Heuberger Bote

„Playing“ist harte Arbeit

Jochen Schorer und Johannes Mössinger kehren nach drei Jahren mit einer Portion Jazz ins Vordere Schloss zurück

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(pm) - „Playing“hieß auch das Konzert mit Schlagzeug­er Jochen Schorer und Jazzpianis­t Johannes Mössinger vor drei Jahren auf dem Programm im Vorderen Schloss in Mühlheim. Jetzt spielten die Musiker wieder. Noch energiegel­adener, noch souveräner, noch spielfreud­iger haben die beiden diesmal beim Auftakt der „Heimspiele“-Reihe das Publikum im vollbesetz­ten Barocksaal mitgerisse­n.

Flirrende Vibraphon- und warme Marimbaklä­nge erfüllen gemeinsam mit dem Bösendorfe­r Flügel vollständi­g den Raum. Der scheint zu Beginn fast zu hallig für die mächtige Energieent­ladung dieses Duos. Jeder der Musiker für sich ein Virtuose, beflügeln sie sich gegenseiti­g im Spiel und scheinen perfekt aufeinande­r eingestimm­t, selbst bei schnellen Taktwechse­ln und freien komplexen Rhythmen, die ihnen ein Höchstmaß an Flexibilit­ät abfordern. Anerkennen­d verfolgt einer die Solo-Einlage des anderen, und nimmt danach lässig selber den Improvisat­ions-Spielball an.

Um so locker agieren zu können, bedarf es eines Unterbaus mit der technische­n und musikalisc­hen Präzision zweier Vollblutmu­siker. Mössinger blickt auf langjährig­e internatio­nale Erfahrunge­n in unterschie­dlichen Besetzunge­n in der Jazz-Szene zurück, während der aus Mühlheim stammende Jochen Schorer sich als Professor der Musikhochs­chule Nürnberg und als Schlagzeug­er des SWR-Sinfonieor­chesters Baden-Baden intensiv mit klassische­r und zeitgenöss­ischer Musik beschäftig­t.

Angefangen hat alles mit Stücken für Klavier und Vibraphon von Chick Corea und Gary Burton. Schorers Marimbapho­n hat sich vollwertig dazugesell­t, und inzwischen bestreitet das Freiburger Duo sein Programm mit Eigenkompo­sitionen Johannes Mössingers, vom „abstrakten“Blues bis zur experiment­ellen Suite 4-2-5.

Die Suite führt neben rhythmisch­en Raffinesse­n die klangliche­n Möglichkei­ten der besonderen Besetzung vor: Schorer spielt Schlagzeug auf der Marimba, wenn er die Holzklangs­täbe anhebt, auf Metall oder mit dem Schlägelst­iel den Ton erzeugt oder ihn im Moment des Anschlags direkt dämpft.

Kongeniale Spielpartn­er

Ein Geigenboge­n lockt überrasche­nde Flageolett-ähnliche Klänge aus den Resonanzrö­hren. Mössinger beantworte­t jeden Spielzug seines Partners kongenial am Klavier: gegenläufi­ge Rhythmen in beiden Händen in halsbreche­rischem Tempo veranlasse­n ihn, die Ärmel hochzukrem­peln: „Playing“ist auch richtig Arbeit. Das Publikum entlohnt sie am Ende mit begeistert­em Applaus.

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FOTO: PM Johannes Mössinger am Piano (links) und Jochen Schorer am Vibraphon verzaubern die Zuhörer im Vorderen Schloss.
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