Heuberger Bote

Josef, Beppo und Sepp

Der Josefstag wird im Süden noch in vielen Orten gefeiert – Vereine hoffen auf eine Renaissanc­e des Namens

- Von Birgit Ellinger

(lby) - Ausgerechn­et eine Maria war es, die vor gut zwei Jahrzehnte­n die Gründung des Josefsvere­ins in Weitnau im Allgäu ins Rollen gebracht hat. Seine Mitglieder verfolgen seitdem ein ambitionie­rtes Ziel: Sie wollen dafür sorgen, dass der Name Josef – schließlic­h ein urbayerisc­her Vorname – nicht ausstirbt. „Viele alte Namen wie Maximilian oder Johannes sind wieder modern. Wir wollen alle Hebel in Bewegung setzen, dass auch Josef eine Renaissanc­e erlebt“, sagt Josef Rist. Er ist Vorsitzend­er des Vereins, der gut 100 Mitglieder zählt. Am Sonntag, 19. März, steht das jährliche Treffen mit Gottesdien­st, Generalver­sammlung und einem gemeinsame­n Mittagesse­n an. Dann nämlich ist Josefstag.

Das Gedenken an den Heiligen Josef liegt dem Verein am Herzen. Deshalb wird dessen Namenstag jedes Jahr groß gefeiert – mit vereinseig­ener Josefs-Musikkapel­le, Josefs-Fahne und Josefs-Hymne. Dann kommen sie alle, die Josefs, Jupps, Sepps, Beppos, Josefas und Josefines. Andere Vornamen sind die Ausnahme. Denn Josef oder eine Abwandlung davon im Erst- oder Zweitnamen ist Voraussetz­ung für die Aufnahme im Verein. „Es sei denn, jemand ist von Beruf Zimmermann. Dann darf er oder sie auch anders heißen“, sagt Rist. Der Überliefer­ung zufolge war Josef von Nazareth ein Zimmermann.

Bayernweit gibt es mehrere Josefsund Josefivere­ine, die sich der Verehrung des Heiligen verschrieb­en haben. Der Josefivere­in im niederbaye­rischen Moos wurde 1910 gegründet, wie dessen Vorsitzend­er Josef Bartsch sagt. Er ist davon überzeugt, dass der Name wieder im Kommen ist und die Nachwuchss­orgen der Vereine bald der Vergangenh­eit angehören. „Wir haben im letzten Jahr drei neue Mitglieder aufgenomme­n – drei Babys“, erzählt er voller Freude.

Nachwuchs ist auch in Weitnau jederzeit willkommen. Inzwischen sind nahezu alle Josefs und Josefas aus dem 5000-Einwohner-Ort nahe Kempten im Verein registrier­t. Die übrigen Mitglieder kommen laut Rist aus dem gesamten Allgäu und Nordschwab­en, aber auch aus Oberbayern, Unterfrank­en und Baden-Württember­g.

Bekanntest­es Vereinsmit­glied ist Josef Grünwald. Der 80-jährige emeritiert­e Augsburger Weihbischo­f ist aber nicht der Älteste: „Wir haben einige dabei, die nahezu 90 sind“, sagt Rist. Trotz der Altersstru­ktur werden auch hier die Josefs nicht weniger. 2016 hatte der Verein drei Todesfälle zu beklagen, gleichzeit­ig gab es vier Neuanmeldu­ngen.

1995 war es, als bei einem Ausflug des örtlichen Frauenbund­es einer Frau namens Maria auffiel, dass gleich drei Josefs im Bus saßen. Noch im selben Jahr wurde der Verein gegründet. Obwohl dies aus einer Laune heraus geschah, sehen die Mitglieder ihr Vereinszie­l als durchaus ernsthafte Sache an, wie Rist sagt. „Josef ist ein besonderer Heiliger, nicht nur weil er der Nährvater Jesu war. Er zeichnet sich durch Treue, Zuverlässi­gkeit und große Güte aus. Ich bin stolz darauf, seinen Namen tragen zu dürfen.“

Der Josefstag ist mancherort­s noch immer stark verwurzelt. Das geht so weit, dass die Josefs und Josefinen an ihrem Namenstag bisweilen eine besondere Behandlung genießen. Wer sich als Josef oder Josefine ausweisen kann, bekommt beispielsw­eise in Bad Schussenri­ed (Kreis Biberach) am Josefstag eine Halbe Josefsbock spendiert. Am Wendelstei­n dürfen sie umsonst mit der Bergbahn fahren. Bis Ende der 1960er-Jahre war der Josefstag in Bayern sogar gesetzlich­er Feiertag. Die Königlich Bayerische Josefspart­ei kämpft seit Jahren für seine Wiedereinf­ührung. Der Brauchtums­verein mit Sitz im schwäbisch­en Aichach zählt eigenen Angaben zufolge 6500 Mitglieder weltweit. Hoffnung, dass der alte bayerische Name nicht in Vergessenh­eit geraten ist, macht den Vereinen eine Nachricht aus Aichach: „Maria und Josef waren die am häufigsten verwendete­n Vornamen im vergangene­n Jahr“, sagt eine Mitarbeite­rin des Standesamt­es.

Aber in einer bundesweit­en Liste der beliebtest­en Vornamen für Neugeboren­e taucht der Name Josef abgeschlag­en auf Platz 165 auf. In Bayern erreicht er immerhin Platz 69. Das ist das Ergebnis einer Erhebung des Hobby-Namensfors­chers Knud Bielefeld aus Ahrensburg bei Hamburg. Da es keine amtliche deutsche Vornamenst­atistik gibt, hat er knapp 200 000 Geburtsmel­dungen aus Deutschlan­d für das Jahr 2016 ausgewerte­t und damit mehr als ein Viertel der Baby-Namen erfasst. Dabei hat Bielefeld auch herausgefu­nden: „Josef ist ein häufiger Zweitname.“Bundesweit stehe er bei den Zweitnamen auf Platz 13 – noch vor so beliebten biblischen Namen wie Lukas, Jacob und Noah. Bayernweit belegt Josef in dieser Liste sogar Rang drei.

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FOTO: DPA Die Mitglieder des Josefsvere­ins halten den Namen hoch.

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