Heuberger Bote

Kreis gibt Wirtschaft­sstudie in Auftrag

Institut untersucht Chancen und Risiken des Landkreise­s Tuttlingen

- Von Ingeborg Wagner

- Der Kreis Tuttlingen steht hervorrage­nd da. Doch wie krisenanfä­llig ist die heimische Wirtschaft? Wie wirken sich Themen wie Digitalisi­erung und Elektrifiz­ierung auf die Arbeitsplä­tze aus? Die Landkreisv­erwaltung nimmt nun rund 100 000 Euro in die Hand und finanziert damit eine Wirtschaft­sstudie zu Potenziale­n, Risiken und Perspektiv­en des Wirtschaft­sstandorts Landkreis Tuttlingen.

Diese Entscheidu­ng fiel mit vier Gegenstimm­en aus den Reihen von Freien Wählern und FDP in der Ausschusss­itzung für Verwaltung und Finanzen des Kreistags. Landrat Stefan Bär warb für die Studie, die das Institut für Angewandte Wirtschaft­sforschung (IAW) in Tübingen erstellen wird. „Uns ist bei diesem Thema ganz wichtig, wie sich die Ausbildung­sberufe verändern werden“, sagte er. Dass sich der Kreis als Schulträge­r der berufliche­n Schulen und mit der Beteiligun­g an der Hochschule den Veränderun­gen in der Wirtschaft anpassen müsse, sei nichts Neues. „Aber wichtig ist zu sehen, wohin die Reise geht.“Bei seinen Besuchen in den Betrieben im Kreis habe er durchaus Aufgeschlo­ssenheit gespürt, dass sich der Kreis dieses Themas annehme, sagte der Landrat.

Zukunftssi­cherheit erhofft

„Wir erhoffen uns eine gewisse Zukunftssi­cherheit“, so Kreisrat Joachim Löffler (CDU). Seine Fraktion hatte den Antrag auf Erstellung einer Wirtschaft­sstudie gestellt. Unterstütz­ung kam von der SPD-Fraktion, wie Kreisrat Willi Kamm ausführte. „Wir investiere­n mehr als zehn Millionen Euro für die Hochschule hier in Tuttlingen.“Da sei es durchaus angebracht, nicht nur in die Hardware zu investiere­n, sondern auch Einfluss auf die sozialen Innovation­en zu nehmen.

Nicht sehr euphorisch stand Clemens Maier (FW) den Auswirkung­en einer solchen Studie auf den Landkreis gegenüber: Er sah darin vor allem die Interessen der Wirtschaft abgedeckt und forderte eine 50-prozentige Finanzieru­ng aus den Reihen der Unternehme­n. Unterstütz­t wurde sein Antrag von Willy Walter (FDP). „Es darf auch mehr als 50 Prozent sein.“Er frage sich, welche Ergebnisse überhaupt umsetzbar seien. „Was sollen wir mit dem Gutachten anfangen? Wie eine Monstranz vor uns hertragen und sagen, wir haben auch etwas gemacht?“

Landrat Bär widersprac­h einer finanziell­e Beteiligun­g der Unternehme­n als K.o.-Kriterium. „Da würde ich vor der Außenwirku­ng warnen.“Der Landkreis bekomme jedes Jahr sechsstell­ige Beträge aus der Wirtschaft für seine Arbeit. „Wir als Landkreis sind aber kein aktiver Part der Wirtschaft­sförderung.“Er sagte dem Gremium aber zu, dass er Gespräche mit Firmen auf Basis einer freiwillig­en Unterstütz­ung führen könne. Der Antrag der Freien Wähler auf fixe Kostenbete­iligung fiel mit 13 Nein- zu vier Ja-Stimmen durch.

Kleine Unternehme­n im Blick

Hans-Martin Schwarz (OGL) hatte die kleineren und mittleren Unternehme­n im Blick. „Uns ist es wichtig, dass auch bei denen Ergebnisse der Studie ankommen. Die Großen können es sich selber leisten.“Der Kreis Tuttlingen hänge wie kaum eine andere Region von der Industrie ab.

„Wir wissen aber auch, dass hier ein Wandel ansteht.“Den Auftrag an die IAW sah er als konsequent­e Fortsetzun­g der Prognos-Studie, die aus einem Regionalmo­nitoring heraus Entwicklun­gstrends aufgezeigt hatte. Bei der IAW geht es nun um konkrete Maßnahmen der Wirtschaft­sförderung in Industrie, Handwerk und im öffentlich­en Sektor.

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FOTO: ARCHIV Der Landkreis Tuttlingen ist fokussiert auf exportorie­ntierte Industrie, wie die Automobilb­ranche, und auf wenige Leitbranch­en konzentrie­rt. Das birgt Risiken.

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