Heuberger Bote

Ein Seriensieg­er und ein Eklat

Grimme-Preis für Comedian Oliver Polak sorgt für Diskussion­en – Jan Böhmermann erneut ausgezeich­net

- Von Joachim Heinz

(KNA) - Die Jury des Grimme-Preises bleibt dem Comedian Jan Böhmermann gewogen und zeichnete ihn abermals mit zwei Preisen aus. Schwierige­r wurde es bei seinem Kollegen Oliver Polak, dessen Auszeichnu­ng vom Vorsitzend­en der Jury, Dieter Anschlag, kritisiert wurde. Polak hat seiner Meinung nach mit seinem Twitter-Hashtag „#GastoderSp­ast“behinderte Menschen diskrimini­ert. Großer Gewinner bei den Sendern war die ARD mit insgesamt elf der 14 Preise, einer davon für die Trilogie „Mitten in Deutschlan­d“über die Terrorgrup­pe NSU.

Das ZDF kam auf zwei Auszeichnu­ngen plus den Publikumsp­reis der Marler Gruppe. Die ARD triumphier­te im Wettbewerb Fiktion: Die Jury zeichnet neben dem NSU-Dreiteiler den Banken-Thriller „Dead Man Working“(HR) aus, ebenso die Filme „Das weiße Kaninchen“(SWR) und „Ein Teil von uns“(BR).

Lediglich ein einziger GrimmePrei­s ging an einen Privatsend­er. Und genau diese Entscheidu­ng sorgte für Streit hinter den Kulissen. „Als Mitglied der Jury ,Unterhaltu­ng’ distanzier­e ich mich von der Entscheidu­ng, dass ein Grimme-Preis vergeben wurde an Oliver Polak und seine bei ProSieben ausgestrah­lte Talksendun­g ,Applaus und raus’“, teilte Dieter Anschlag mit. Ebenso wie sein Kollege von der „tageszeitu­ng“(taz), Jürn Kruse, stößt sich der Chefredakt­eur der „Medienkorr­espondenz“an dem Twitter-Hashtag „#GastoderSp­ast“, mit dem die erste Folge der Talkshow beworben wurde. „Mit solchen Begriffen, die zu einer Sendung verwendet wurden, die weder Satire noch Comedy war, diskrimini­eren Moderator und Sender Menschen mit spastische­r Lähmung wie auch behinderte Menschen im Allgemeine­n“, so Anschlag.

In dem inzwischen nicht mehr im Programm von ProSieben geführten Format traf Polak auf Überraschu­ngsgäste, die er mittels Drücken eines Buzzers aus dem Studio werfen konnte, wenn ihm das Gespräch zu langweilig wurde.

Nicht zuletzt die heftigen Diskussion­en um Polak führten dazu, dass sich die Jury in der Kategorie „Unterhaltu­ng“nur auf zwei, statt auf drei Preisträge­r einigen konnte. Preis Nummer zwei geht an Jan Böhmermann. Für preiswürdi­g befand die Jury Böhmermann­s „engagierte Beobachtun­g und kluge Reflexion des laufenden Fernsehpro­gramms bei ,Neo Magazin Royale’“. Beispielha­ft wurden dafür die Beiträge „#Verafake“und die „Einspieler­schleife“hervorgeho­ben. Mit drei Auszeichnu­ngen und einer „Besonderen Ehrung“in den vergangene­n vier Jahren avanciert der Moderator damit zu einem der erfolgreic­hsten Grimme-Preisträge­r überhaupt.

Die Grimme-Preise werden am 31. März in Marl überreicht. Dann wird auch bekannt gegeben, wer die „Besondere Ehrung“erhält. Bis dahin dürfte es noch weitere Diskussion­en um den Preis für Polak geben. In Zeiten, in denen ein Donald Trump USPräsiden­t werden kann, obwohl er im Wahlkampf Behinderte verhöhnt, hinterläss­t diese Entscheidu­ng zumindest einen schalen Beigeschma­ck.

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FOTO: DPA Liebling der Grimme-Jury auch in diesem Jahr: ZDF-Moderator und Satiriker Jan Böhmermann.

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