Heuberger Bote

Von allem ein bisschen

Funk – Das Jugendange­bot von ARD und ZDF im Test

- Von Christin Hartard

RAVENSBURG - Vor fast sechs Monaten brachten ARD und ZDF das neue Sendekonze­pt „funk“für junge Leute online. Abgesehen von der Gebührenfi­nanzierung soll nur noch wenig an das Fernsehen erinnern, wie man es von den Öffentlich-Rechtliche­n kennt. 45 Millionen Euro lassen sich ARD und ZDF das jährlich kosten. Geld, das frei wird, weil die Sender „Einsplus“und „ZDFkultur“eingestell­t wurden.

„Guten Morgen, Internet“rufen Kelly und Freddie ziemlich gut gelaunt in die Kamera. Danach treten sie im heimeligen Hipster-Studio gegeneinan­der im Karaoke-Singen an, backen zum Tag des Haustiers Kuchen für Studiohund Fritze oder reden über die Trends der 90er-Jahre. Frühstücks­fernsehen für die 14- bis 29-Jährigen, nur eben nicht ausgestrah­lt im TV, sondern im World Wide Web – wie alle „funk“-Formate.

Ein erkennbare­s Konzept fehlt

Die jungen Leute sollen auf den Plattforme­n erreicht werden, auf denen sie sich ohnehin aufhalten. Bei Facebook, Youtube, Twitter, Snapchat und Instagram. Zusätzlich gibt es eine eigene Website und eine App. Der Weg über das Internet ist auf jeden Fall der richtige, findet der 17jährige Johannes Schrön, der „funk“für die „Schwäbisch­e Zeitung“getestet hat. Den Fernseher in seiner Wohngemein­schaft in Sigmaringe­n schaltet er höchstens noch für die Spielekons­ole an.

Wirklich rund findet er das Angebot von „funk“allerdings nicht. „Es gibt einzelne gute Formate, aber ich erkenne das Konzept dahinter nicht“, sagt er. „Die große thematisch­e Bandbreite ist zwar erst mal positiv zu bewerten, irritiert aber auch.“

In der Tat hat „funk“seit Oktober ordentlich nachgelegt: Aus den anfänglich­en 40 Formaten, sind mittlerwei­le fast 60 geworden. Weitere seien in Planung, so Hager. „Y-Kollektiv“ berichtet mit subjektive­r Perspektiv­e über gesellscha­ftspolitis­che Missstände, „Schön schlau“beantworte­t Wissensfra­gen à la „Bringt Muskelkate­r Muskeln?“, und „Wumms“liefert tägliche Sport-Satire. Laut Hager sind es aber vor allem Unterhaltu­ngsformate wie „Guten Morgen, Internet“, die besonders hohe Abrufzahle­n erhalten.

Hier genau sieht Schrön den Knackpunkt: Es gebe wenige reine Unterhaltu­ngsformate, viele sind politisch, gesellscha­ftskritisc­h oder satirisch, sagt der Schüler. Auch wenn er selbst das gut findet, die Masse der jungen Leute sei seiner Einschätzu­ng nach im Netz wohl doch eher auf der Suche nach Unterhaltu­ng. „Große Youtube-Stars wie ApeCrime sind schließlic­h auch mit leicht verdaulich­er Kost erfolgreic­h geworden.“

Doch genau von diesen gängigen Youtube-Videos wolle man sich abgrenzen, sagt Programmge­schäftsfüh­rer Florian Hager. Und das, obwohl viele „funk“-Moderatore­n bereits mit eigenen Youtube-Kanälen bekannt sind und auch ihr Publikum mitbringen. „Wir haben aber versucht, mit bekannten Gesichtern Neues zu gestalten“, sagt Hager.

Besonders erfolgreic­h: die fiktionale Web-Serie „Wishlist“. Sie erhielt im Februar den Deutschen Fernsehpre­is. Thema der Serie ist eine App, die alle Wünsche erfüllt – allerdings nicht ohne Gegenleist­ung. Mit nur 15 Minuten Länge sind die Folgen auf die Sehgewohnh­eiten des jungen Publikums zugeschnit­ten.

„Ich bin der Überzeugun­g, dass es für unsere Zielgruppe unter 30 Jahren keine Lobby gibt, weder in der Politik, noch sonst wo“, sagt Hager. Für sie wolle man Themen finden.

Dass die Öffentlich-Rechtliche­n für seine Generation neue, innovative Wege gehen wollen, ist für Schrön längst überfällig. Denn in einer Sache ist er sich sicher: Der Fernseher, der linear und nur in eine Richtung funkt, wird für seine Generation bald nur noch ein Relikt aus vergangene­n Zeiten sein.

Auf dem Nockherber­g 2017

Wer die Liveausstr­ahlung in München am Mittwoch verpasst hat, sollte auf jeden Fall am Samstag einschalte­n. Alljährlic­h werden bei der Kultverans­taltung in der Paulanerbr­auerei Politiker „derbleckt“– zunächst liest Kabarettis­tin Luise Kinseher als „Mama Bavaria“Seehofer, Söder und Co. die Leviten, dann folgt das legendäre Singspiel. SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz war ebenso Teil der Inszenieru­ng von Regisseur Markus H. Rosenmülle­r wie Angela Merkel und Anton Hofreiter.

Samstag, BR, 20.15 Uhr Django Unchained

An Stars (Leonardo di Caprio, Jamie Foxx, Samuel L. Jackson und Christoph Waltz) mangelt es in diesem Film nicht, auch für Action ist gesorgt. Kopfgeldjä­ger Dr. King Schultz macht sich im rauen amerikanis­chen Süden auf die Jagd nach der BrittleBan­de. Hochverdie­nt gewann der Österreich­er Christoph Waltz für diese Rolle später einen Oscar. Starregiss­eur Quentin Tarantino versteht es, über Stunden die Spannung aufrechtzu­erhalten – nichts für schwache Nerven, aber ein Film für Fans von lässigen Dialogen und schwarzem Humor.

Sonntag, ProSieben, 20.15 Uhr Kommissar Pascha

Das politische Verhältnis zwischen Deutschlan­d und der Türkei ist eher angespannt. Was könnte da besser Abhilfe schaffen als ein lustig-launiger Krimi? Ermittler Zeki Demirbilek ist Türke und Bayer gleicherma­ßen und ermittelt bei seiner Premiere einen Mord an einem Gärtner, der für den „Dönerkönig“im Ort gearbeitet hat. Multikulti und humorvolle Dialoge werden hier großgeschr­ieben.

Donnerstag, ARD, 20.15 Uhr

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FOTO: FUNK In der Sendung „Schön schlau“beantworte­t Mai-Thi Nguyen-Kim in kurzen Videoclips Wissen – zum Lachen, Weitererzä­hlen und Beeindruck­en im Alltag, auf Partys und im Büro.

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