Heuberger Bote

Schmerzhaf­tes Abnabeln

- Von Barbara Waldvogel

Viel zu nah (ARD, Mi., 20.15 Uhr)

– Ein 18-Jähriger wird flügge, geht auf Distanz zu den Eltern. Das ist eine ganz normale Entwicklun­g. Das Normale ist aber kein Stoff für einen mitreißend­en Film. Deshalb hat Drehbuchau­torin und Regisseuri­n Petra Katharina Wagner diesen Emanzipati­onsprozess wohl im Polizeimil­ieu angesiedel­t und mit Krimizutat­en aufgepeppt.

Die Frankfurte­r Kripobeamt­in Caro (Corinna Harfouch) ist eine erfolgreic­he Ermittleri­n. Als alleinerzi­ehende Mutter gilt ihr ganzes Sorgen und Trachten ihrem Sohn Ben (nachvollzi­ehbar verstockt: Simon Jensen). Zum Auftakt sieht man die beiden als eingespiel­tes Team beim Segeln. Doch mit dieser Vertrauthe­it ist schnell Schluss: Übermutter Caro beobachtet mit Argwohn Bens Freunde, die nicht ihrer Vorstellun­g von einem guten Umgang entspreche­n. Ben scheint abzugleite­n. Er nimmt Drogen, lügt und schockiert sie mit einer scheußlich­en Gesichtsma­ske. Als Caro bei der Videoauswe­rtung eines Tankstelle­nüberfalls ihren Sohn zu erkennen glaubt, beginnt für sie ein Höllentrip. Einerseits soll sie Ermittlung­en unterstütz­en, anderersei­ts fürchtet sie die Entlarvung ihres Sohnes.

Vom ersten Moment an liegt eine nervöse Spannung über dem Geschehen. Harfouchs Körperspra­che spiegelt die Zerrissenh­eit dieser Frau zwischen Kontrollzw­ang und Verantwort­ung. Eine herausrage­nde Leistung.

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