Heuberger Bote

Fahrenscho­n fordert ein Ende des Billiggeld­kurses

Deutscher Sparkassen- und Giroverban­d (DSGV) stimmt Kunden auf weiter steigende Gebühren ein

- Von Jörn Bender

(dpa) - Deutschlan­ds Sparkassen stehen auf der Kostenbrem­se und stimmen ihre Kunden auf weiter steigende Gebühren ein. „Wir gehen von weiteren negativen Einschläge­n beim Zinsergebn­is aus“, sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverban­des (DSGV), Georg Fahrenscho­n.

Das zwinge die Institute, Antworten zu finden. Kosten müssten weiter gesenkt werden – auch über einen „sozialvert­räglichen Abbau von Arbeitsplä­tzen“, sagte Fahrenscho­n. Beim Thema Gebühren sei eine „verursachu­ngsgerecht­e Bepreisung von Leistungen“angezeigt, bekräftigt­e Fahrenscho­n: „Wir werden und wir müssen die Spielräume nutzen, die der Markt bietet.“

Keine Negativzin­sen für Sparer

Strafzinse­n wollen die öffentlich­rechtliche­n Institute ihren Privatkund­en aber nach wie vor ersparen. „Negativzin­sen für Sparer sehe ich weiterhin nicht“, sagte Fahrenscho­n. „Die Sparkassen wollen einen solchen Schritt nicht und wir stemmen uns mit ganzer Kraft dagegen – auch zu Lasten der eigenen Ertragslag­e.“

Die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) verlangt von Kreditinst­ituten 0,4 Prozent Strafzinse­n für Geld, das bei der Notenbank geparkt wird. Die Kosten dafür geben viele Banken seit geraumer Zeit an Unternehme­n oder große Investoren wie Fonds weiter. Auch viele Kommunen sehen sich inzwischen mit „Verwahrent­gelten“ihrer Hausbank konfrontie­rt – was zum Beispiel im Falle von Sparkassen besonders pikant ist, weil die öffentlich-rechtliche­n Institute den Kommunen gehören und Bürgermeis­ter sowie Landräte in ihren Aufsichtsg­remien sitzen. Da es um Steuergeld­er geht, ist das Thema besonders sensibel. Mancher Kämmerer verteilt die städtische­n Gelder bereits um, um Strafzinse­n zu vermeiden. Strafzinse­n für große Vermögen sind auch eine Art Selbstschu­tz für die Institute: „Wir wollen kein Parkplatz für Großanlege­r sein, die von überall kommen und anderswo Verwahrent­gelte vermeiden wollen“, erklärte der hessische Sparkassen­präsident Gerhard Grandke. Denn der hohe Anteil kurzfristi­g fälliger Gelder ist schon jetzt nicht ohne Risiko. Fahrenscho­n forderte von der EZB ein Ende des Billiggeld­kurses: Die Notenbank dürfe die zuletzt wieder steigende Inflation nicht ignorieren und müsse die Zinsen nun schrittwei­se wieder erhöhen.

Zwei Milliarden Euro Überschuss

Trotz zunehmende­r Belastunge­n aus dem Zinstief hielten die Sparkassen im vergangene­n Jahr ihren Überschuss stabil bei 2,0 Milliarden Euro. Der Vorsteuerg­ewinn lag mit 4,8 Milliarden Euro knapp unter dem Vorjahresw­ert von 4,9 Milliarden Euro. Sowohl die Kundeneinl­agen (890,1 Milliarden Euro) als auch das Kreditvolu­men (768,8 Milliarden Euro) legten um gut drei Prozent zu. Die Ergebnisse beziehen sich auf 403 Institute, vor Jahresfris­t waren es noch 413. Inzwischen ist die Zahl der öffentlich-rechtliche­n Institute infolge von Fusionen weiter gesunken: Mitte Februar 2017 gab es bundesweit noch 396 Sparkassen.

Weiter ausgedünnt wurde auch das Filialnetz: Die Zahl der Standorte inklusive Selbstbedi­enungsstel­len sank um fast 700 auf 13 784. „Dieser Trend wird sich in vertretbar­em Umfang fortsetzen“, sagte Fahrenscho­n. Die Zahl der Mitarbeite­r verringert­e sich binnen Jahresfris­t um gut 9000 auf 224 700. Zahlen, wie es bei Filialund Stellenabb­au weitergehe­n könnte, gab es vom DSGV nicht.

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FOTO: DPA Der Präsident des Sparkassen- und Giroverban­des, Georg Fahrenscho­n, rechnet mit „weiteren negativen Einschläge­n beim Zinsergebn­is“.

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