Heuberger Bote

Rotgrünkoh­l

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Es gibt entlegene Landstrich­e in dieser Republik, da kommen Dinge auf den Teller, die jeder Landwirt im Süden mit Nachdruck oder handverles­enen Chemikalie­n bekämpfen würde: Grünkohl. In Oldenburg gibt es, wenn das Zeug samt Pinkel (angeblich ebenfalls etwas Essbares) weich gekocht ist, sogar ein Fest: „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten“nennt es sich – und bei dieser Veranstalt­ung wird alljährlic­h seine Majestät der Grünkohlkö­nig ernannt. Natürlich darf es auch eine Königin sein. Dieses Jahr übernahm Arbeitsmin­isterin Andrea Nahles (SPD) das grüne Zepter – und zwar von ihrer Vorgängeri­n, der Bildungsmi­nisterin Johanna Wanka (CDU).

Deren Regentscha­ft war nicht von Erfolg gekrönt. Noch ein halbes Jahr nach der Ernennung äußerte Königin Johanna Erstaunen darüber, dass es über 70 Grünkohlar­ten gibt. Auch wird nirgends über Fortschrit­te bei der Pinkel-Digitalisi­erung berichtet.

Bei Andrea I. hingegen, umtriebig wie sie ist, dürfte eine Rotgrünkoh­lAgenda unausweich­lich sein. Gut informiert­e Kreise wollen bereits erste Eckpunkte in Erfahrung gebracht haben: Die Grünkohl-Quote auf dem Teller soll bis 2045 mindestens 46 Prozent betragen. Das Niveau des Grünkohlve­rbrauchs bei Geringverz­ehrern im Süden und Osten muss schrittwei­se auf Nord- oder zumindest Westniveau angehoben werden. Und über ihren Chef Martin Schulz will sich Nahles dafür einsetzen, dass die EU ihren Bürgern eine Mindestmen­ge an Grünkohl zukommen lässt. Dass sie den Spruch „Wer Kohl will, muss Rot-Grün wählen“schon auf Plakate habe drucken lassen, ist jedoch nur ein böses Gerücht. (jos)

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FOTO: DPA Andrea Nahles samt ihrer neuen Wahlkampf-Geheimwaff­e.

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