Städtische Galerie präsentiert Werke von Günther Uecker
Die Dynamik von Form und Farbe
(sz) - Die Galerie der Stadt Tuttlingen präsentiert noch bis Sonntag, 26. März Aquarelle und Graphiken von Günther Uecker. Die Ausstellung konzentriert sich auf weniger bekannte Aspekte im Werk des international bekannten deutschen Künstlers, das vor allem mit Bildobjekten aus Nägeln assoziiert wird.
Gezeigt werden Arbeiten auf Papier, die in Ueckers Schaffen aufgrund seiner kontinuierlichen, jahrzehntelangen Beschäftigung mit den unterschiedlichen Techniken auf diesem Gebiet einen besonderen Stellenwert einnehmen. Ein wichtiges Kapitel darin bilden die Aquarelle, welche den intimsten und am wenigsten bekannten Teil seines Gesamtwerks verkörpern und die sonstige künstlerische Arbeit seit knapp vierzig Jahre begleiten.
Die Ausstellung umfasst Aquarellzyklen mit Naturmotiven, die in der Mehrzahl auf Graciosa entstanden sind, wo Uecker ein Haus besitzt. Diese Blätter vermitteln die Dynamik von Form und Farbe, Licht und Atmosphäre der Insel. Der Künstler befasst sich mit elementaren Dingen wie Sonne, Wolken, Wind und Meer.
Mit lockerer Pinselführung und nuancenreicher Farbigkeit begegnet er der Landschaft in ihrer vielfältigen Erscheinung und reagiert auf sie feinnervig und spielerisch, ohne sie realistisch abzubilden. In diesen Bildserien kommt die Naturverbundenheit des Künstlers zum Ausdruck, die in der Kindheit auf der Ostseeinsel Wustrow wurzelt.
Die Graphik und das Künstlerbuch spielen eine nicht weniger wichtige Rolle im Werk Ueckers. In der Ausstellung stehen hierfür die graphischen Arbeiten aus dem Mappenwerk „Graphein“(2002), das von Dorothea van der Koelen und Edouard Weiss herausgegeben wurde. Den zwölf Kapiteln über Schriften der Weltgeschichte sind jeweils Prägedrucke von Günther Uecker zugeordnet.
Er ließ sich von den ältesten Schriften der Menschheit inspirieren und erzeugte mit Abdrucken von Nägeln Reliefs, die ohne Farbe im rein weißen Papier Licht und Schatten werfen und ein weites Assoziationsfeld eröffnen. Hier geht es dem Künstler um das innere Verhältnis von Bild und Zeichen, beziehungsweise Kunst und Schrift.
Darüber hinaus zeigt die Tuttlinger Ausstellung eine kleine Auswahl von Bildern aus der Serie „Korrelationen“(1999). Hierbei handelt es sich um Fotos von Dorothea van der Koelen, die Günther Uecker bei seiner Arbeit an den Nagelbildern „Wind I“und „Wind II“zeigen und vom Künstler mit weißen Übermalungen versehen worden sind.
Untrennbar mit Ueckers Namen ist die Gruppe Zero (Heinz Mack, Otto Piene, Günther Uecker) verknüpft, die sich als erste deutsche Künstlerbewegung nach dem Zweiten Weltkrieg einen internationalen Ruf aufbaute. 1971 vertrat Günther Uecker Deutschland auf der Biennale von Venedig. 1977 schuf er das große Wandrelief für das UNO-Gebäude in Genf. 1999 gestaltete er den Andachtsraum des Berliner Reichstags.
Günther Uecker ist Maler, Büchermacher, Grafiker, Bildhauer und Objektkünstler, auf allen diesen Feldern hat er Maßstäbe gesetzt. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf.