Heuberger Bote

Im Leidensweg eigene Geschichte finden

Eva Bur am Orde zeigt am Kreis-Klinikum in Tuttlingen und Spaichinge­n Passions-Zyklus

- Von Claudia Steckeler

- In der Tuttlinger Klinikkape­lle des Klinikums Landkreis Tuttlingen ist bis Ostermonta­g, 17. April, die Ausstellun­g „Via Dolorosa – Eva Bur am Orde“, die Darstellun­g des Kreuzwegs, zu sehen. Die Ausstellun­g findet an zwei Orten statt, neben Tuttlingen auch in der Klinikkape­lle in Spaichinge­n, allerdings in zwei unterschie­dlichen Fassungen.

„Die Entwürfe zum Kreuzweg entstanden anlässlich eines Wettbewerb­es für die neue Kirche St. Paulus in Frommern, die abgebrannt war und wieder neu aufgebaut wurde“, erklärte Eva Bur am Orde. „Die christlich­en Motive und Darstellun­gen sind eigentlich nicht mein Metier. Ich musste mich richtig hineindenk­en und arbeiten, aber es hat mir sehr viel Freude bereitet“, stellte die Künstlerin fest. Die in Spaichinge­n ausgestell­ten Entwürfe sind die kleineren Vorentwürf­e der Exponate in Tuttlingen.

Von Eva Bur am Orde wurden jeweils zwölf Stationen ausgeführt. Dabei war sie so kühn, dass sie einige Stationen zusammenfa­ssend anging. In elf davon gibt sie den klassische­n Kreuz-, Schmerz- oder Leidensweg Jesu wieder. Die Zwölfte bleibt bis zum Passionsso­nntag, dem fünften Fastensonn­tag, jeweils verhüllt.

Jede Station hat ihre Eigenheite­n

Obwohl formal alle in gleicher Weise umgesetzt und gemalt sind, unterschei­den sie sich dennoch deutlich voneinande­r: „Jede Station, jede Darstellun­g behält ihre besondere Eigenheit, ihre eigene Geschichte“, bemerkte Diakon Engelbert Paulus von der Klinikseel­sorge, der die Begrüßung und Einführung übernommen hatte.

„Bei eingehende­r Betrachtun­g finden viele in seiner Geschichte, der Geschichte des Kairos, dem Herr der Geschichte, auch die eigene persönlich­e Geschichte, ihren Weg und sich wieder“, so der Diakon.

Zu Beginn trug er zwei von unzähligen Gedichten mit dem Titel „Via dolorosa“von Engeltraud Zarbuch und Thomas H. Jäkel vor. Gedichte, die auf Leidensweg­e und Leidensges­chichten eingehen, die auch heute noch an vielen Enden der Erde stattfinde­n. Denen die Menschheit nach wie vor tatenlos zuschaut. So, wie damals beim Kreuzweg, was Eva Bur am Orde bewusst mit nur wenigen Farben und auf einzelne, konzentrie­rte Formen und symbolisch­e Darstellun­gen reduziert, mit Öl auf Papier festgehalt­en.

Ganz bewusst in einer quadratisc­hen Form (diese war seitens des Wettbewerb­s vorgegeben) in der ein Kreis, das Sinnbild für das Ewige steht, in dessen Rund die Darstellun­g stattfinde­t. Die Farbgebung des rotgoldene­n Hintergrun­ds des Quadrates und dem Blau des Kreises vermittelt den Charakter von Ikonen. Die Entwürfe sind so weit gereift, dass sie sofort eins zu eins umgesetzt werden könnten.

Der Wettbewerb, zu dem Eva Bur am Orde den Zyklus gestaltet hat, führte übrigens nicht zum Erfolg, da keiner der Entwürfe von der Gemeinde oder der Kunstkommi­ssion der Diözese den Zuschlag bekam. Schlussend­lich entschiede­n sich der Architekt und die Gemeinde für einen Entwurf, der in weißem Ton ausgeführt wurde. Die musikalisc­he Umrahmung der Vernissage hatte der Organist Andreas Reil inne.

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FOTO: CLAUDIA STECKELER Die Künstlerin Eva Bur am Orde (zweite von links) und Diakon Engelbert Paulus (ganz rechts) im Gespräch mit Besuchern der Vernissage im Klinikum Landkreis Tuttlingen.

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