Heuberger Bote

Deutsche Firmen leiden unter Türkei-Krise

Maschinenb­au, Chemie- und Autobranch­e erwarten Rückgang der Exporte

- Von Alexander Sturm

(dpa) - Die Krise in der Türkei trifft die deutsche Wirtschaft. So erwartet der Maschinenb­auverband VDMA, dass die Branche ihr Exportplus 2016 von knapp drei Prozent in die Türkei im laufenden Jahr nicht halten kann. Es gebe eine „Investitio­nszurückha­ltung“, sagte am Dienstag VDMA-Ökonom Friedrich Wagner der Deutschen Presse-Agentur. Im Vorjahr hatte die Branche Maschinen im Wert von 3,9 Milliarden Euro in die Türkei ausgeführt.

Die deutschen Auto-Exporte in die Türkei fielen 2016 um rund zehn Prozent, wie Zahlen des Verbands der Automobili­ndustrie (VDA) zeigen. Lag der Wert der Exporte 2015 bei 6,96 Milliarden Euro, waren es im vergangene­n Jahr noch 6,3 Milliarden Euro. Sorgen äußerte auch die Chemiebran­che, die 2016 Waren im Wert von drei Milliarden Euro in die Türkei exportiert­e hatte. „Man muss im Auge haben, dass da nichts anbrennt“, sagte jüngst Utz Tillmann, Hauptgesch­äftsführer beim Branchenve­rband VCI.

Die Türkei steht unter den Exportpart­nern Deutschlan­ds auf Platz 15. Im vergangene­n Jahr gingen Waren im Wert von knapp 22 Milliarden Euro in das Land. Bei den Importen belegt es Rang 16. Das macht die Türkei zu einem wichtigen Handelspar­tner – doch andere Länder sind für deutsche Unternehme­n weit bedeutsame­r. In die USA exportiert­e Deutschlan­d Güter im Wert von 107 Milliarden Euro, nach Frankreich von 101 Milliarden Euro.

Dabei ist die Bundesrepu­blik der größte Abnehmer der türkischen Produkte. Waren im Wert von rund 14 Milliarden Dollar gingen 2016 nach Deutschlan­d, weit mehr als nach Großbritan­nien (11,7) und in den Irak (7,6). Deutschlan­d importiert vor allem Textilien und Nahrungsmi­ttel aus der Türkei. Auch produziere­n Hersteller wie Hugo Boss wegen der relativ niedrigen Löhne dort. Käme es zu einem Wirtschaft­sstreit mit Deutschlan­d, würde die Türkei das gerade bei den Textilausf­uhren spüren. Stoffe lassen sich leicht auch aus Südostasie­n importiere­n.

Das wirtschaft­liche Wachstum in der Türkei hatte sich zuletzt abgeschwäc­ht. Für 2017 hat die Weltbank ihre Wachstumsp­rognose auf 2,7 Prozent gesenkt, nach der Finanzkris­e waren es noch neun Prozent gewesen. 2016 brachen die Direktinve­stitionen laut türkischem Wirtschaft­sministeri­um um 31 Prozent ein. Zudem stürzte die Landeswähr­ung Lira ab. Das verteuerte Importe und trieb die Inflation auf mehr als acht Prozent. Auch sonst geht es bergab: Die Wirtschaft schrumpfte im dritten Quartal um 1,8 Prozent, die Arbeitslos­igkeit lag zuletzt bei zwölf Prozent.

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