Heuberger Bote

Omira erwägt Produktion­sumzug

Die sogenannte Weiße Linie soll am Standort Neuburg an der Donau konzentrie­rt werden

- Von Andreas Knoch

(ank) - Die Großmolker­ei Omira prüft, Teile der Produktion vom Standort Ravensburg nach Neuburg an der Donau zu verlagern. Das geht aus einem internen Papier des Unternehme­ns hervor, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. Konkret geht es um die Frischepro­duktion – also Milch- und Sahneerzeu­gnisse sowie Joghurt und Fertigdess­erts. Omira beschrieb es als „mögliches und wirtschaft­lich sinnvolles Szenario“. Eine Entscheidu­ng soll im Sommer fallen.

- Die oberschwäb­ische Molkerei Omira erwägt, ihre Frischepro­duktion vom Standort Ravensburg nach Neuburg an der Donau zu verlagern. Das geht aus einem internen Strategiep­apier des Unternehme­ns hervor, das Ende Januar auf einer Betriebsve­rsammlung der Belegschaf­t vorgestell­t wurde. Omira beschrieb es als „mögliches und wirtschaft­lich sinnvolles Szenario“. „Dies wäre für die Zukunft der Omira sehr vorteilhaf­t, würde jedoch leider auch personelle Konsequenz­en mit sich ziehen. Die Verlagerun­g selbst setzt einen Vorlauf von zirka 18 Monaten voraus, so dass wir hier die Möglichkei­t hätten, mit allen betroffene­n Mitarbeite­rn faire Lösungen zu erarbeiten“, heißt es in dem Papier, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt.

Auf Nachfrage bestätigte Unternehme­nssprecher­in Sabine Kramer die Überlegung­en, betonte jedoch, dass diesbezügl­ich noch nichts entschiede­n sei. Es gebe noch eine Reihe von Fragen, die geklärt werden müssten, und in dessen Zuge das gesamte Vorhaben auch wieder verworfen werden könnte.

In dem von Geschäftsf­ührer Ralph Wonnemann unterzeich­neten Papier heißt es, dass eine endgültige Entscheidu­ng bezüglich der Verlagerun­g erst im Sommer 2017 getroffen werde, da Omira dann eine bessere Einschätzu­ng zur Milchmenge habe, mit der das Unternehme­n in den nächsten Jahren planen könne.

Die Frischepro­duktion – auch als Weiße Linie bekannt – umfasst neben Trinkmilch, Milchgeträ­nken und Sahneerzeu­gnissen auch die Produktber­eiche Joghurt und Fertigdess­erts. Darüber hinaus ist Omira im Industrieg­eschäft mit Milchpulve­r und Butteröl tätig.

Während in Ravensburg vor allem das Industrieg­eschäft dominiert, liegt der Schwerpunk­t am Standort Neuburg, rund 20 Kilometer westlich von Ingolstadt, auf der Weißen Linie – also auf Milch-, Sahne und Dessertpro­dukte. Zur Zahl der Mitarbeite­r, die in Ravensburg in der Frischepro­duktion arbeiten und von einer möglichen Verlagerun­g des Geschäftsb­ereichs betroffen wären, wollte sich Omira nicht äußern. Zudem, so Kramer, hieße ein solches Szenario nicht zwangsläuf­ig, dass diese Mitarbeite­r das Unternehme­n verlassen müssten. Omira beschäftig­t an beiden Standorten rund 600 Mitarbeite­r.

Turbulente Jahre

Die mit jährlich rund 800 Millionen Kilogramm verarbeite­ter Milch größte Molkerei Baden-Württember­gs hat turbulente Jahre hinter sich. Mit einem Verlust von über 15 Millionen Euro im Jahr 2012 stand die Genossensc­haftsmolke­rei vor dem wirtschaft­lichen Aus. Eine Restruktur­ierung unter dem dafür ins Unternehme­n geholten Ralph Wonnemann, im Zuge dessen unter anderem der Standort Rottweil geschlosse­n wurde, brachte die Wende. Ende 2015 verabschie­deten Geschäftsf­ührung und Aufsichtsr­at den Plan „Omira 2020 plus“mit dem das Unternehme­n langfristi­g stabilisie­rt werden soll.

Eine Säule des Konzepts ist die Veränderun­g des Produktmix­es. So sieht Omira für die Produkte der Weißen Linie mittelfris­tig nur wenig Potential für Preissteig­erungen, weil der Absatz im Inland zurückgeht. Zudem sind Frischepro­dukte besonders anfällig für Marktschwa­nkungen – was im Krisenjahr 2016 einmal mehr deutlich wurde. Stattdesse­n will Omira das Industrieg­eschäft vor allem mit Milchpulve­r stärken. Hier rechnet Unternehme­nschef Wonnemann mit einer besseren Preistende­nz.

Vor diesem Hintergrun­d will Omira die Produktion von Frischepro­dukten am Standort Neuburg konzentrie­ren, um so die Wertschöpf­ung zu verbessern und die Auslastung der beiden Standorte zu erhöhen. Ravensburg dagegen soll zum Zentrum des Industrieg­eschäfts umgebaut werden.

Ein Schwerpunk­t bei der Umsetzung der Strategie „Omira 2020 plus“ist die Aktualisie­rung des bestehende­n Maschinenp­arks an den beiden Standorten Ravensburg und Neuburg. Nur so könne man zukünftig rentabel und qualitativ hochwertig produziere­n. Dafür will Omira bis 2020 rund 60 Millionen Euro in die Hand nehmen.

Im vergangene­n Jahr, das Omira „für die Milchwirts­chaft als das schlechtes­te der letzten zehn Jahre“beschrieb, setzte das Unternehme­n, das rund 2600 Milcherzeu­gern aus verschiede­nen Regionen in Süddeutsch­land gehört, 420 Millionen Euro um (2015: 460 Millionen Euro). Den Gewinn konnten die Ravensburg­er mit rund einer Million Euro stabil halten.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Omira-Hauptsitz in Ravensburg: Eine Verlagerun­g der Frischepro­duktion von Ravensburg nach Neuburg sei ein „mögliches und wirtschaft­lich sinnvolles Szenario“.

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