Omira erwägt Produktionsumzug
Die sogenannte Weiße Linie soll am Standort Neuburg an der Donau konzentriert werden
(ank) - Die Großmolkerei Omira prüft, Teile der Produktion vom Standort Ravensburg nach Neuburg an der Donau zu verlagern. Das geht aus einem internen Papier des Unternehmens hervor, das der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt. Konkret geht es um die Frischeproduktion – also Milch- und Sahneerzeugnisse sowie Joghurt und Fertigdesserts. Omira beschrieb es als „mögliches und wirtschaftlich sinnvolles Szenario“. Eine Entscheidung soll im Sommer fallen.
- Die oberschwäbische Molkerei Omira erwägt, ihre Frischeproduktion vom Standort Ravensburg nach Neuburg an der Donau zu verlagern. Das geht aus einem internen Strategiepapier des Unternehmens hervor, das Ende Januar auf einer Betriebsversammlung der Belegschaft vorgestellt wurde. Omira beschrieb es als „mögliches und wirtschaftlich sinnvolles Szenario“. „Dies wäre für die Zukunft der Omira sehr vorteilhaft, würde jedoch leider auch personelle Konsequenzen mit sich ziehen. Die Verlagerung selbst setzt einen Vorlauf von zirka 18 Monaten voraus, so dass wir hier die Möglichkeit hätten, mit allen betroffenen Mitarbeitern faire Lösungen zu erarbeiten“, heißt es in dem Papier, das der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt.
Auf Nachfrage bestätigte Unternehmenssprecherin Sabine Kramer die Überlegungen, betonte jedoch, dass diesbezüglich noch nichts entschieden sei. Es gebe noch eine Reihe von Fragen, die geklärt werden müssten, und in dessen Zuge das gesamte Vorhaben auch wieder verworfen werden könnte.
In dem von Geschäftsführer Ralph Wonnemann unterzeichneten Papier heißt es, dass eine endgültige Entscheidung bezüglich der Verlagerung erst im Sommer 2017 getroffen werde, da Omira dann eine bessere Einschätzung zur Milchmenge habe, mit der das Unternehmen in den nächsten Jahren planen könne.
Die Frischeproduktion – auch als Weiße Linie bekannt – umfasst neben Trinkmilch, Milchgetränken und Sahneerzeugnissen auch die Produktbereiche Joghurt und Fertigdesserts. Darüber hinaus ist Omira im Industriegeschäft mit Milchpulver und Butteröl tätig.
Während in Ravensburg vor allem das Industriegeschäft dominiert, liegt der Schwerpunkt am Standort Neuburg, rund 20 Kilometer westlich von Ingolstadt, auf der Weißen Linie – also auf Milch-, Sahne und Dessertprodukte. Zur Zahl der Mitarbeiter, die in Ravensburg in der Frischeproduktion arbeiten und von einer möglichen Verlagerung des Geschäftsbereichs betroffen wären, wollte sich Omira nicht äußern. Zudem, so Kramer, hieße ein solches Szenario nicht zwangsläufig, dass diese Mitarbeiter das Unternehmen verlassen müssten. Omira beschäftigt an beiden Standorten rund 600 Mitarbeiter.
Turbulente Jahre
Die mit jährlich rund 800 Millionen Kilogramm verarbeiteter Milch größte Molkerei Baden-Württembergs hat turbulente Jahre hinter sich. Mit einem Verlust von über 15 Millionen Euro im Jahr 2012 stand die Genossenschaftsmolkerei vor dem wirtschaftlichen Aus. Eine Restrukturierung unter dem dafür ins Unternehmen geholten Ralph Wonnemann, im Zuge dessen unter anderem der Standort Rottweil geschlossen wurde, brachte die Wende. Ende 2015 verabschiedeten Geschäftsführung und Aufsichtsrat den Plan „Omira 2020 plus“mit dem das Unternehmen langfristig stabilisiert werden soll.
Eine Säule des Konzepts ist die Veränderung des Produktmixes. So sieht Omira für die Produkte der Weißen Linie mittelfristig nur wenig Potential für Preissteigerungen, weil der Absatz im Inland zurückgeht. Zudem sind Frischeprodukte besonders anfällig für Marktschwankungen – was im Krisenjahr 2016 einmal mehr deutlich wurde. Stattdessen will Omira das Industriegeschäft vor allem mit Milchpulver stärken. Hier rechnet Unternehmenschef Wonnemann mit einer besseren Preistendenz.
Vor diesem Hintergrund will Omira die Produktion von Frischeprodukten am Standort Neuburg konzentrieren, um so die Wertschöpfung zu verbessern und die Auslastung der beiden Standorte zu erhöhen. Ravensburg dagegen soll zum Zentrum des Industriegeschäfts umgebaut werden.
Ein Schwerpunkt bei der Umsetzung der Strategie „Omira 2020 plus“ist die Aktualisierung des bestehenden Maschinenparks an den beiden Standorten Ravensburg und Neuburg. Nur so könne man zukünftig rentabel und qualitativ hochwertig produzieren. Dafür will Omira bis 2020 rund 60 Millionen Euro in die Hand nehmen.
Im vergangenen Jahr, das Omira „für die Milchwirtschaft als das schlechteste der letzten zehn Jahre“beschrieb, setzte das Unternehmen, das rund 2600 Milcherzeugern aus verschiedenen Regionen in Süddeutschland gehört, 420 Millionen Euro um (2015: 460 Millionen Euro). Den Gewinn konnten die Ravensburger mit rund einer Million Euro stabil halten.