Museum widmet sich Heimatvertriebenen
Die Armenwohnung im Farrenstall steht 2017 im Freilichtmuseum im Mittelpunkt
- In der neuen Saison des Freilichtmuseums in Neuhausen ob Eck stehen die Heimatvertriebenen im Mittelpunkt. Unter dem Thema „Ankommen. Angekommen? – Heimatvertrieben zwischen Hier und Dort“befassen sich die Museumsmacher heuer mit den Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Zentrum der Ausstellung steht dabei die Armenwohnung des Farrenstalls, die ab 1947 von der Heimatvertriebenen Heta Zackschewski und ihren zwei unehelichen Söhnen bewohnt wurde. Von ihrem und vielen anderen Schicksalen erzählt die Ausstellung.
Im Verband mit den sieben Landesmuseen hat sich das Freilichtmuseum Neuhausen in diesem Jahr die soziale Randgruppe der Heimatvertriebenen als museales Sujet vorgenommen. Parallel zu den Recherchen zum Haus des Jahres – dem Farrenstall – stießen die Historiker des Museums auf die Geschichte rund um die Armenwohnung des Farrenstalls, der seinerzeit in Brittheim (Rosenfeld) stand. Nach ihrer Vertreibung aus Königsberg landete die damals 23-jährige Heimatvertriebene Heta Zackschewski 1947 in Brittheim, wo sie unter ärmlichsten Zuständen in der winzigen Wohnung mit zwei unehelichen Söhnen lebte.
Museumsleiterin Almut Grüner und ihr Team recherchierten und fanden schließlich heraus, dass die junge Frau seinerzeit als Putzfrau in einer Firma in Rosenfeld gearbeitet hatte, von dort aber mit drei Söhnen 1961 in die USA ausgewandert war. Einem Kunden der Firma hatte sie in einem Brief ihre Situation geschildert. „Und der hat sie dann quasi nach Amerika geholt“, sagt Grüner. Mit Unterstützung des Archivars in Rosenfeld fanden die Museumsmacher zudem heraus, in welchen Verhältnissen die junge Frau wohnte: ohne fließendes Wasser, kaum das Nötigste für das tägliche Leben. In den Unterlagen finden sich noch die Bittbriefe der Frau an die Behörden, ihr und den Söhnen beispielsweise mit einem Wasseranschluss, Kinderschuhen, einem Spiegel und Seife auszuhelfen.
Nach weiteren Recherchen wurde Almut Grüner über das Internet dann in den USA fündig und fand den ältesten Sohn der Heta Zackschewski, Werner, mit dem sie telefonierte. Er lebt in Indiana, die beiden Brüder Ulrich und Georg in Florida. Werner Zackschewski bestätigte die Auswanderungsgeschichte und auch einige Details an die Zeit in der Armenwohnung des Farrenstalls. Seine Mutter war 1979 in der Bronx von Boston gestorben.
Rund 30 Zeitzeugen berichten
„Das ist keine typische Geschichte einer Heimatvertriebenen. Das ist ja wie die Story eines Hollywoodfilms“, schwärmt die Museumsleiterin über den Geschichtenschatz, der dem Museum fast beiläufig in die Arme gefallen war. Die Geschichte der Heta Zackschewski diene als Aushängeschild für die Ausstellung.
Für die Ausstellung soll die Armenwohnung den Verhältnissen der Heta angepasst werden. „Die junge Fau hat mit den Kindern in einem Bett geschlafen. Drin stehen zwei – eins fliegt also raus“, sagt Grüner. Im Farrenstall selbst soll die Ausstellung zu den Heimatvertriebenen stattfinden. Auf den Aufruf der Museumsverantwortlichen hatten sich rund 30 Zeitzeugen, Heimatvertriebene, gemeldet, die der sozialen Randgruppe in der Region durch die Ausstellung mit ihren Geschichten ein Gesicht geben.