Abgesetzt
Sie war die Frau an der Staatsspitze von Südkorea. Nun ist
Park Geun-hye die erste, die vom Verfassungsgericht ihres Amtes enthoben wurde. Die Richter bestätigten ein Votum des Parlaments vom vergangenen Dezember.
Die Vorwürfe gegen die konservative Staatschefin waren schwerwiegend: Es ging um Korruption, Machtmissbrauch und Pflichtvernachlässigung. Zuletzt war für die einstimmige Entscheidung der Richter ausschlaggebend, dass sich Parks Freundin Choi Soon-sil in die Regierungsgeschäfte eingemischt und ihren Einfluss auf die Präsidentin zu ihrem eigenen Vorteil genutzt hatte. Jetzt, da Park nicht mehr durch ein Amt geschützt ist, droht ihr eine Strafverfolgung.
Das „Blaue Haus“des Präsidenten kannte Park bereits vor ihrem Amtsantritt genauestens. Sie war erst neun Jahre alt, als ihr Vater, der langjährige Staatschef Park Chung-hee 1961 durch einen Militärputsch an die Macht kam. Das vor allem aus älteren Südkoreanern bestehende konservative Lager verehrt den Vater bis heute als Architekten von Südkoreas wirtschaftlichem Aufstieg und steht fest zu der auch „Prinzessin“genannten Tochter. Diese sah sich gezwungen, sich öffentlich bei denjenigen zu entschuldigen, die unter der Herrschaft des Vaters litten.
Nach vier Jahren im Amt hinterlässt Park kein leichtes Erbe: Die Spannungen mit Nordkorea, dessen Raketen- und Atomprogramm als ernste Bedrohung wahrgenommen wird, nahmen zuletzt wieder zu. Die Kontakte wurden unter Park abgebrochen, nachdem das Regime in Pjöngjang im Januar 2016 einen weiteren Atomtest unternommen hatte. Auch die Beziehungen zu China haben sich wegen eines Streits um die geplante Stationierung eines neuen US-Raketenabwehrsystems auf südkoreanischem Boden abgekühlt. Die Wirtschaft des Hightech-Landes Südkorea schwächelt, die Verschuldung der privaten Haushalte hat bedrohliche Ausmaße angenommen. (AFP/dpa)