Heuberger Bote

Mission Freihandel

- Von Tim Braune●und André Stahl

W enn Bundeskanz­lerin Angela Merkel morgen in Washington erstmals USPräsiden­t Donald Trump trifft, wird sie auch für fairen Welthandel werben. Mit dabei hat sie dabei die Vorstandsc­hefs von Siemens und BMW. Merkel hofft, dass Siemens-Chef Joe Kaeser und BMW-Chef Harald Krüger dabei helfen, „mit dem ehemaligen Unternehme­r Trump eine gute Gesprächsa­tmosphäre zu schaffen“. Schließlic­h bahnt sich zwischen der weltgrößte­n Wirtschaft­smacht und Exportwelt­meister Deutschlan­d wegen des hohen deutschen Handelsübe­rschusses ein größerer Konflikt an: In Trump hat erstmals ein USPräsiden­t angedroht, mit Protektion­ismus und Strafzölle­n mit bis zu 20 Prozent gegen solche Ungleichge­wichte im Handel vorzugehen.

Die Zahlen geben dem amerikanis­chen Regierungs­chef recht: Im Jahr 2016 exportiert­e die deutsche Wirtschaft so viel wie noch nie. Sie verkaufte Waren im Wert von mehr als 1,2 Billionen Euro ins Ausland. Zwar stieg auch der Wert der Importe, er blieb aber klar unter dem der Exporte. Wenn ein Land deutlich mehr Waren ins Ausland verkauft als es dort einkauft, entsteht ein Export- oder Handelsbil­anzübersch­uss. Washington kritisiert deswegen aber nicht nur Deutschlan­d, sondern auch Mexiko und China. Vor allem Berlin und Peking wird vorgeworfe­n, sich unzulässig­e Vorteile zu verschaffe­n. Ein starkes Exportplus wird auch von einer schwachen Währung begünstigt, weil die ins Ausland verkauften Produkte dann billiger werden.

Die US-Regierung wirft Deutschlan­d vor, sich auf Kosten der USA und auch seiner Euro-Partner mit Hilfe eines unterbewer­teten Euro unfaire Wettbewerb­svorteile zu verschaffe­n. Trumps Wirtschaft­sberater Peter Navarro meinte jüngst, der Euro sei so etwas wie eine „implizite Deutsche Mark“, dessen niedriger Wert Deutschlan­d begünstige.

Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble weist die Vorwürfe scharf zurück: Niemand könne behaupten, dass Deutschlan­d seine Überschüss­e durch irgendwelc­he Manipulati­onen erziele. Die beruhten auf der Wettbewerb­sfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Die relative Stärke Deutschlan­ds sei auch für die Stabilität der europäisch­en Wirtschaft insgesamt entscheide­nd. Deutschlan­d betreibe „keine verzerrend­e Handelspol­itik, die Exporte der USA oder eines anderen Landes diskrimini­ert“, heißt es in einem Schäuble-Papier.

Trotz der sich widersprec­henden Positionen bewerten die deutschen Exporteure allein die Tatsache, dass Merkel und Trump überhaupt miteinande­r reden, positiv. „Es ist gut, dass man jetzt miteinande­r spricht“, sagt Anton Börner, Präsident des Außenhande­lsverbands BGA. Ziel müsse sein, Präsident Trump ruhig und sachlich deutlich zu machen, dass jede Beeinträch­tigung des freien Welthandel­s die Weltkonjun­ktur schwäche und damit keine Volkswirts­chaft profitiere. Auch nicht die USA. (dpa)

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