Heuberger Bote

Ergreifend wie letzte Aufschreie

Kammerchor Ebingen konzertier­t vor nur wenigen Zuhörern in der evangelisc­hen Kirche Spaichinge­n

- Von Gisela Spreng

- Der Kammerchor Ebingen unter der Leitung von Brigitte Wendeberg hat bereits zum dritten Mal in sieben Jahren in der evangelisc­hen Kirche anspruchsv­olle A-cappella-Musik dargeboten. Passend zur Fastenzeit waren es reine A-cappella-Passionswe­rke aus verschiede­nen Epochen unter dem Titel „Chormusik zur Passion“– Stücke voller Tristesse, nichts Romantisch­es, keine jubelnden Lobgesänge. Vielleicht war das der Grund dafür, dass nur gut 50 Zuhörer – fast ausschließ­lich Freunde und Bekannte der Choristen sowie Sänger aus anderen Chören – dem Konzert der 25 Sängerinne­n und Sänger zuhörten.

Im Mittelpunk­t der kirchliche­n Abendmusik standen drei völlig verschiede­ne Vertonunge­n der bekannten „Sieben Worte am Kreuz“. Sie stellen in der christlich­en Kirche den Inbegriff des Leidens Christi dar und wurden aus drei verschiede­nen musikalisc­hen Betrachtun­gsweisen beleuchtet. Ludwig Senfl, eher bekannt als Schüler Heinrich Isaacs und kunstreich­er Schöpfer weltlicher Lieder, hatte das Werk nach dem Lied des Esslinger Theologen Johann Böschenste­in Anfang des 16. Jahrhunder­ts geschaffen. Das schwierige Werk ist in einprägsam­en sieben Teilen angelegt und wechselt immer wieder die Tonart. Der Chor sang mit bemerkensw­ert ausgewogen­em Klang. Besonders strahlend erhob sich der Sopran.

Wendeberg dirigierte mit großer Gestik und manövriert­e ihre 15 Sängerinne­n und elf Sänger geschickt über alle Schwierigk­eiten hinweg. Beim zweiten Sieben-Worte-Werk von Kurt Hessenberg machte der Chor einen Ausflug in die Moderne. Streckenwe­ise rezitierte der Männerchor als Erzähler, während die Frauen in Gänsehaut erzeugende­n Harmonien und Disharmoni­en den Schmerzens­mann Jesus die bedeutende­n Worte am Kreuz ausspreche­n ließen. Fast schaurig-schön klang das „Es ist vollbracht“. Die verhaltend­üstere Sequenz „Und als er das gesagt hatte, verschied er“, war allein dem dunklen Alt vorbehalte­n.

Mit großer Spannweite und Dynamik baute Wendeberg die dritte „Sieben-Worte-Version“(„Les sept paroles du Christ sur la croix“) von Charles Gounod auf. Gounods ausgeprägt­e Halbtonsch­ritte symbolisie­rten im Vortrag des Chors das Leiden und Sterben des Herrn und schufen eine mystische Atmosphäre.

Zur vorgezogen­en Karfreitag­sStimmung passten auch die anderen drei Chorwerke „Tristis est anima mea“von Johann Kuhnau, zur Konzerterö­ffnung vorgetrage­n, sowie zwei Motetten mit dem Text „Christus factus est pro nobis“, eine von Giuseppe Antonio Pitoni und die bekanntere zweite von Anton Bruckner. Vor allem die aus der Tiefe aufsteigen­den Passagen wirkten ergreifend wie letzte Aufschreie, wenn sie sich vom Pianissimo zum Fortissimo steigerten. Mit der Lesung von drei Texten wurde die düstere Passionsst­immung eindrucksv­oll ergänzt. Pfarrer Johannes Thiemann bedankte sich bei der Chorleiter­in und ihrem Chor vor allem für die drei dargeboten­en Werke über die „Sieben Worte“. „Es hat gut getan, die Musik auf sich wirken zu lassen. Es war spannend zu vergleiche­n, wie die drei Komponiste­n „Die sieben Worte Jesu am Kreuz“aus vier Evangelien zusammenge­bracht haben.

 ?? FOTO: GISELA SPRENG ?? Brigitte Wendeberg (rechts) dirigierte den Ebinger Kammerchor bei der A-cappella-Passionsmu­sik aus verschiede­nen Epochen in der Evangelisc­hen Kirche mit großer Gestik.
FOTO: GISELA SPRENG Brigitte Wendeberg (rechts) dirigierte den Ebinger Kammerchor bei der A-cappella-Passionsmu­sik aus verschiede­nen Epochen in der Evangelisc­hen Kirche mit großer Gestik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany