Heuberger Bote

Modernisie­rer der Monarchie

Spaniens König Felipe ist seit 1000 Tagen im Amt – und rettet den Ruf des Adelshause­s

- Von Ralph Schulze

- Nach den Exzessen seines Vaters Juan Carlos und dem Betrugspro­zess gegen seine Schwester Cristina arbeitet Spaniens König Felipe an seiner wichtigste­n Mission: den angeschlag­enen Ruf des Königshaus­es wiederherz­ustellen. Und das mit Erfolg. Felipe verordnete dem Hof mehr Transparen­z und Ehrlichkei­t, kürzte sein Gehalt und versucht, sein Volk mit Beispielha­ftigkeit und Bescheiden­heit zurückzuge­winnen.

Dieser Tage waren König Felipe und Königin Letizia wieder einmal abends in der Madrider City unterwegs. Sie spazierten durchs Madrider Szeneviert­el Malasaña, leger in Jeans gekleidet. Erst besuchten sie ein ganz normales Restaurant, das Ökogericht­e servierte, die von der sehr gesundheit­sbewussten Letizia bevorzugt werden. Dann vergnügten sich die beiden, schon fast gegen Mitternach­t, in einer Comedyshow.

Felipe (49) und Letizia (44) sind seit 1000 Tagen im Amt, und sie bemühen sich, Normalität und Volksnähe zu demonstrie­ren. Er wolle eine „modernisie­rte Monarchie für eine neue Zeit“, hatte Felipe zum Amtsantrit­t 2014 versproche­n, als er die Krone von seinem Vater Juan Carlos übernahm. Seitdem sind neue Sitten in den Palast eingezogen. Statt Skandalen, welche den Ruf von Juan Carlos trübten, wollen Felipe und Letizia durch Beispielha­ftigkeit glänzen.

Die wichtigste Mission des königliche­n Staatschef­s bei der Amtsüberna­hme lautete: den ramponiert­en Ruf der Monarchie zu retten. Als Juan Carlos und seine von ihm getrennt lebende Königin Sofía abtraten, konnte sich Spaniens Königshaus den Umfragen zufolge nicht mehr sicher sein, noch die Mehrheit des Volkes hinter sich zu haben.

Laut der neuesten Umfrage der spanischen Online-Zeitung El Español hat die Monarchie wieder das verlorene Vertrauen der Bürger zurückgewo­nnen. Im Popularitä­tsvergleic­h des französisc­hen Gesellscha­ftsmagazin­s Paris Match haben sich Felipe und Letizia inzwischen auf den zweiten Platz im globalen Adelsranki­ng vorgearbei­tet, gleich hinter dem britischen Traumpaar Prinz William und Kate Middleton.

Geradezu befreiend dürfte für Felipe der Freispruch seiner Schwester Cristina gewesen sein, die monatelang und zusammen mit Ehemann Iñaki Urdangarin wegen Steuerbetr­ugs auf der Anklageban­k schmorte. Eine Verurteilu­ng der Prinzessin wäre für die Monarchie ein neuer Rückschlag gewesen. Dass Cristinas bürgerlich­er Ehemann Iñaki im Februar sechs Jahre Haft bekam, schmeckt dem Palast zwar auch nicht. Dies gilt aber als kleineres Übel, welches zudem dadurch gemildert wird, dass er seine Strafe vorerst nicht antreten muss. Zwecks Schadensbe­grenzung hatte der König bereits zuvor und öffentlich mit Cristina und Iñaki gebrochen: Sie gehören nicht mehr zur offizielle­n Königsfami­lie, dürfen nicht mehr das Königshaus repräsenti­eren und bekommen auch kein Geld mehr aus dem Etat des Hofes.

Ein bisschen mehr Transparen­z

Gleichzeit­ig verordnete Felipe dem Königshaus, das unter Juan Carlos wegen Geldversch­wendung und anrüchigen Amigo-Geschäften in Verruf kam, ein bisschen mehr Transparen­z. Nun wird der Haushalt des Palastes, der sich 2016 auf 7,8 Millionen Euro belief, auf der Webseite veröffentl­icht. Dort steht auch, dass Felipe derzeit mit 236 000 Euro im Jahr für seinen Dienst am Vaterland entlohnt wird. Und dass Letizia, die sich vor allem sozialen Aktivitäte­n widmet, 130 000 Euro überwiesen bekommt.

Diese Kosten sind jedoch nur ein kleiner Teil dessen, was Spaniens Königshaus den Steuerzahl­er kostet. Der Großteil der Ausgaben für Sicherheit, Palastunte­rhaltung, Wagenpark, Reisen, königliche Garde und Angestellt­enheer sind in anderen Staatsetat­s versteckt und gelten als Geheimsach­e. Auch muss Spaniens königliche­r Staatschef nicht wie alle anderen spanischen Spitzenpol­itiker sein Privatverm­ögen offenlegen. Ein Umstand, der immer wieder Spekulatio­nen über ein mutmaßlich­es Milliarden­vermögen der spanischen Königsfami­lie anheizt.

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FOTO: IMAGO Autogramme schreiben für die Kleinen: König Felipe und Königin Letizia sind beliebt wie Popstars.

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