Vielfältige Förderung im Landkreis
Geld, Bauplatz-Zusagen oder Hilfe bei Anträgen: Kommunen werben um Familien – Trossingen muss nicht locken
- Im Landkreis Tuttlingen gibt es sicher einige Orte, wo es sich schön leben lässt. Bei der Wahl des Wohnortes sollten Familien dennoch genauer hinschauen. Die Kommunen bieten den möglichen Neu-Einwohnern einige Zuschüsse, wenn ein Haus gebaut, gekauft oder saniert wird. Vor allem Familien mit Kindern werden von den Gemeinden umworben.
Trossingen
Um die Beliebtheit des Ortes für neue Einwohner macht die Stadt am Westrand des Landkreises keinen Hehl. „Wir müssen nicht mit Zuschüssen locken. Mit der Bevölkerungzahl geht es in Trossingen stetig nach oben“, sagt Dieter Kohler, Leiter des Dezernats I und zuständig für das Baurecht. In den vergangenen beiden Jahren wären 1300 Personen – vor allem aus Rumänien – neu nach Trossingen gekommen. Darunter waren auch einige kinderreiche Familien.
Weil es mit dem Zuzug so gut klappt, gibt es von der Stadt auch keine Förderung. In einem Baugebiet musste sogar der Bebauungsplan geändert werden, damit anstatt von Einfamilien- bald Mehrfamilienhäuser gebaut werden können. Generell, so Kohler, gebe es in Trossingen eine „rege Bautätigkeit“– sowohl bei der Sanierung von Altgebäuden als auch bei der Versiegelung von Flächen durch neue Grundstücke. „Wir müssen unsere Baugrundstücke nicht extra bewerben“, erklärt Kohler.
Spaichingen
Auch weiter östlich im Landkreis Tuttlingen bleibt die städtische Schatulle geschlossen. Eine Förderung von kinderreichen Familien habe es vor Jahren gegeben, erinnert sich Verena Zepf, die bei der Stadt den Bereich der Wohnbauförderung bearbeitet. Aktuell würde der Zuzug nach Spaichingen nicht finanziell bezuschusst. Dem stimmt Klemens Volz, Leiter der Fachbereichs Steuern, Beiträge, Liegenschaften, zu. „Es gibt von uns keine Förderung.“Geld für das Bauen, Kaufen oder Sanieren von Häusern könnten Neu-Spaichinger allenfalls bekommen, wenn das Land Wohnbauprogramme aufgelegt habe.
Einen Grund, großzügiger mit dem Geld umzugehen, sieht Volz nicht. „Wir haben genügend Zulauf.“Mit den Kindern, die mit ihren Familien nach Spaichingen kommen, wäre es möglich, die Infrastruktur wie Kindergarten und Grundschulen zu erhalten.
Ein Zugeständnis hat die Kommune allerdings gemacht. „Wir haben die Bauplatzvergaberichtlinie gelockert.“Auswärtige mit zwei Kindern erhalten einen Bauplatz. Frühere Spaichinger, deren Eltern zehn Jahre im Ort leben, werden bei der Vergabe bevorzugt.
Tuttlingen
In der Stadt Tuttlingen gibt es drei verschiedene Förderprogramme, die aber an bestimmte Regionen geknüpft sind.
Mit dem Innenstadtkindergeld soll Leerstand in der zentralen Tuttlinger Stadtlage sowie den Ortskernen der Stadtteile verhindert werden. Familien, die Häuser kaufen, sanieren oder bauen, werden mit einem Barzuschuss von 5000 Euro pro Kind unterstützt. Die Förderung ist an den Preis für Häuser (150 000 bis 300 000 Euro) oder Wohnungen (100 000 bis 250 000 Euro) geknüpft. Energetische Sanierungsmaßnahmen können innerhalb von 18 Monaten nachträglich angerechnet werden. Antragsberechtigte sind Erwachsene mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren.
In Thiergarten gibt es ebenfalls ein Baukindergeld von 5000 Euro pro Kind. Das Geld wird vom Grundstückspreis oder vom Kaufpreis einer Wohnung erlassen. Geknüpft ist die Förderung allerdings an Einkommensgrenzen. Der Zuschuss wird pro Kind nur einmal gewährt. Kommen weitere Kinder innerhalb von fünf Jahren nach dem Immobilienkauf auf die Welt, wird das Kindergeld nachträglich gewährt. Allerdings muss das Grundstück zehn Jahre selbst genutzt werden. Andernfalls muss der Betrag anteilig zurückgezahlt werden.
Der Erwerb von Altbauten in Eßlingen wird von der Stadt mit dem Programm „Jung kauft Alt – Junge Leute kaufen alte Häuser“gefördert. Weil der Sanierungsaufwand und dessen Einschätzung viele Interessenten vor dem Kauf eines alten Hauses abschreckt, setzt das Förderprogramm dort an. Ortsbegehung, Bestandsaufnahme, Modernisierungsempfehlung und Kostenschätzung werden mit 600 Euro bezuschusst. Pro Kind gibt es weitere 300 Euro, maximal ist die Förderung bei 1500 Euro abgeriegelt. Für die Dauer von fünf Jahren wird der Erwerb einer mindestens 25 Jahre alten Immobilie begünstigt. Es wird ein Grundbeitrag von 600 Euro gewährt. Zusätzlich gibt es bis zur Grenze von 1500 Euro Förderung 300 Euro pro minderjährigem Kind.
Mühlheim
Auch in der Stadt an der Donau beruht die Förderung der Familien auf mehreren Säulen. Beim Kauf eines städtischen Grundstücks werden 1000 Euro pro Kind, welches im Haushalt wohnt und auch in das Haus einzieht, als Kaufpreisermäßigung gezahlt.
Mit dem kommunalen Förderprogramm „Alt macht Neu“will Mühlheim die Innenentwicklung in der Oberstadt und in Stetten stärken. Zuschüsse gebe es für Planungsleistungen, den Abbruch „nicht erhaltenswerter Bausubstanz“sowie beim Erwerb von älteren Gebäuden, erklärt Kämmerer Gebhard Läufer. Allerdings ist die Förderung an das Einkommen gebunden. Eine Sanierungssatzung macht es zudem möglich, dass neue Einwohner Ausgaben steuerlich geltend machen können. Als dritte Möglichkeit besteht wieder die Antragstellung für Fördermittel aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR). Bei zwei Anträgen, so Läuffer, hofft die Verwaltung auf eine zeitnahe Entscheidung.
Insgesamt, sagt Läufer, ist das Interesse am Wohnort Mühlheim groß. „Die Einwohnerzahl steigt stetig.“Bei einem Baugebiet in Stetten sind nun schon 22 der 23 Plätze vergeben. Ab 2018 wird es ein neues Baugebiet in Mühlheim geben. 60 Grundstücke sind vorgesehen. „Wir haben schon wieder über 40 Interessenten“, sagt Läufer.
Bärenthal
Die kleinste Gemeinde im Landkreis freut sich auf die kleinsten Bürger. Sollte eine Familie innerhalb von zehn Jahren mit drei Kindern in Bärenthal leben, reduziert sich der Kaufpreis des Grundstücks um einen Euro je Quadratmeter. Der Betrag wird nach der Geburt des dritten Kindes zurückgezahlt. Für jedes weitere Kind sinkt der Quadratmeterpreis noch einmal um 50 Cent.
Dass von dieser Regelung Gebrauch gemacht wurde, liege, laut Bürgermeister Tobias Keller, schon einige Zeit zurück. Aber: Was nicht ist, kann noch kommen. In 2017 sind bereits sechs Eheschließungen beim Standesamt angemeldet. „Eine kleine Sensation“, freut sich Keller.
Es gibt aber auch andere Wege, Hilfe von der Gemeinde Bärenthal zu erhalten. „Wir unterstützen gerne, wenn Anträge auf Landesmittel gestellt werden müssen“, sagt Keller. Für den Abbruch und Neubau oder die Sanierung von Altbauten habe es bereits Anträge gegeben. „Das hat sich gut angelassen“, sagt Bärenthals Gemeinde-Oberhaupt, der einen Zuwachs bei der Einwohnerzahl vorweisen kann. Seit 2012 leben 26 Menschen mehr im Ort.