Stromfresser sind schnell ausfindig gemacht
Joachim Bühner, Geschäftsführer der Energieagentur des Landkreises Tuttlingen, gibt einfache Tipps zum Energiesparen
- Im Rahmen unsere Serie „Wie wohnen wir?“hat sich Redakteur David Zapp mit dem Geschäftsführer der Energieagentur des Landkreises Tuttlingen, Joachim Bühner, über einfache Maßnahmen unterhalten, wie man schnell und simpel Strom und Heizkosten einsparen kann.
Welche Maßnahmen kann ein Hausbesitzer schnell und kostengünstig durchführen lassen?
Was das Stromsparen angeht, ist eine effiziente Methode, die überall propagiert wird, das Thema Heizungspumpen. In den meisten Häusern sind noch Konstantpumpen drin, die in der Regel einen Stufenschalter haben. Und diese gegen sogenannte Hocheffizienzpumpen auszutauschen, ist ökologisch und ökonomisch in den meisten Fällen sinnvoll. Das empfehlen wir auch im Rahmen unserer Gebäude- und Heizungschecks. Da kann bis zu 80 Prozent des Stroms für die Heizungspumpe eingespart werden. Dafür gibt es auch Fördermittel. Das Gute daran ist, dass sich die Maßnahme in nahezu allen Fällen wirtschaftlich rechnet.
Was kostet das Umrüsten auf eine Hocheffizienzpumpe?
Die Kosten für die Pumpe sind jetzt nicht so hoch. Das bewegt sich um 300 Euro herum, also nicht so kostenintensiv wie der Austausch eines Heizkessels. Wenn man das auf drei bis sechs Jahre rechnet, dann rentiert sich das einfach. So eine Maßnahme ist immer dann wirtschaftlich, wenn sie sich innerhalb der Nutzungsdau- er amortisiert.
Welche simplen Einsparmöglichkeiten habe ich bei mir Zuhause, die ich sofort umsetzen kann?
Das Thema Stand-by ist nach wie vor aktuell, obwohl es nicht mehr so akut ist, wie es vor zehn oder 20 Jahren der Fall war, weil die neueren elektronischen Geräte geringere Standby-Verluste haben. Teilweise haben Fernseher heute nur noch einen Stand-by-Verbrauch von ein bis zwei Watt. Früher hatten Geräte zwischen 15 und 20 Watt Stand-byVerluste. Es gibt immer noch Geräte, die ich in Haushalten sehe, die hohe Stand-by-Verluste haben. Die kann man aber mit einem sogenannten Energiekosten-Messgerät ausfindig machen. Die kann man im Kreismedienzentrum ausleihen. Wenn dann so ein Gerät mit beispielsweise zehn Watt mit 8760 Stunden pro Jahr hochrechgerechnet wird, weiß ich genau, was mich die Stand-by-Funktion kostet.
Nun fallen einem TV-Geräte und Stereoanlagen sofort ein, die Stand-by-Funktionen haben. Aber welche Geräte vergisst man üblicherweise, die stille Stromschlucker sind?
Receiver – klar die gehören zum Fernseher. Wenn es separate Geräte sind, haben die teilweise noch hohe Stand-By-Verluste. Spielkonsolen lässt man auch häufig einfach am Stromnetz hängen, genauso wie Computer mit Drucker und Scanner. Da empfehlen wir immer, eine Steckerleiste mit Fußschalter vorzuschalten. Viele Leute haben dann Steckerleisten angebracht, schalten diese aber nie aus, obwohl man sie hat, weil sie hinten dran liegen und es unbequem ist.
Welche Energiesparvarianten stellen Sie denn bei Leuten mittlerwei- le vermehrt fest?
Bei der Beleuchtung merken wir, dass die Leute viel tun. Viele Leute, wo wir Gebäudechecks machen, haben zu 50 Prozent schon Energiesparleuchten und LED installiert. Und das ist eine tolle Sache, weil ich da bis zu 80 Prozent Energie sparen kann. Der Trend geht ganz klar zu LED-Leuchten, weil das Licht einfach schöner ist und weil ich es dimmen kann.
Wie sieht das mit Halogen-Leuchten aus?
Ja, die findet man nach wie vor häufig, aber energieeffizient sind diese natürlich nicht. Sie sind etwas energieeffizienter als herkömmliche Glühbirnen. Da spare ich nur maximal 30 Prozent Strom. Der Vorteil der Halogen-Lampen ist, dass sie ein schönes Licht machen. Deswegen werden sie oft eingesetzt. Aber auch da gibt es mittlerweile Alternativen mit LED-Leuchten.
Was gibt es bei den klassischen Haushaltsgeräten zu sagen: Spülmaschine, Waschmaschine, Trockner?
Wenn man neue Geräte kauft, dann sollten es energiesparende Geräte sein. Wenn so ein Gerät 15 Jahre alt ist, dann sollte man sich einmal Gedanken machen. Im Laden steht an den Geräten dran, wie energiesparend sie sind oder sogar wie viel Kilowatt die Geräte durchschnittlich pro Jahr verbrauchen. Und dann kann ich mir das hochrechnen, wenn ich weiß, wie oft ich wasche.
Was für Stromsünder entdecken Sie häufig bei Ihren Gebäudechecks?
Oft stehen in Haushalten, in die wir kommen, Kühlschränke im Keller, die für Getränke oder Partys genutzt werden. Doch in den Geräten steht dann nur eine Sektflasche drin. Die werden eingeschaltet, aber dann vergessen und nicht wieder ausgeschaltet. Die sind leer, dann könnte man sie auch ausschalten. Das gleiche sehen wir bei Gefrierschränken, wo dann eine Tüte Pommes Frites drinliegt, die bis zum Sankt-Nimmerleinstag gekühlt wird. So was kommt auch häufig vor.
Hätten Sie noch ein Beispiel für schlummernde Energiefresser?
Ich war einmal bei einem Kunden, der hatte zwei Aquarien. Die hatten eine Umwälzpumpe und wurden beleuchtet. Dann habe ich den Stromverbrauch der Aquarien im Jahresenergieverbrauch hochgerechnet. Dabei ist herausgekommen, dass ein Drittel des Stroms nur für die Aquarien draufging. So etwas unterschätzt man. Der Kunde war sehr überrascht. Aber diese Aquarien sind Dauerläufer: Sie werden dauernd beheizt, die Pumpe läuft nonstop 8760 Stunden – und das macht es dann aus. Wenn Geräte dauernd laufen, dann muss ich genau hingucken.
Stichwort Heizkosten: Wie einfach kann ich selbst meine Heizkosten senken, ohne dass ich gleich einen neuen Heizkessel anschaffen muss?
Am einfachsten über die Raumtemperatur. Das ist immer auch eine Geschmacksfrage, was ich für Komfortansprüche habe. Ein Grad Absenkung der Raumtemperatur spart im Schnitt sechs Prozent Energie. Wenn ich von 23 Grad auf 20 Grad runtergehe, spare ich 18 Prozent Energie ein. Es müssen nicht immer gleich drei Grad sein, die ich absenke. Ich habe aber auch schon Räume erlebt, da waren es 28 Grad. Da brauche ich mich nicht zu wundern, wenn mein Verbrauch hoch ist.