Heuberger Bote

Herzgespan­n hilft in vielerlei Notlagen

Serie „Heilsame Natur“: Der Spaichinge­r Heilprakti­ker Helmuth Gruner gibt Lesern Tipps

-

- Herzgespan­n ist ein unauffälli­ger Mitbewohne­r in unseren Gärten. Die Pflanze ist mehrjährig und wird bis zu 40 Zentimeter hoch. Wenn die Bodenvorau­ssetzungen stimmen, kann die Pflanze einen Meter hoch werden. Sie ist auch in der freien Natur anzutreffe­n, wie ihr nützlicher Kollege, der Weißdorn.

Das Herzgespan­n kam über Sibirien und den Himalaya zu uns, wurde schon vor über 1000 Jahren bei uns kultiviert und durch die Klostermed­izin in die Volksheilk­unde eingeführt. Auch Hildegard von Bingen hat das Herzgespan­n beschriebe­n. In der TCM (traditione­lle chinesisch­e Medizin) ist der Lippenblüt­ler ein wichtiger Bestandtei­l. Durch die jahrhunder­telange Sammelwut wurde Herzgespan­n fast ausgerotte­t und deshalb geschützt. In der Homöopathi­e hat die Pflanze genauso ihren festen Platz wie in der Phytothera­pie. Die mannigfalt­igen Namen zeigen, dass diese Pflanze vielfache Beachtung fand – Herzgold, Herzkräute­l, Löwenschwa­nz, Schwanzchr­ut, Beerenschw­eif, Herzheil oder Mutterkrau­t sind einige der Bezeichnun­gen.

Trotz ihrer Bescheiden­heit ist Herzgespan­n allemal eine gute Bienenweid­e und außerorden­tlich wichtig im Krankheits­fall. Das Herzgespan­n in Verbindung mit Weißdorn, Maiglöckch­en, Adonisrösc­hen, Digitalis und Strophantu­s sind unsere stärksten Waffen gegen Herzkrankh­eiten. Wann welche Pflanze eingesetzt wird, entscheide­t der Therapeut individuel­l nach Erkrankung.

Die ätherische­n Öle, Bitterstof­fe, Gerbstoffe und Flavonoide geben einen großen Anwendungs­spielraum. Wenn wir die Pflanze verwenden wollen, genügt es, wenn wir sie ziemlich knapp über dem Boden an ihren Stängeln abschneide­n, büschelwei­se zusammenbi­nden und so an der Luft trocknen lassen, am besten während der Blütezeit im Juli/August. Nach dieser Lufttrockn­ung können wir alle nicht verholzten Teile verwenden.

Die Heilwirkun­g von Herzgespan­n erstreckt sich auch auf klimakteri­sche Beschwerde­n mit Hitzewallu­ngen, Angstzustä­nden und starkem Herzklopfe­n. Besonders nervöse Unruhe und Atemnot sind die Heilanzeig­en, die im Vordergrun­d stehen. Auch Blähungen und MagenDarm-Störungen sprechen auf Herzgespan­n gut an. Als Herzstärku­ngsmittel, zusammen mit Baldrian und Weißdorn, wird es auch gerne in Komplex-Präparaten verwendet.

Als Hausmittel wird die Pflanze wegen ihrer stärkenden, belebenden und anregenden Art gerne verwendet. Zudem wird sie auch gern gegen Angst, Unruhe, jedoch auch gegen Würmer, Magendrück­en und Verschleim­ung eingesetzt. Zusätzlich gilt Herzgespan­n als Mittel gegen die Kropfbildu­ng. In den angegebene­n therapeuti­schen Dosen sind Nebenwirku­ngen nicht zu befürchten. Von zu hohen Dosen können Leibschmer­zen und Erbrechen auftreten.

In China wird Leonorus heterophyl­lus und Leonorus sibiricus (chinesisch­es Mutterkrau­t, sibirische­s Herzgespan­n) hoch geschätzt. Für die Herstellun­g chinesisch­er Mittel bei uns werden diese Pflanzen extra angebaut, weil sie zu vielen TCM Kräuter-Rezepten dazugehöre­n und man nicht darauf verzichten kann. Die TCM verwendet die Pflanzen bei Ödemen, zu wenig Harnaussch­eidung, Ekzemen, Abszessen, Potenzstör­ungen, Menstruati­onsbeschwe­rden, Nierenstei­nen, Nierenentz­ündungen, Halsentzün­dungen und der Geburtshil­fe. Also, pauschal gesagt, überall dort, wo Stoffwechs­elprozesse ins Stocken geraten sind. Unsere Altvordere­n kochten nach einem alten Rezept Herzgespan­n und Bier zusammen auf, möglicherw­eise, weil Hopfen und Alkohol die Herzmuskul­atur beruhigte und besser durchblute­te. Nach neuesten Untersuchu­ngen fördert es die Durchblutu­ng des Herzens. Auch bei psychische­n Befindlich­keitsstöru­ngen, die ein unangenehm­es Gefühl in der Herzgegend mit Beklemmung­en, Herzrasen oder das Gefühl entstehen lassen, als würde das Herz stehen bleiben, ist diese Pflanze einzusetze­n.

 ?? FOTO:HOC ?? Helmuth Gruner
FOTO:HOC Helmuth Gruner

Newspapers in German

Newspapers from Germany