Deutsche Firmen leiden unter Türkei-Krise
Maschinenbau, Chemie- und Autobranche erwarten Rückgang der Exporte
(dpa) - Die Krise in der Türkei trifft die deutsche Wirtschaft. So erwartet der Maschinenbauverband VDMA, dass die Branche ihr Exportplus 2016 von knapp drei Prozent in die Türkei im laufenden Jahr nicht halten kann. Es gebe eine „Investitionszurückhaltung“, sagte am Dienstag VDMA-Ökonom Friedrich Wagner der Deutschen Presse-Agentur. Im Vorjahr hatte die Branche Maschinen im Wert von 3,9 Milliarden Euro in die Türkei ausgeführt.
Die deutschen Auto-Exporte in die Türkei fielen 2016 um rund zehn Prozent, wie Zahlen des Verbands der Automobilindustrie (VDA) zeigen. Lag der Wert der Exporte 2015 bei 6,96 Milliarden Euro, waren es im vergangenen Jahr noch 6,3 Milliarden Euro. Sorgen äußerte auch die Chemiebranche, die 2016 Waren im Wert von drei Milliarden Euro in die Türkei exportierte hatte. „Man muss im Auge haben, dass da nichts anbrennt“, sagte jüngst Utz Tillmann, Hauptgeschäftsführer beim Branchenverband VCI.
Die Türkei steht unter den Exportpartnern Deutschlands auf Platz 15. Im vergangenen Jahr gingen Waren im Wert von knapp 22 Milliarden Euro in das Land. Bei den Importen belegt es Rang 16. Das macht die Türkei zu einem wichtigen Handelspartner – doch andere Länder sind für deutsche Unternehmen weit bedeutsamer. In die USA exportierte Deutschland Güter im Wert von 107 Milliarden Euro, nach Frankreich von 101 Milliarden Euro.
Dabei ist die Bundesrepublik der größte Abnehmer der türkischen Produkte. Waren im Wert von rund 14 Milliarden Dollar gingen 2016 nach Deutschland, weit mehr als nach Großbritannien (11,7) und in den Irak (7,6). Deutschland importiert vor allem Textilien und Nahrungsmittel aus der Türkei. Auch produzieren Hersteller wie Hugo Boss wegen der relativ niedrigen Löhne dort. Käme es zu einem Wirtschaftsstreit mit Deutschland, würde die Türkei das gerade bei den Textilausfuhren spüren. Stoffe lassen sich leicht auch aus Südostasien importieren.
Das wirtschaftliche Wachstum in der Türkei hatte sich zuletzt abgeschwächt. Für 2017 hat die Weltbank ihre Wachstumsprognose auf 2,7 Prozent gesenkt, nach der Finanzkrise waren es noch neun Prozent gewesen. 2016 brachen die Direktinvestitionen laut türkischem Wirtschaftsministerium um 31 Prozent ein. Zudem stürzte die Landeswährung Lira ab. Das verteuerte Importe und trieb die Inflation auf mehr als acht Prozent. Auch sonst geht es bergab: Die Wirtschaft schrumpfte im dritten Quartal um 1,8 Prozent, die Arbeitslosigkeit lag zuletzt bei zwölf Prozent.