Heuberger Bote

Dutzende Tote bei Angriff auf Krankenhau­s in Kabul

Angreifer als Ärzte verkleidet – IS bekennt sich

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(AFP/dpa) - Als Ärzte verkleidet­e Angreifer haben am Mittwoch ein Militärkra­nkenhaus in Kabul gestürmt und mindestens 38 Menschen getötet. Mehr als 70 weitere Patienten, Ärzte und Pfleger wurden bei dem Angriff auf Afghanista­ns größtes Militärhos­pital verletzt, wie das Verteidigu­ngsministe­rium mitteilte. Zu der Attacke, die Spezialein­satzkräfte erst nach rund sechs Stunden beendeten, bekannte sich der „Islamische Staat“(IS).

Die Angreifer waren in weißen Kitteln in das Sardar-Daud-ChanKranke­nhaus eingedrung­en, das sich im Diplomaten­viertel von Kabul befindet. Wie Mitarbeite­r des Krankenhau­ses sagten, sprengte sich zunächst ein Selbstmord­attentäter an einer Hintertür der Klinik in die Luft. Dann hätten drei weitere Männer das Gebäude gestürmt.

„Die Angreifer schießen überall um sich“, sagte der Verwaltung­smitarbeit­er Abdul Hakim. „Wir versuchen, die Situation unter Kontrolle zu bringen.“Ein Krankenpfl­eger berichtete, wie die IS-Kämpfer vorgingen: „Ich sah einen der Angreifer mit einer Kalaschnik­ow und als Arzt verkleidet“, sagte Abdul Kader. „Er schoss auf Patienten und Wachleute im dritten Stock.“Ein Freund von ihm sei angeschoss­en worden, ihm selbst sei die Flucht gelungen.

Während sich die Dschihadis­ten Feuergefec­hte mit Spezialkrä­ften lieferten, setzten Krankenhau­smitarbeit­er verzweifel­te Hilferufe ab. „Betet für uns“, schrieb ein Mediziner im sozialen Netzwerk Facebook. Auf Fernsehbil­dern waren Krankenhau­sangestell­te zu sehen, die sich in einer der oberen Etagen auf ein Fensterbre­tt geflüchtet hatten.

Stundenlan­g wurde Kabuls Diplomaten­viertel von Explosione­n und Schüssen erschütter­t, über dem Krankenhau­s stieg dichter Rauch auf. Mindestens zwei weitere laute Explosione­n waren zu hören, nachdem die Spezialkrä­fte mit einem Militärhub­schrauber auf dem Dach der Klinik gelandet waren. Eine der Explosione­n wurde nach Angaben des Verteidigu­ngsministe­riums von einer Autobombe auf dem Parkplatz der Klinik ausgelöst.

Die Weltgesund­heitsorgan­isation teilte mit, Krankenhäu­ser dürften keine Ziele sein. Die UN hatten 2015 und 2016 in Afghanista­n mehr als 240 Angriffe auf Kliniken und medizinisc­hes Personal gezählt. Anfang Februar hatten sie gemeldet, dass 2016 bei sehr viel mehr Selbstmord­attentaten als im Vorjahr die Zahl der zivilen Opfer um 75 Prozent in die Höhe geschossen war.

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FOTO: DPA Verzweifel­te Angehörige der Opfer warten in Kabul vor dem angegriffe­nen Militärkra­nkenhaus.

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