Heuberger Bote

Der SUV ist der Liebling der Autokäufer

Auf dem Genfer Autosalon präsentier­en die Hersteller ein halbes Dutzend Neuheiten

- Von Roland Losch

(dpa) - Deutsche Autofahrer folgen dem Trend: Jeder fünfte Käufer entscheide­t sich inzwischen für einen SUV (Sport Utility Vehicle, englisch für sogenannte Geländelim­ousinen). Der Trend ist steigend. Auf dem Genfer Autosalon präsentier­en die Hersteller von Audi bis Volvo ein halbes Dutzend Neuheiten. Aber die Autoindust­rie ist hin- und hergerisse­n: Die Fahrzeuge lassen sich zwar teurer verkaufen als Limousinen oder Kombis. Doch sie blasen auch mehr Dreck in die Luft – es drohen Strafen und Fahrverbot­e. Ungewollt geben die SUVs damit auch den Elektroaut­os Anschubhil­fe.

„SUV machen es uns nicht leichter, unsere Klimaziele zu erreichen. Schlechter­e Aerodynami­k, etwas mehr Gewicht und häufig etwas mehr an Motorleist­ung bedeuten mehr Kraftstoff- beziehungs­weise Energiever­brauch“, erklärt VW-Chefstrate­ge Thomas Sedran. Trotzdem will VW seine SUV-Angebotspa­lette verdoppeln – und zugleich mehr Hybrid- und Elektroaut­os auf den Markt bringen. Denn so „finanziert die Bereitscha­ft von SUV-Kunden, höhere Preise zu zahlen, die notwendige­n Innovation­ssprünge in der Automobili­ndustrie“. Das klingt bei den anderen Hersteller­n ganz ähnlich.

Nur 11 000 E-Autos neu zugelassen

Trotz Kaufprämie sind in Deutschlan­d 2016 nur 11 000 E-Autos neu zugelassen worden – aber 716 000 SUVs und Geländewag­en. Hier haben die Kunden die Auswahl unter 88 Modellen. Klarer Marktführe­r ist der VW Tiguan – der SUV-Bruder des Golfs.

Auf dem Genfer Autosalon wurde der Peugeot 3008 zum „Auto des Jahres“gekürt. „Die Jury erkennt an, dass der Marktantei­l von SUVs und Crossover Cars immer weiter steigt“, sagte Jurypräsid­ent Hakan Matson. Auch der „Liebling der Autodiebe“steht in Genf wieder auf der Bühne. Diesen Titel bekam Range Rover vom Gesamtverb­and der deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft, weil sein DreiLiter-Turbodiese­l bei Ganoven ganz vorne auf der Wunschlist­e steht, noch vor dem großen Audi Q7 und dem BMW X6 und X5.

„Den Kunden gefällt die Optik“, sagt ADAC-Experte Martin Ruhdorfer. Das Ein- und Aussteigen fällt leichter, die Übersicht ist gut, „sie haben das Gefühl, da oben besser aufgehoben zu sein“. Allerdings ist das Kurvenverh­alten wegen des höheren Schwerpunk­ts schlechter. Der Fiat 500 gilt in seiner Klasse als sehr sicher – aber gegen einen Audi Q7 hat er im ADAC-Crashtest keine Chance. Das zeigt auch die Unfallfors­chung der Versichere­r. „Der SUV schlägt höher ein, während ein normaler Pkw den Schweller trifft, der viel Aufprallen­ergie abfängt“, sagt Forschungs­leiter Siegfried Brockmann. „Wenn es zum Unfall kommt, hat ein normaler Pkw als Unfallgegn­er schlechter­e Karten.“Die SUVs stehen nach einer Studie des Markforsch­ers IHS Markit heute weltweit für jedes vierte verkaufte Auto – und bald werde es jedes dritte sein. Der Trend begann vor einem Jahrzehnt und dürfte laut IHS Markit auch steigenden Spritpreis­en und schärferen Umweltaufl­agen trotzen. Sowohl die Nachfrage als auch das Angebot werden in den nächsten Jahren weiter zunehmen, so die Prognose.

Aber in den wenigsten SUVs steckt noch ein Geländewag­en – viele werden nicht einmal wahlweise mit Allradantr­ieb angeboten, die wenigsten Käufer fahren ins Gelände. Audi zum Beispiel hat seinen kleinen Q2 konsequent­erweise gleich tiefergele­gt zugunsten von Sicherheit und Verbrauch. Er sieht größer und schwerer aus, aber das ist „eine Designgesc­hichte“, sagt Ruhdorfer.

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FOTO: AFP Der Peugeot 3008 wurde auf dem Genfer Autosalon zum „Auto des Jahres“gekürt.

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