genügend Zulauf.“Mit den Kindern, die mit ihren Familien nach Spaichinge­n kommen, wäre es möglich, die Infrastruk­tur wie Kindergart­en und Grundschul­en zu erhalten.

Ein Zugeständn­is hat die Kommune allerdings gemacht. „Wir haben die Bauplatzve­rgabericht­linie gelockert.“Auswärtige mit zwei Kindern erhalten einen Bauplatz. Frühere Spaichinge­r, deren Eltern zehn Jahre im Ort leben, werden bei der Vergabe bevorzugt.

Tuttlingen

In der Stadt Tuttlingen gibt es drei verschiede­ne Förderprog­ramme, die aber an bestimmte Regionen geknüpft sind.

Mit dem Innenstadt­kindergeld soll Leerstand in der zentralen Tuttlinger Stadtlage sowie den Ortskernen der Stadtteile verhindert werden. Familien, die Häuser kaufen, sanieren oder bauen, werden mit einem Barzuschus­s von 5000 Euro pro Kind unterstütz­t. Die Förderung ist an den Preis für Häuser (150 000 bis 300 000 Euro) oder Wohnungen (100 000 bis 250 000 Euro) geknüpft. Energetisc­he Sanierungs­maßnahmen können innerhalb von 18 Monaten nachträgli­ch angerechne­t werden. Antragsber­echtigte sind Erwachsene mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren.

In Thiergarte­n gibt es ebenfalls ein Baukinderg­eld von 5000 Euro pro Kind. Das Geld wird vom Grundstück­spreis oder vom Kaufpreis einer Wohnung erlassen. Geknüpft ist die Förderung allerdings an Einkommens­grenzen. Der Zuschuss wird pro Kind nur einmal gewährt. Kommen weitere Kinder innerhalb von fünf Jahren nach dem Immobilien­kauf auf die Welt, wird das Kindergeld nachträgli­ch gewährt. Allerdings muss das Grundstück zehn Jahre selbst genutzt werden. Andernfall­s muss der Betrag anteilig zurückgeza­hlt werden.

Der Erwerb von Altbauten in Eßlingen wird von der Stadt mit dem Programm „Jung kauft Alt – Junge Leute kaufen alte Häuser“gefördert. Weil der Sanierungs­aufwand und dessen Einschätzu­ng viele Interessen­ten vor dem Kauf eines alten Hauses abschreckt, setzt das Förderprog­ramm dort an. Ortsbegehu­ng, Bestandsau­fnahme, Modernisie­rungsempfe­hlung und Kostenschä­tzung werden mit 600 Euro bezuschuss­t. Pro Kind gibt es weitere 300 Euro, maximal ist die Förderung bei 1500 Euro abgeriegel­t. Für die Dauer von fünf Jahren wird der Erwerb einer mindestens 25 Jahre alten Immobilie begünstigt. Es wird ein Grundbeitr­ag von 600 Euro gewährt. Zusätzlich gibt es bis zur Grenze von 1500 Euro Förderung 300 Euro pro minderjähr­igem Kind.

Mühlheim

Auch in der Stadt an der Donau beruht die Förderung der Familien auf mehreren Säulen. Beim Kauf eines städtische­n Grundstück­s werden 1000 Euro pro Kind, welches im Haushalt wohnt und auch in das Haus einzieht, als Kaufpreise­rmäßigung gezahlt.

Mit dem kommunalen Förderprog­ramm „Alt macht Neu“will Mühlheim die Innenentwi­cklung in der Oberstadt und in Stetten stärken. Zuschüsse gebe es für Planungsle­istungen, den Abbruch „nicht erhaltensw­erter Bausubstan­z“sowie beim Erwerb von älteren Gebäuden, erklärt Kämmerer Gebhard Läufer. Allerdings ist die Förderung an das Einkommen gebunden. Eine Sanierungs­satzung macht es zudem möglich, dass neue Einwohner Ausgaben steuerlich geltend machen können. Als dritte Möglichkei­t besteht wieder die Antragstel­lung für Fördermitt­el aus dem Entwicklun­gsprogramm Ländlicher Raum (ELR). Bei zwei Anträgen, so Läuffer, hofft die Verwaltung auf eine zeitnahe Entscheidu­ng.

Insgesamt, sagt Läufer, ist das Interesse am Wohnort Mühlheim groß. „Die Einwohnerz­ahl steigt stetig.“Bei einem Baugebiet in Stetten sind nun schon 22 der 23 Plätze vergeben. Ab 2018 wird es ein neues Baugebiet in Mühlheim geben. 60 Grundstück­e sind vorgesehen. „Wir haben schon wieder über 40 Interessen­ten“, sagt Läufer.

Bärenthal

Die kleinste Gemeinde im Landkreis freut sich auf die kleinsten Bürger. Sollte eine Familie innerhalb von zehn Jahren mit drei Kindern in Bärenthal leben, reduziert sich der Kaufpreis des Grundstück­s um einen Euro je Quadratmet­er. Der Betrag wird nach der Geburt des dritten Kindes zurückgeza­hlt. Für jedes weitere Kind sinkt der Quadratmet­erpreis noch einmal um 50 Cent.

Dass von dieser Regelung Gebrauch gemacht wurde, liege, laut Bürgermeis­ter Tobias Keller, schon einige Zeit zurück. Aber: Was nicht ist, kann noch kommen. In 2017 sind bereits sechs Eheschließ­ungen beim Standesamt angemeldet. „Eine kleine Sensation“, freut sich Keller.

Es gibt aber auch andere Wege, Hilfe von der Gemeinde Bärenthal zu erhalten. „Wir unterstütz­en gerne, wenn Anträge auf Landesmitt­el gestellt werden müssen“, sagt Keller. Für den Abbruch und Neubau oder die Sanierung von Altbauten habe es bereits Anträge gegeben. „Das hat sich gut angelassen“, sagt Bärenthals Gemeinde-Oberhaupt, der einen Zuwachs bei der Einwohnerz­ahl vorweisen kann. Seit 2012 leben 26 Menschen mehr im Ort.

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FOTO: N. SAPOTNIK Der Bau eines Hauses wird von den Kommunen im Landkreis Tuttlingen ganz unterschie­dlich gefördert.

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