Heuberger Bote

Zwei Jahre auf Bewährung

Gericht sieht Stabilisie­rung eines bisher unruhigen Lebens

- Von Moni Marcel

Junge Autofahrer­in hatte in Aldingen Fußgänger gefährdet.

- Noch einmal um eine Haftstrafe herumgekom­men ist eine junge Frau, die im August 2015 mit dem nicht zugelassen­en Wagen ihres Freundes und ohne Führersche­in in Aldingen ein parkendes Auto beschädigt und beim Wegfahren zwei Fußgänger gefährdet hatte.

Dafür war sie, angesichts mehrerer Vorstrafen und der Bewährung, in der sie sich befand, zu zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt worden, die 21-Jährige hätte ins Gefängnis gehen müssen. Dagegen hatte die junge Frau Berufung eingelegt und nun in Rottweil einen verständni­svollen Richter gefunden: Karlheinz Münzer beschränkt­e die Bewährungs­strafe auf zwei Jahre, eine Haft bleibt ihr damit zumindest vorerst erspart.

Grund ist, dass die junge Frau in den letzten Monaten ihr bewegtes Leben offenbar in den Griff bekommen, eine Ausbildung begonnen hat und damit erstmals in ihrem Leben einer geregelten Arbeit nachgeht. Die Staatsanwa­ltschaft hatte auf zwei Jahre und vier Monate und damit auf Haft plädiert. Doch nun hat sie eine noch einmal eine Chance bekommen, die Vorbewähru­ng dauert sechs Monate, dann wird erneut geprüft, wie sie sich hält.

Die junge Frau begann schon als 14-Jährige mit ersten Betrügerei­en, immer wieder gaukelte sie Leuten vor, ihre Busfahrkar­te oder den Geldbeutel verloren zu haben und nun Geld zu brauchen, um nach Hause zu kommen. Die ergaunerte­n Beträge wurden im Lauf der Jahre immer höher, und offenbar war sie mit ihren Geschichte­n überzeugen­d, so gab ihr ein Bekannter gleich viermal Geld, mehrere hundert Euro jedes Mal. Immer versprach sie, das Geld zurückzuza­hlen, tat das aber nie.

Ihre Eltern hatten sich früh getrennt, mal lebte sie bei der Mutter, die sich aber nicht um die Tochter kümmerte, mal beim Vater, der immer wieder umzog, bei dem sie eine Zeitlang auch in Berlin lebte.

Ob es gemeinsame Ausflüge gegeben habe, sich jemand darum gekümmert hätte, dass sie ihre Hausaufgab­en machte, wollte Münzer in der gründliche­n Befragung wissen. Nein, gab es nicht, so die Angeklagte. Die ersten beiden Jahre sei sie in der Hauptschul­e gut mitgekomme­n, doch dann sei die Mutter mit dem Stiefvater umgezogen, sie habe die Schule gewechselt, so kam am Ende nur ein schlechter Hauptschul­abschluss heraus.

Von der Berufsschu­le, die sie danach besuchte, flog sie wegen der vielen Fehlstunde­n. Der Mutter war sie da wohl schon komplett entglitten, wohnte bei verschiede­nen Bekannten, „keine guten Leute“, so ihre Aussage, schlug sich mit Betrügerei­en durch und kam bald mit dem Gesetz in Konflikt. Termine mit dem Jugendamt und später der Bewährungs­helferin ließ sie immer wieder platzen, leistete die Arbeitsstu­nden, zu denen sie immer wieder verurteilt wurde, nur sporadisch ab, landete schließlic­h im Gefängnis, was aber auch keine nachhaltig­en Veränderun­gen bei ihr bewirkte.

Doch nun hat sie offenbar die Kurve gekriegt, Grund sei die Beziehung, in der sie seit gut zwei Jahren lebe. Der Freund habe sie auch von ihrer Spielsucht abgebracht, erzählte die 21-Jährige dem Gericht. Nachdem sie einmal sein ganzes Gehalt verspielt habe, habe er ihr gedroht, sie zu verlassen, wenn sie nicht aufhöre. Nach dem letzten Urteil „hat es bei mir Klick gemacht!“Es sei ihr da klar geworden, dass es so nicht weitergehe, sagte sie.

Das scheint nachhaltig zu sein, auch ihre Bewährungs­helferin legte im Zeugenstan­d ein gutes Wort für sie ein. Und dem folgte das Gericht, nun hat sie ein halbes Jahr Zeit, zu zeigen, wie stabil ihre guten Vorsätze sind. Dann wird erneut über ihre Bewährung entschiede­n.

 ?? FOTO: SIEGEMUND, ILJA ??
FOTO: SIEGEMUND, ILJA
 ?? FOTO: DPA ?? Einen verständni­svollen Richter gefunden hat trotz Vorstrafen eine 21jährige Verkehrssü­nderin.
FOTO: DPA Einen verständni­svollen Richter gefunden hat trotz Vorstrafen eine 21jährige Verkehrssü­nderin.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany