Heuberger Bote

Eine Familie vor Gericht

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Anton Schlecker: Der 72-Jährige ist der große Unbekannte. Selbst örtliche Politiker und Wirtschaft­svertreter haben kaum Kontakt zu ihm. Nach der Pleite soll sich Anton Schlecker (Foto: dpa) auch von Vertrauten zurückgezo­gen haben. Der gelernte Metzgermei­ster eröffnete 1975 den ersten SchleckerM­arkt. Zwei Jahre später betrieb er schon mehr als 100 Filialen. Er baute ein Imperium auf und beschäftig­te in Glanzzeite­n mehr als 55 000 Menschen. Konkurrent Dirk Roßmann, der Schlecker und dessen Frau seit Jahren kennt, sagte jüngst in einem Beitrag des SWR: „Fleißig waren die beiden, unglaublic­h.“Außerdem seien sie hilfsberei­t und großzügig gegenüber Freunden. Nicht nur im Geschäft achtete Schlecker auf jeden Cent. Er und seine Frau wurden in den 1990erJahr­en zu zehn Monaten Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von einer Million Euro verurteilt, weil sie Hunderte Mitarbeite­r jahrelang unter Tarif bezahlt hatten. Über Jahre habe die Familie keinen Urlaub gemacht. „Wir hatten oder haben keine Sammlung von teuren Autos, keine Weingüter, keine Kunst, keine Jachten, keine Hotels.“Dennoch habe man sich das ein oder andere geleistet.

Christa Schlecker: Über Anton Schleckers Frau ist am wenigsten bekannt. Sie ist in Essen geboren, besuchte die Handelssch­ule und heiratete 1971 Anton Schlecker. Die 69-Jährige wird als „resolut“beschriebe­n. Christa Schlecker (Foto: dpa) galt als enge Vertraute Antons und soll zusammen mit ihm das berüchtigt­e Kontrollne­tz über Mitarbeite­r errichtet haben.

Lars Schlecker: Der heute 45Jährige saß mit in der Geschäfts- führung des Schlecker-Imperiums. Er wurde an der European Business School in London ausgebilde­t und machte im Jahr 2000 an der Steinbeis-Hochschule in Berlin seinen Master of Business Administra­tion. Zu Zeiten des Internet-Hypes sammelte Lars Schlecker (Foto: AFP) unternehme­rische Erfahrunge­n als Gesellscha­fter des B2B-Portals Surplex.com – zusammen mit dem Sohn des ehemaligen Daimler-Chefs Jürgen Schrempp. Nach der Insolvenz arbeitete er als Agent für Künstler und engagiert sich derzeit beim Münchner Unternehme­n float medtec. Er werde zwar immer als Pferdenarr beschriebe­n, so Lars Schlecker im Prozess. Er habe allerdings lediglich im Alter von 14 Jahren ein Jahr lang Reitstunde­n genommen. Mit seiner Schwester verbindet ihn eine schrecklic­he Erfahrung: An Weihnachte­n 1987 wurden die Schlecker-Kinder entführt. Vater Anton handelte die Lösegeldfo­rderung der Erpresser von 18 auf 9,6 Millionen Mark herunter. Das Geld wurde gezahlt, die Kinder konnten sich aber selbst befreien. Nach einem Bankraub wurden die Entführer 1998 gefasst. Lars Schlecker ist verheirate­t mit einer Architekti­n, hat zwei Kinder und lebt in Berlin.

Meike Schlecker: Lars’ zwei Jahre jüngere Schwester (43) legte eine mustergült­ige Karriere hin. Sie studierte an der renommiert­en IESE Business School in Barcelona, ist aber schon etwa seit dem Jahr 2000 im Unternehme­n beschäftig­t. Meike Schlecker (Foto: AFP) war es, die sich 2012 vor Journalist­en stellte, um die Pleite zu verkünden. Es war der erste öffentlich­e Auftritt der Schlecker-Familie seit dem Prozess gegen die Entführer der Kinder 1999. Meike Schlecker ist geschieden; sie lebt mit ihren beiden Kindern in London. (dpa)

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