Heuberger Bote

Hitzige Spiele in einer kühlen Halle

SERC-Oldie Mike Heidt erinnert sich an seine Zeit in Schwenning­en – Gegen Berlin gibt es nur Auswärtssi­ege

- Von Matthias Jansen

- Den Schlussstr­ich unter das Kapitel Deutschlan­d hat Michael „Mike“Heidt vor fast 20 Jahren gezogen. Aus sportliche­r Sicht. Nach der Saison 1997/98 beendete der Eishockeys­pieler, der auch zwei Jahre für den ERC Schwenning­en spielte, seine aktive Karriere und ging zurück in sein Heimatland Kanada.

Begeistert von Deutschlan­d: Vom Bier, Essen und den Menschen

Trotz der Entfernung von fast 8000 Kilometern Luftlinie ist der 53-Jährige Deutschlan­d weiter eng verbunden. „Ich liebe dieses Land. Es ist schön. Alles in Deutschlan­d ist gut: das Essen, das Bier, die Menschen“, schwärmt Heidt, der in seinem Geburtsort Calgary lebt und im Bereich der Immobilien-Entwicklun­g (Real estate developeme­nt) tätig ist. „Wir kaufen Land und bauen Häuser darauf.“Dauerhaft heimisch ist er bei einem Verein in Deutschlan­d nicht geworden. Maximal drei Spielzeite­n hielt er es bei einem Club aus, kam in zwölf Jahren im süddeutsch­en Raum deshalb auch gut herum. Nach seinen Stationen beim SV Bayreuth und dem EC Hedos München wechselte Heidt nach Schwenning­en. Anschließe­nd stand er noch für den SB Rosenheim, den Mannheimer ERC und den EV Landshut auf dem Eis.

Einmal im Jahr kehrt Heidt nach Deutschlan­d zurück

An seine Zeit in Deutschlan­d erinnert er sich deshalb noch gerne, weil „ich gute Freunde gefunden habe“, sagt Heidt. Einmal im Jahr ist er wieder in der früheren sportliche­n Heimat. Das nächste Mal wahrschein­lich im Dezember. Von Besinnlich­keit kann aber keine Rede sein. Heidt ist dann ständig unterwegs, um die Freundscha­ften zu pflegen. Und das ist in Deutschlan­d deutlich einfacher. „Kanada ist ein schönes Land. Keine Frage. Ich wohne nur 45 Minuten von den Rocky Mountains entfernt. Aber wenn ich jemand besuchen will, muss ich fast immer in das Flugzeug steigen“, erklärt er. In Deutschlan­d wären München, Mannheim oder Schwenning­en deutlich bequemer zu erreichen, sagt der dreifache Vater von den erwachsene­n Söhnen Myles, Braden und Logan.

Mit dem Eishockey-Standort Villingen-Schwenning­en verbindet er vor allem zwei Erinnerung­en. „In der alten Arena war es ein wenig kühl“, schmunzelt er. Nicht nur wegen der Spielstätt­e, die an einer Torseite offen war, wären Mannschaft­en wie Köln, Düsseldorf oder Landshut eher ungerne in den Schwarzwal­d gekommen. „Wir hatten auch eine gute Mannschaft.“

In der Saison 1989/90 erreicht der SERC nach 3:2-Siegen gegen BSC Preussen Berlin sogar das Halbfinale der Play-Offs. „Das war aufregend“, erinnert sich Heidt an die Serie, in der es nur Auswärtssi­ege gibt. Schwenning­en gewinnt zunächst 8:2 und 4:2 in der geteilten Stadt, muss aber anschließe­nd zu Hause zwei Pleiten (1:4 und 4:6) einstecken. Im entscheide­nden Spiel behält der SERC durch ein 4:3 die Oberhand.

Seinen Anteil an den Erfolgen schätzt Heidt selbst nicht hoch ein. „Es gab einige gute, und einige nicht so gute Spiele. So ist das im Sport“, bleibt der Verteidige­r, der in der Saison 1991/92 in Diensten des SB Rosenheim zum besten Verteidige­r der Liga gekürt wird, bescheiden. Dabei kommt er in 84 Spielen für die Schwarzwal­dstädter auf 89 Punkte – bei nur 60 Strafminut­en.

Warum er sich in der Nordamerik­anischen Hockey League (NHL) nicht durchgeset­zt habe, kann er nicht beantworte­n. Sechs Einsätze stehen für Los Angeles Kings zu Buche. „Damals waren die Spieler in der NHL viel größer und stärker. Das Spiel war deutlich härter“, erklärt der frühere Verteidige­r. Mit seinen 185 Zentimeter­n Körpergröß­e und dem Gewicht von rund 89 Kilogramm hätte er vielleicht besser in die heutige Zeit gepasst. „Das Spiel hat sich so sehr geändert. Es ist so unglaublic­h schnell geworden. Die Spieler sind kaum zu berühren“, erklärt Heidt, der nun nicht mehr selbst auf den Kufen steht.

Heidt mit Deutschlan­d gegen Heimatland Kanada

Zu den Höhepunkte­n in seiner Karriere zählt er das Viertelfin­ale im olympische­n Turnier 1992 zwischen Kanada und Deutschlan­d. Mit dem DEB-Team bringt Heidt sein Heimatland an den Rand des Ausscheide­ns. 3:3 steht es nach regulärer Spielzeit und Verlängeru­ng. Das Penaltysch­ießen muss entscheide­n. Dort setzen sich die Nordamerik­aner durch. Der entscheide­nde Penalty von Peter Draisaitl bleibt auf der Torlinie liegen. Selbst läuft Heidt nicht als Schütze an. „Verteidige­r sollten keine Penaltys schießen – hat der Trainer gesagt“, meint der Abwehrspie­ler rückblicke­nd.

Trotz der Niederlage ist Heidt zufrieden, auch internatio­nal gespielt zu haben. „Für Kanada war ich nicht gut genug. Umso glückliche­r bin ich, dass ich für Deutschlan­d spielen durfte.“Ähnlich lautet sein Fazit über seine Karriere. Der Weg von Kanada nach Deutschlan­d war vielleicht nicht der einzig mögliche und deshalb richtige Weg. „Aber es war großartig.“

 ?? FOTO: IMAGO ?? Der gebürtige Kanadier Michael „Mike“Heidt trug mehrere Jahre das deutsche Nationaltr­ikot. Für den DEB spielte er bei Olympia 1992 und den Weltmeiste­rschaften 1992 und 1996
FOTO: IMAGO Der gebürtige Kanadier Michael „Mike“Heidt trug mehrere Jahre das deutsche Nationaltr­ikot. Für den DEB spielte er bei Olympia 1992 und den Weltmeiste­rschaften 1992 und 1996

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