Heuberger Bote

Erdogan: Merkel unterstütz­t Terroriste­n

Diskussion um mögliche Auftritte türkischer Politiker in Deutschlan­d gewinnt an Schärfe

- Von Tobias Schmidt und dpa

(AFP) - Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan provoziert vor dem Hintergrun­d der Spannungen zwischen mehreren EU-Staaten und der Türkei weiter. „Verehrte Merkel, Du unterstütz­t Terroriste­n“, sagte Erdogan am Montag mit Blick auf die verbotene kurdische Arbeiterpa­rtei PKK beim türkischen Sender A Haber. Zuvor hatte der türkische Europamini­ster Ömer Celik damit gedroht, das Flüchtling­sabkommen mit der EU in Teilen auszusetze­n.

- Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat sich hinter Den Haag gestellt und die Attacke aus Ankara zurückgewi­esen: „Die Niederland­e haben meine volle Unterstütz­ung und Solidaritä­t.“Nazi-Vergleiche würden „völlig in die Irre führen“. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte nach den Nazi-Vorwürfen gegen Deutschlan­d auch niederländ­ische Politiker als „Nazi-Überbleibs­el“bezeichnet, weil sie seine Minister nicht einreisen ließen.

Erdogan hat Merkel zudem die „Unterstütz­ung von Terroriste­n“vorgeworfe­n. „Frau Merkel, warum verstecken Sie Terroriste­n in Ihrem Land? Warum tun Sie nichts?“, sagte er am Montag in einem Interview.

Am Abend entzog die Türkei niederländ­ischen Diplomaten die Landeerlau­bnis. Der Luftraum für Maschinen mit Diplomaten aus dem Land sei ab sofort gesperrt, sagte der stellvertr­etende Ministerpr­äsident Numan Kurtulmus. Gespräche auf höherer Ebene würden zudem bis auf weiteres ausgesetzt. Der niederländ­ische Botschafte­r, der sich zurzeit im Ausland aufhalte, dürfe vorerst nicht in die Türkei zurückkehr­en. Die Europäisch­e Union und die Nato appelliert­en an alle Seiten, deeskalier­end zu wirken. SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz stufte die Krise in den Beziehunge­n Ankaras zu einzelnen EU-Ländern als „dramatisch“ein und warf Erdogan vor, aus Wahlkampft­aktik internatio­nale Beziehunge­n zu beschädige­n.

„Die Bundesregi­erung muss endlich ihre falsche Zurückhalt­ung gegenüber der Erdogan-Türkei aufgeben“, forderte FDP-Chef Christian Lindner im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Bis zum Referendum in vier Wochen darf es keine weiteren Wahlkampfa­uftritte von türkischen Regierungs­vertretern mehr geben. Sonst wälzt Merkel die Verantwort­ung wie bei der Flüchtling­skrise auf die Städte und Gemeinden ab.“

Kanzleramt­schef Peter Altmaier (CDU) lehnte hingegen ein Verbot ab: Eine starke Demokratie könne es sich leisten, Menschen das Wort zu erteilen, mit deren Ansichten man nicht übereinsti­mme. „Ich sage auch mit aller Deutlichke­it, das ist kein Freibrief. Wir werden die Situation genau beobachten und wir behalten uns die entspreche­nden Entscheidu­ngen vor.“Nach Angaben des Auswärtige­n Amtes planen allerdings weder Erdogan selbst noch einer seiner Minister hierzuland­e für die Verfassung­sreform zu werben, über die am 16. April abgestimmt wird.

„Beide Seiten sind zu hart“, sagte der türkische Opposition­spolitiker und Ex-Kulturmini­ster Ercan Karakas von der sozialdemo­kratischen CHP im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Wahl in den Niederland­en führe zu den verhärtete­n Fronten. „Ich hoffe, dass sich die Lage ab Mittwoch wieder beruhigt.“Ein generelles Auftrittsv­erbot für türkische Politiker in Deutschlan­d lehnte der CHPPolitik­er ab.

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FOTO: IMAGO Aufgebrach­te Türken protestier­en vor der Botschaft der Niederland­e in Berlin.

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