Klarinette mal butterweich, mal hell durchdringend
Johanna Tarcson und Rebecca Metzger zeigen die Vielfalt der Möglichkeiten bei Kultur und Klinik
- Weder von Schmuddel-Wetter noch von Funkenfeuern ringsum haben sich die Freunde der Reihe „Kultur und Klinik“abhalten lassen. Die Kapelle im Gesundheitszentrum Spaichingen war wie immer gut gefüllt, denn Kabinettstücke aus der Klangwelt der Klarinette standen auf dem Programm.
Der simple Titel „Buntes Allerlei“, das sich eher wie „Kraut und Rüben“anhört, störte allerdings Dr. Albrecht Dapp, den Organisator der Reihe. Kurzentschlossen taufte er das Konzert in „Facettenreiche Klangwelten“um. Und was die beiden Absolventinnen der Hochschule für Musik in Trossingen, Rebecca Metzger (Klarinette) und Johanna Tarcson (Klavier) dann den Zuhörern anboten, war Meisterklasse.
Die Klarinette von Rebecca Metzger präsentierte sich bei jedem Stück in einem neuen Gewand, mal dunkel und butterweich, mal hell und durchdringend. Die Künstlerin erklärte dazu, wie sie für jedes Werk das richtige Blatt auswähle. „Das Blatt ist das Herz der Klarinette.“Leider habe das feuchte Wetter ihre sorgfältige BlattVorauswahl total durcheinander gebracht. Johanna Tarcson setzte den Flügel je nach Bedarf mit großer Orchesterfülle oder als zurückhaltenden Duo-Partner ein, aber immer mit viel Verve.
„Solo de Concours“von Henri Rabaud setzt mit kleinen KlarinettenKadenzen und rasanten Läufen die Tonleiter rauf und runter erste Klangimpressionen. Bei „Introduktion und Variation“von Wenzeslaus Kalliwoda sind es die blitzschnellen und blitzsauberen Schnörkel in der Variation, die lauter kleine Glanzlichter setzen und die Pianistin zum Miteifern anfeuern. Claude Debussys „Première Rhapsodie“zerschmilzt in Zartheit und zerfließt in flüchtigen Schleiern, wenn sich die beiden Musikerinnen gegenseitig imitieren.
Als Intermezzo im Duo-Programm zeigt sich die Pianistin solistisch mit Debussys „Images“. Wie in einem impressionistischen Gemälde blitzen in „Reflets dans l’eau“Sonnenstrahlen auf der Wasseroberfläche.
„Hommage à Rameau“dagegen setzt jede Figur bewusst und besticht durch energische, eher melancholische Sequenzen. Und dann vermitteln Tarcsons sich umspielende und überkreuzende Hände die bohrende rhythmische Kraft der Bewegung in „Mouvement“. Strahlend nimmt die sympathische Pianistin die Ovationen des Publikums entgegen.
Bei traditioneller Klezmermusik ist die junge Klarinettistin total in ihrem Element. Das zeigt auch ihre Körpersprache. Jetzt darf die Klarinette die Hauptrolle spielen - zuerst inbrünstig singend – um sich dann mit einem gewaltigen Gefühlsausbruch aus rasantem Tempo abrupt zu verabschieden. Das gefällt den Zuhörern.
Mit dem bestens bekannten „Carnevale di Venezia“von Paul Jeanjean hauen die beiden noch einen fulminanten Schlusspunkt mit Witz und fantastischer Technik heraus. Dass sie die Melodie „Mein Hut der hat drei Ecken“sofort erkannt haben, freut das Volk besonders und animiert zu heftigem Applaus.