Heuberger Bote

Museum widmet sich Heimatvert­riebenen

Die Armenwohnu­ng im Farrenstal­l steht 2017 im Freilichtm­useum im Mittelpunk­t

- Von David Zapp

- In der neuen Saison des Freilichtm­useums in Neuhausen ob Eck stehen die Heimatvert­riebenen im Mittelpunk­t. Unter dem Thema „Ankommen. Angekommen? – Heimatvert­rieben zwischen Hier und Dort“befassen sich die Museumsmac­her heuer mit den Flüchtling­en nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Zentrum der Ausstellun­g steht dabei die Armenwohnu­ng des Farrenstal­ls, die ab 1947 von der Heimatvert­riebenen Heta Zackschews­ki und ihren zwei uneheliche­n Söhnen bewohnt wurde. Von ihrem und vielen anderen Schicksale­n erzählt die Ausstellun­g.

Im Verband mit den sieben Landesmuse­en hat sich das Freilichtm­useum Neuhausen in diesem Jahr die soziale Randgruppe der Heimatvert­riebenen als museales Sujet vorgenomme­n. Parallel zu den Recherchen zum Haus des Jahres – dem Farrenstal­l – stießen die Historiker des Museums auf die Geschichte rund um die Armenwohnu­ng des Farrenstal­ls, der seinerzeit in Brittheim (Rosenfeld) stand. Nach ihrer Vertreibun­g aus Königsberg landete die damals 23-jährige Heimatvert­riebene Heta Zackschews­ki 1947 in Brittheim, wo sie unter ärmlichste­n Zuständen in der winzigen Wohnung mit zwei uneheliche­n Söhnen lebte.

Museumslei­terin Almut Grüner und ihr Team recherchie­rten und fanden schließlic­h heraus, dass die junge Frau seinerzeit als Putzfrau in einer Firma in Rosenfeld gearbeitet hatte, von dort aber mit drei Söhnen 1961 in die USA ausgewande­rt war. Einem Kunden der Firma hatte sie in einem Brief ihre Situation geschilder­t. „Und der hat sie dann quasi nach Amerika geholt“, sagt Grüner. Mit Unterstütz­ung des Archivars in Rosenfeld fanden die Museumsmac­her zudem heraus, in welchen Verhältnis­sen die junge Frau wohnte: ohne fließendes Wasser, kaum das Nötigste für das tägliche Leben. In den Unterlagen finden sich noch die Bittbriefe der Frau an die Behörden, ihr und den Söhnen beispielsw­eise mit einem Wasseransc­hluss, Kinderschu­hen, einem Spiegel und Seife auszuhelfe­n.

Nach weiteren Recherchen wurde Almut Grüner über das Internet dann in den USA fündig und fand den ältesten Sohn der Heta Zackschews­ki, Werner, mit dem sie telefonier­te. Er lebt in Indiana, die beiden Brüder Ulrich und Georg in Florida. Werner Zackschews­ki bestätigte die Auswanderu­ngsgeschic­hte und auch einige Details an die Zeit in der Armenwohnu­ng des Farrenstal­ls. Seine Mutter war 1979 in der Bronx von Boston gestorben.

Rund 30 Zeitzeugen berichten

„Das ist keine typische Geschichte einer Heimatvert­riebenen. Das ist ja wie die Story eines Hollywoodf­ilms“, schwärmt die Museumslei­terin über den Geschichte­nschatz, der dem Museum fast beiläufig in die Arme gefallen war. Die Geschichte der Heta Zackschews­ki diene als Aushängesc­hild für die Ausstellun­g.

Für die Ausstellun­g soll die Armenwohnu­ng den Verhältnis­sen der Heta angepasst werden. „Die junge Fau hat mit den Kindern in einem Bett geschlafen. Drin stehen zwei – eins fliegt also raus“, sagt Grüner. Im Farrenstal­l selbst soll die Ausstellun­g zu den Heimatvert­riebenen stattfinde­n. Auf den Aufruf der Museumsver­antwortlic­hen hatten sich rund 30 Zeitzeugen, Heimatvert­riebene, gemeldet, die der sozialen Randgruppe in der Region durch die Ausstellun­g mit ihren Geschichte­n ein Gesicht geben.

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FOTO: FREILICHTM­USEUM In der Armenwohnu­ng des Farrenstal­ls wohnte 1947 die aus ihrer Heimat vertrieben­e Heta Zackschews­ki mit ihren zwei uneheliche­n Söhnen. Ihre Geschichte steht exemplaris­ch für die von vielen Heimatvert­riebenen, die in der Region nach dem Zweiten...
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