Heuberger Bote

Streit um Kosten für Flüchtling­e

Baden-Württember­gs Städte und Kreise ringen mit der Landesregi­erung um Erstattung

- Von Katja Korf und unseren Agenturen

- Kreise und Städte in Baden-Württember­g fürchten, auf Kosten für die Unterbring­ung von Flüchtling­en sitzen zu bleiben. Der Kreis Ravensburg hat deshalb eine Haushaltss­perre verhängt.

Anlass der Unruhe ist eine Debatte über die Berechnung­sgrundlage­n, aufgrund derer die Landesregi­erung Kosten für Unterkunft, Verpflegun­g und Gesundheit­sversorgun­g übernehmen will. Städte- und Landkreist­ag verhandeln darüber seit Monaten mit dem Stuttgarte­r Innenminis­terium. Weil die Flüchtling­szahlen sinken, haben sich die Berechnung­sgrundlage­n verändert – zu Ungunsten vieler Kreise. Diese fordern jetzt Nachbesser­ungen. Ein Sprecher des Innenminis­teriums betonte am Dienstag: „Wir halten unsere Zusagen ein, die tatsächlic­hen Kosten zu erstatten.“Wann es eine Lösung gebe, sei aber noch nicht abzusehen.

Derweil sorgt sich Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) um die Integratio­n der Flüchtling­e. Die kulturelle Dimension sei bis dato unterschät­zt worden. Es genüge nicht, „ein bisschen Deutsch zu sprechen, eine Arbeit zu haben und nicht gegen Recht und Gesetz zu verstoßen“, sagte de Maizière am Dienstag. Integratio­n müsse „gemeinsame Werte, Ideale und Ziele“einbeziehe­n. De Maizière sprach sich für die Idee der Patenschaf­t aus. Dies sei „der beste Weg, um Menschen mit unseren Sitten, Bräuchen oder Traditione­n vertraut zu machen“. Multikultu­ralismus genüge nicht, da dies nur zu einem „Nebeneinan­der“führe. Ghettobild­ung müsse verhindert werden. Laut Bundesarbe­itsministe­rin Andrea Nahles (SPD) gestaltet sich die Integratio­n im Arbeitsmar­kt ohnehin schwierig: „Da sind wir erst am Anfang.“Gut 400 000 Flüchtling­e mit geklärtem Aufenthalt­sstatus seien beschäftig­ungslos und erhielten Leistungen nach dem Sozialgese­tzbuch II, so Nahles am Dienstag.

Dies wird ab Freitag auch Thema beim Treffen der Integratio­nsminister der Länder in Friedrichs­hafen sein. Baden-Württember­gs Manfred Lucha (Grüne) wird dort einen Antrag stellen, dass Flüchtling­e, die sich in Helferberu­fen ausbilden lassen, nicht abgeschobe­n werden können.

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