Heuberger Bote

Ausgelotte­t

Lotte hält beim 0:3 (0:0) lange mit dem BVB mit, doch die nächste Pokalsensa­tion bleibt aus

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(fil/SID/dpa) - Fast eine Stunde hatten die wackeren Sportfreun­de aus Lotte dem Ansturm des Dortmunder Starensemb­les getrotzt und nach 63 Sekunden sogar die erste Großchance gehabt; Bernd Rosinger hatte BVB-Torwart Roman Bürki umspielt, sein Pass in die Mitte jedoch keinen Abnehmer gefunden. Bis zur 57. Minute dieses Nachholspi­els im Viertelfin­ale des DFB-Pokals lag die Sensation nicht unbedingt in der Luft, aber immerhin doch auf dem Osnabrücke­r Rasen. Über den Lottes Stadionspr­echer noch Witzchen gemacht hatte. „Wir haben den Rasen aus unserem Stadion mitgebrach­t“, hatte er den Fans zugerufen – in Anspielung auf den Matschsump­f in Lotte, der den Anpfiff der Partie vor drei Wochen nicht zugelassen hatte und weswegen man sich am Dienstag nun endlich in Osnabrück an der Bremer Brücke traf. Wo das Grün freilich auch nicht das allerbeste, aber doch recht ordentlich war.

Doch das alles war in der 57. Minute egal: Ousmane Dembélé, Dortmunds junger Superdribb­ler, rannte Lottes Gegenspiel­ern davon, passte den Ball zu Christian Pulisic, diesem anderen Jung-Siegfried in Dortmunds Mannschaft, und der schloss ab mit einem Beintunnle­r gegen Lottes Keeper Benedikt Fernandez zum 1:0. In der 66. Minute erhöhte André Schürrle, der statt des angeschlag­enen Pierre-Emerick Aubameyang im Sturmzentr­um agierte, sieben Minuten vor Ende der regulären Spielzeit traf Marcel Schmelzer noch mit einem direkt verwandelt­en Freistoß. 0:3 (0:0) – ausgelotte­t, die schönste Geschichte des diesjährig­en DFBPokals hat ein Ende gefunden. Im Halbfinale treffen sich am 25. oder 26. April in München nun der BVB und der FC Bayern. Same procedure as every year, obgleich eine Runde früher als sonst oft.

„Wir haben in der ersten Halbzeit gut mitgehalte­n“, sagte Lottes Offensivsp­ieler Kevin Freiberger. „Ich glaube, dass wir erhobenen Hauptes nach Hause fahren können.“Das konnten sie tatsächlic­h, auch wenn es nur zwölf Kilometer sind von Osnabrück nach Lotte, die Fahrt also recht kurz dauerte. Die Sportfreun­de hatten ja auch in diesem Spiel gezeigt, wie ein Außenseite­r ein Pokalspiel angehen muss: Laufstark, hart am Mann und nach Ballgewinn blitzschne­ll nach vorn hatte der Drittligis­t gespielt und so einige Schwächen in der Dortmunder Defensive aufgedeckt. Da dem BVB offensiv die Präzision fehlte – beispielsw­eise bei Schüssen von Gonzalo Castro und Raphael Guerreiro –, war ein Spiel auf Augenhöhe entstanden. Bis eben zum ersten Tor.

Dortmund winkt Rekord

BVB-Trainer Thomas Tuchel, der in letzter Zeit ohnehin seine milde Seite entdeckt hat und in der 86. Minute dem schwedisch­en Zehnmillio­nenWinterz­ugang Alexander Isak zum Debüt im BVB-Trikot verhalf, zeigte sich zufrieden. „Dickes, dickes Kompliment für meine Mannschaft“, sagte er, er sei „sehr zufrieden“, weil seine Spieler „den Platz und das Niveau angenommen und es seriös gespielt haben“. Mittelfeld­spieler Gonzalo Castro war noch ein wenig euphorisch­er. „Schöner könnte es nicht sein: 3:0. Mund abputzen. Jetzt geht's weiter gegen Bayern“, sagte er. Mit einem Sieg in München könnte der BVB zum vierten Mal in Serie das Finale im Berliner Olympiasta­dion erreichen – was noch keiner Mannschaft gelang. „Das ist nicht die beste Auslosung. Aber wenn man den Pokal gewinnen will, muss man ohnehin irgendwann gegen Bayern gewinnen“, sagte Schmelzer.

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