XXL-Lkw würde man auch hier einsetzen
Bestimmte betriebswirtschaftliche Voraussetzungen sind jedoch notwendig
- Egal welche Statistik man sich anschaut: Alle prognostizieren einen steigenden Güterverkehr, vor allem auf der Straße, und zurückgehende Tonnagen bei Bahn und Binnenschifffahrt. Die Speditionen liebäugeln mit dem XXL-Lkw, der bis zu 40 Tonnen transportieren kann.
Im Grunde genommen haben viele Firmen ihr Lager auf die Straße verlegt, sprich es wird „just in Time“geliefert. Zusätzlich wächst der Güterverkehr auf der Straße, vor allem im Jahr 2015. Gründe hierfür waren die Streiks bei der Bahn und Niedrigwasser auf in Flüssen. Wären die Gigaliner, also XXL-Lkw die Lösung?
Fünf Jahre wurden sie nun getestet – Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) erklärt im Abschlussbericht der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) zum Feldversuchs mit Lang-Lkw: „Die LangLkw sind fünf Jahre im Feldversuch getestet worden – mit positivem Befund. Der Lang-Lkw ist praxistauglich. Er ist sicher, spart Sprit und führt weder zu Verlagerung von Verkehren auf die Straße noch zu einer stärkeren Belastung unserer Infrastruktur. Zwei Lang-Lkw ersetzen drei herkömmliche Lkw. Weniger Fahrzeuge bedeuten auch weniger Emissionen. Wir werden den LangLkw zum Jahreswechsel dauerhaft auf den dafür geeigneten Strecken zulassen. Das ist gut für die Umwelt und gut für den Logistikstandort Deutschland.“Wesentliche Ergebnisse des Berichts der Bundesanstalt für Straßenwesen sind: Zwei LangLkw-Fahrten ersetzen drei Fahrten mit herkömmlichen Lkw, die Effizienzgewinne und Kraftstoffersparnisse liegen zwischen 15 und 25 Prozent, es gibt keinen erhöhten Erhaltungsaufwand für die Infrastruktur und es gäbe keine Verlagerungseffekte von der Schiene auf die Straße.
Zum 1. Januar 2017 wurde der streckenbezogene Regelbetrieb geändert. Diese Verordnung erlaubt Fahrten auf ausgewiesenen Strecken. Diese erreichen in Baden-Württemberg Villingen-Schwenningen noch nicht. Erlaubt ist die Fahrt auf der A 81 ab der Anschlussstelle Herrenberg, nach Norden geht sie bis zur Landesgrenze, auf der A 8 reicht die Betriebsstrecke von Karlsruhe bis Ulm und auf der A 5 von Karlsruhe in Richtung Süden bis Rastatt.
Die BASt teilt dazu mit: Die auf Grundlage der Ausnahme-Verordnung fahrenden Fahrzeuge entsprechen höchsten Sicherheitsstandards. Auch die Anforderungen an die Fahrer unterliegen strengen Vorgaben: Neben dem fünfjährigen Besitz der entsprechenden Fahrerlaubnis wird eine nachzuweisende fünfjährige Berufserfahrung verlangt. Voraussetzung für das Fahren eines LangLkw ist ein spezieller Einweisungslehrgang zum Lang-Lkw.
Feldversuch mit 161 Fahrzeugen seit 2012
Der Feldversuch mit Lang-Lkw wurde im Januar 2012 mit 21 Unternehmen gestartet und wissenschaftlich von der BASt begleitet. Es beteiligten sich zuletzt 13 Bundesländer und 60 Unternehmen mit 161 Lang-Lkw. Herkömmliche Lkw mit Anhänger dürfen eine Länge von bis zu 18,75 Metern haben. Lang-Lkw können eine Länge von bis zu 25,25 Metern haben. Das Gewicht herkömmlicher Lkw kann bis zu 40 oder 44 Tonnen im kombinierten Verkehr betragen. Für den Lang-Lkw gelten die gleichen Gewichtsgrenzen.
Auch die DB Schenker, die den Güterverkehr für die Deutsche Bahn abwickelt, und eine Niederlassung in Villingen-Schwenningen hat, sieht die Entwicklung voranschreiten. „Die DB kann und will sich Innovationen auch im Straßengüterverkehr nicht generell verschließen. Uns ist aber wichtig, dass dabei in der konkreten Umsetzung zusätzliche Wettbewerbsnachteile für den Güterverkehr auf der Schiene so weit wie möglich vermieden werden“, erklärt ein Sprecher der DB-Schenker. So habe sich DB Schenker an dem Feldversuch des Bundes zu Lang-Lkw mit vier Fahrzeugen nur auf wenigen ausgewählten Strecken in Deutschland beteiligt: Schweinfurt–Neufahrn, Lohfelden–Langenhagen und Bamberg–Seesen. Auf diesen Verbindungen werden auch weiterhin zeitkritische Stückgut-Ladungen befördert, die auch aus Sicht der Kunden ohnehin nicht für den Transport auf der Schiene in Frage kommen.
„Eine Verlagerung von Verkehren von der Schiene auf die Straße ist hier also nicht zu befürchten“, so der Unternehmenssprecher, „konkrete Planungen für den Ausbau der LangLkw-Flotte gibt es derzeit nicht“. Der Standort Villingen-Schwenningen schlägt im Stückgutverkehr zwischen 450 und 550 Tonnen Fracht und 1500 bis 1800 Sendungen um.
Bei der Spedition Noerpel, die ebenfalls eine Niederlassung in Villingen-Schwenningen betreibt, sieht man die Gigaliner „grundsätzlich als eine tolle Sache“an, daher führe man auch Gespräche über deren künftigen Einsatz.
Neben den Genehmigungen und der Beachtung der erlaubten Strecken müsse jedoch vor allem die Sendungsstruktur stimmen. Geeignet seien große, aber nicht zu schwere Waren. Bei Noerpel sieht man im Shuttelverkehr einen großen Vorteil. Voraussetzung sei allerdings, dass der Lkw in beide Richtungen ausgelastet sei.
Bei der Spedition Bächle hatte man vor rund eineinhalb Jahren einen Antrag gestellt, den Gigaliner fahren zu lassen. Der Plan war, so Geschäftsführer Marius Neininger, diesen nur von 18 bis 6 Uhr und nur von Depot zu Depot fahren zu lassen. Eine Fahrt zum Kunden würde für ihn momentan noch nicht in Frage kommen. Er zeigt sich enttäuscht, dass die Erlaubnisstrecke seiner Auffassung nach auf die Mercedes-Werke abgestimmt wurde.
Für Marius Neininger gibt es keine einleuchtende Erklärung, dass die reguläre Erlaubnisstrecke momentan auf der A 81 bei Herrenberg endet. Für ihn hätte das vor allem auch den Vorteil, dass man den Fahrermangel kompensieren sowie Kosten reduzieren könnte. Zwei Fahrten mit dem Gigaliner entsprächen drei mit den Normal-Lkw.